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Bürohaus wird Gesundheitszentrum

Klinik-Chef Dr. Ralf Lange hat das Haus Muldenstraße 1 gekauft. Dort zog bereits die erste Facharztpraxis ein.

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© André Braun

Es gibt keine Bananen oder Westmark. Vor dem Bürohaus an der Muldenstraße stehen die Leute für einen Augenarzttermin in einer 100 Meter langen Schlange an. Roswitha Hesse hat es nach zwei Stunden fast bis zur Eingangstür geschafft. „Wir fahren jedes Jahr mehrmals bis nach Altenburg zum Augenarzt, weil wir hier keine Termine bekommen“, erzählt sie. Das Anstehen nimmt sie gerne in Kauf. „Es nützt ja nix, wenn man drankommen will“, sagt die Döbelnerin.

Günter Sobottka aus Döbeln hat es schon von der Kauflandkreuzung bis in das neue Ärztehaus an der Muldenstraße geschafft. Seit 7.30 Uhr steht er in der Schlange. Die Luft ist dick. Beschweren will er sich trotzdem nicht. Die gefragteste Person des Tages ist vermutlich Susann Breselow. Die Sprechstundenhilfe vergibt seit zwei Stunden Termine. „Wir wussten, dass es voll wird“, sagt sie. Mit diesem Ansturm hat sie dann aber doch nicht gerechnet. Viele Patienten haben gleich mehrere Chip-Karten mitgebracht und lassen sich Termine für Angehörige geben. Aus dem Fenster will Susann Breselow lieber gar nicht schauen. Die Mittagspause ist vermutlich gestorben. Ein paar Türen weiter hängt Mechthild Kny am Telefon, das ununterbrochen klingelt, und vergibt Termine. Die Stimmung in der Warteschlange ist noch gut. Auch wenn jeder genau beäugt wird, der sich vordrängelt – und sei es, weil er aufs Klo muss. „Schicken Sie einen Abzug von ihrem Artikel an den Gesundheitsminister“, fordert die ebenfalls wartende Maike Merkel.

Die Gemeinschaftspraxis für Augenheilkunde um den Initiator Dr. Peter Richter beginnt am kommenden Montag mit der Sprechstunde. Damit sind die fünf Augenärzte die ersten Fachärzte, die nach den Plänen des Geschäftsführers des Klinikum Döbeln, Dr. Ralf Lange, an der Muldenstraße 1 die Arbeit aufnehmen. Lange hat das Gebäude gekauft, das zuletzt von der Rentenversicherung und dem Landratsamt genutzt wurde, um ein Gesundheitszentrum aufzubauen. Zwei Tage vor der Flut, die das Haus verschont hat, habe er seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt vergingen anderthalb Jahre. Ewige Verhandlungen mit dem Vorbesitzer, TLG Immobilien, hätte den Kauf in die Länge gezogen. Für wie viel Geld Lange das Haus gekauft hat, wollte er nicht verraten. Nur so viel: „für einen hohen siebenstelligen Betrag.“ Das Haus liegt nahe am Fluss. Lange fordert, dass schnell etwas zum Flutschutz getan wird.

Weiteres Geld wird der Klinikchef nun investieren müssen, um die Büros in Arztpraxen umzufunktionieren. Mit einem niedergelassenen Allgemeinmediziner, der in die Muldenstraße einziehen würde, habe er bereits gesprochen. Zu weiteren Fachrichtungen, die kommen könnten, hält sich Lange bedeckt: „Wir haben viele Anfragen bekommen. Niedergelassene Ärzte kommen auch nicht gleich aus ihren bestehenden Mietverträgen raus.“ Dabei solle das Gebäude ausschließlich der medizinischen Versorgung dienen. Andere „fachfremde“ Mieter will Lange nicht unter seinem Dach haben.

Das Gesundheitszentrum soll das ambulante Gegenstück zur Klinik werden. Davon profitieren auch die Augenärzte. Sobald sie einen weiteren Kollegen im Team haben, wollen die Ärzte auch Operationen anbieten. Da sie an der Muldenstraße aber noch keine Möglichkeit dazu haben, werden sie auf die Operationssäle in der Klinik ausweichen. Dann müssen die Patienten aus dem Altkreis nicht mehr die weiten Wege in die Großstädte zurücklegen.