Großenhain. Birgit Wiesner toppt mit ihren Ideen so manchen Marketingexperten. Der beliebten Verkäuferin ist am Freitag letzter Woche eingefallen, die Großenhainer könnte ja vielleicht beim Ausräumen des alten Ladens am Großenhainer Hauptmarkt helfen, damit es schneller geht.
Gesagt, getan. Ein Aufruf in den sozialen Netzwerken – und die Freiwilligen kamen tatsächlich. Packten Kisten mit Konserven und Gläsern, sortierten Flaschen und bauten Regale ab.
Marko Hoffmann, der den Großenhainer Traditionsladen übernommen hat, natürlich mit vor Ort, die Hand voller Artikel-Listen. „Die Waren mit langer Haltbarkeit lagern wir ein und übernehmen sie im neuen Geschäft. Was schneller raus muss, kommt jetzt mit in meine Läden in Laußnitz und Sacka“, sagt Marko Hoffmann.
Aus dem geschlossenen Edeka-Markt in Radeburg werden derweil die Regale für den Großenhainer Laden zum Abtransport zusammengepackt. Unter den kleineren Märkten der Region ist durch die Insolvenz der Edeka-Märkte, zu denen auch Kirst und Co. in Großenhain gehört, einiges in Bewegung geraten. Denn nicht nur der Betreiber wechselt mit Marko Hoffmann, sondern auch der Lebensmittellieferant.
Neuer Lieferant aus dem Norden
Die Edeka-Gruppe hat es jetzt abgelehnt, den kleinen Eckladen in Großenhain weiter zu versorgen. Zu wenig Quadratmeter, so die Lesart. „Wenn es die Insolvenz nicht gegeben hätte und Kirst und Co. nahtlos in der Edeka-Familie geblieben wäre, hätte es vielleicht anders ausgesehen“, räumt Marko Hoffmann ein. Seine beiden anderen Märkte in Laußnitz und Sacka werden von Edeka beliefert.
Für Großenhain hat der junge Mann jetzt mit der Bela Handels GmbH & Co. KG in Wittenhagen bei Stralsund einen neuen Lebensmittellieferanten gefunden. Im Jahr 1892 in Kiel gegründet, ist die Bartels-Langness-Gruppe (kurz Bela) heute ein erfolgreiches Familienunternehmen im Norden. Stammgeschäft der Bela ist der Lebensmittelgroß- und -einzelhandel.
Daneben gehören verschiedene Aktivitäten im Bäckereihandwerk- und –handel, im Tiernahrungsfachhandel, im Großverbrauchergeschäft in den Markant- und Familia-Märkten sowie ein eigenes Weinimporthaus und ein Weingut zum Unternehmen. Die Gruppe beliefert zudem über 14 000 Tankstellen in Deutschland und 40 Supermärkte des Konsum Dresden.
Die Helfer interessieren solche Hintergründe weniger. Sie wollen, dass „ihr Laden“ schnell wieder öffnet. Am Donnerstag kommen noch mehr Leute helfen. Je schneller ausgeräumt ist, umso zügiger kann Vermieterin Katja Brocke-Heidrich mit dem Renovieren beginnen lassen.
Eh die Handwerker durch sind, kann durchaus Ende Februar, Anfang März bis zur Neueröffnung herankommen. Dann sogar auf ein paar Quadratmetern mehr als im alten Laden. Marko Hoffmann nimmt das Lager zur Verkaufsfläche dazu, weil der neue Lieferant zweimal die Woche frisch nachsortiert. Auch der frühere Eingang vom Kirchplatz wird mit dem Umbau wieder zugänglich gemacht.
Dann lüftet sich für die Großenhainer auch ein kleines Geheimnis in den ehemaligen Weinstuben, das jetzt seit Jahren gut verborgen hinter Pressspan ruhte – der historische Kachelofen von Kirst und Co. Für die SZ nahm Birgit Wiesner gestern kurzerhand den Akkuschrauber zur Hand und entfernte schon mal die Verkleidung für einen ersten Blick.
Selbst Marko Hoffmann ist von dem reich verzierten Ofen beeindruckt und hat versprochen, sich für die Präsentation des guten Stücks im Laden noch etwas Schönes einfallen zu lassen.