Merken

Buchpremiere in Bautzen - Lebenswege von Nato-Deserteuren im Fokus

Jubiläen wie der 60. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR fordern zur Geschichtsbetrachtung geradezu heraus. Auch in Bautzen spielen dieses und andere Themen im Laufe des Jahres eine Rolle.

Teilen
Folgen

Bautzen. Ein wenig bekanntes Kapitel des Ost-West-Konflikts rückt am 21. März bei einer Buchpremiere in Bautzen in den Blickpunkt. Der Autor Peter Köpf gibt dabei Einblick in sein Werk „Wo ist Lieutenant Adkins?“. Das Buch beschreibt zehn Schicksale desertierter Nato-Soldaten in der DDR, teilte die Gedenkstätte Bautzen am Dienstag mit. Als Ort für das Podiumsgespräch sei bewusst die Villa Weigang gewählt worden. In dem Jugendstilbau fanden viele Deserteure und Flüchtlinge aus dem Westen ihre erste Unterkunft. Nach der Flucht in den Osten umwarb die Staatssicherheit die übergelaufenen Nato-Soldaten.

Mit der Buchpremiere startet die Gedenkstätte im früheren Bautzener Stasi-Gefängnis ihr Jahresprogramm. Für 2013 sieht es 14 Veranstaltungen vor. Die erste von drei Sonderausstellungen in diesem Jahr widmet sich vom 24. April an der Jugendopposition in der DDR. Im Mittelpunkt stehen 18 Jugendliche, die sich der SED-Diktatur entgegenstellten. Unter dem Titel „Wir wollen freie Menschen sein!“ öffnet am 30. Mai eine Ausstellung über den Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Die dritte Sonderschau stellt ab 30. Oktober das Projekt „Gefühle im Unrechtsstaat, Generation 2“ vor. Der Kölner Fotograf Sebastian H. Schroeder porträtierte dafür ehemalige politische Gefangene der DDR.

Mit „Kino im Freihof“ wird im Juli eine Reihe fortgesetzt, die in den vergangenen beiden Jahren gut angenommen worden sei, hieß es. An fünf Abenden werden Agentenfilme gezeigt, etwa über Stasi-Spione bei ihrer geheimen Arbeit in der Bundesrepublik oder über CIA-Mitarbeiter im Nahen Osten. In einem Vortrag am 12. November geht es erneut um die Villa Weigang. Als „Haus der internationalen Solidarität“ bot sie von 1953 bis 1964 Amerikanern, Engländern, Belgiern, Franzosen, Holländern und anderen Ausländern aus dem Westen Zuflucht.

Die Gedenkstätte zählte 2012 das dritte Jahr in Folge weit über 100 000 Besucher. Die Einrichtung erinnert an die Opfer politischer Verfolgung in der Zeit von Diktaturen in beiden Bautzener Gefängnissen. Eines davon nutzte die Staatssicherheit von 1956 bis 1989 als Sonderhaftanstalt, um etwa Republikflüchtlinge, Spione westlicher Geheimdienste oder straffällig gewordene SED-Funktionäre einzusperren. (dpa)