Von Claudia Drescher
Auerbach. Mehr als 10 000 Fahrgäste haben im ersten Jahr den Bürgerbus im Vogtland genutzt. Drei grüne Kleinbusse drehen seit Anfang März 2017 in Adorf, Bad Elster und Lengenfeld ihre Runden. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, zieht Olaf Schlott Bilanz. Er ist Vorsitzender des Vereins „Bürgerbus Vogtland“ - und für ihn ist die Resonanz aus der Bevölkerung durchweg positiv. Insbesondere älteren Menschen habe man damit ein kleines Stück Lebensqualität, Selbstfürsorge und Teilhabe am öffentlichen Leben zurückgeben können - zum üblichen Bustarif.
Derzeit sitzen 22 ehrenamtliche Fahrer hinter dem Lenkrad, um vor allem Senioren dabei zu helfen, leichter zum Einkaufen oder zum Arzt zu kommen. Zu Beginn des Projekts waren es erst 14 Freiwillige. „Es steht und fällt mit guten Fahrern, sie sind die wesentliche Stütze des Projekts“, sagt Torsten Müller, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Vogtland (VVV). Das Unternehmen trägt den Bürgerbus gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben von Reichenbach und Plauen sowie den drei Kommunen. Gefördert wird es vom Freistaat. Man sei fortlaufend auf der Suche nach weiteren Fahrern, um das bestehende Angebote zu sichern und gegebenenfalls zu erweitern.
Nachjustiert wurde demnach bereits im ersten Jahr: So fährt der Bürgerbus in Bad Elster nun an drei statt zwei Tagen. In Adorf habe man neue Haltestellen ergänzt. „Der Bürgerbus soll bürgernah sein, die Fahrgäste sollen sich einbringen“, erläutert Müller. So gebe es derzeit auch für Lengenfeld Überlegungen, den Tourenplan abzuändern und sich vor allem auf den stark frequentierten Vormittag zu konzentrieren, sagt Wolfgang Wunderlich, zuständiger Koordinator und selbst Bürgerbus-Fahrer in Lengenfeld.
Die Gemeinde ist ein gutes Beispiel für die Situation im ländlichen Raum: Lengenfeld erstreckt sich über ein Gebiet von 50 Quadratkilometern und hat sieben Ortsteile. Eine wirtschaftlich funktionierende Anbindung ist schwierig, der öffentliche Nahverkehr entsprechend ausgedünnt.
Der Bürgerbus erweist sich seit seinem Start als sinnvolle Ergänzung der bestehenden Bus- und Bahnlinien, ist Müller überzeugt. „Wir fahren jetzt Haltestellen an, die vorher nicht bedient wurden.“ Demnach stoppt der Bus mit acht Plätzen alle paar hundert Meter, damit die Fahrgäste möglichst kurze Wege haben. Das Interesse sei entsprechend groß, Leerfahrten eine Seltenheit.
Vorreiter im Freistaat ist die Lommatzscher Pflege (Landkreis Meißen). Seit 2008 macht der dortige Bürgerbus-Verein kleine Ortschaften mobil, die der öffentliche Nahverkehr noch nie auf dem Schirm hatte. Rings um die Kleinstadt Lommatzsch und die Gemeinde Käbschütz gibt es zahlreiche Siedlungen mit nur 20 bis 50 Bewohnern, erläutert Vorsitzende Ute Schwäbe.
Sieben ehrenamtliche Fahrer decken drei Touren pro Woche auf zwei Linien ab. „Seit Beginn zählen wir konstant rund 1500 Fahrgäste pro Jahr“, sagt Schwäbe. Gefördert werde das Projekt durch den Landkreis, den Kleinbus stellt die Verkehrsgesellschaft Meißen.
Auch durch Arzberg in Nordsachsen rollt seit einem Jahr ein Bürgerbus, finanziert durch den Landkreis. Seit dem Start wurden 1250 Fahrgäste befördert, sagt Bürgerbus-Beauftragter Ronald Weidner. Im Gegensatz zu den anderen beiden sächsischen Projekten fährt der Arzberger Bus nur nach Anmeldung in die 18 Ortsteile der Gemeinde sowie sechs weitere Ziele um Umkreis. Jeden Donnerstag werde bei entsprechender Reservierung der einzig verbliebende Lebensmittelmarkt in Arzberg angesteuert. Aktuell seien elf Fahrer sowie acht Helfer für Telefondienst und Planung im ehrenamtlichen Einsatz. (dpa)