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Missbrauch: Spuren führen nach Sachsen

Im Zusammenhang mit dem Komplex Bergisch Gladbach hat die Polizei am Mittwoch die Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht.

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Im Zuge der Ermittlungen zum Missbrauchsfall Bergisch Gladbach hat die Polizei bundesweit Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht. Es geht um den Verdacht des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie.
Im Zuge der Ermittlungen zum Missbrauchsfall Bergisch Gladbach hat die Polizei bundesweit Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht. Es geht um den Verdacht des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie. © Federico Gambarini/dpa

Dresden/Köln. Im Zusammenhang mit einem großen Fall von Kindesmissbrauch, der in Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) seinen Ausgang nahm, hat die Polizei auch in Sachsen fünf Tatverdächtige ins Visier genommen. Bei Razzien seien am Dienstag 13 Objekte in Sachsen durchsucht worden, sagte der Leiter der Ermittlungskommission "Berg", Michael Esser, am Mittwoch in Köln. Nähere Angaben zu den Orten der Durchsuchungen wurden nicht gemacht. Auch das sächsische Landeskriminalamt, das die Aktion leitete, hüllt sich dazu in Schweigen.

Bei dem Einsatz der Polizei am Dienstag sei es einem Tatverdächtigen gelungen, sein Mobiltelefon zu zerstören, bevor die Beamten es sicherstellen konnten, berichtete Esser. Unter den insgesamt fünf sächsischen Tatverdächtigen sei auch ein einschlägig vorbestrafter Mann. Bei der Aktion wurden Handys, Tablets und Datenträger beschlagnahmt.

Auf die Spur der Verdächtigen kam die Polizei durch Chats in einem Messengerdienst, in dem Personen kinderpornografisches Material austauschten. Auf richterlichen Beschluss hin habe der Betreiber des Dienstes der Polizei Daten zur Verfügung gestellt. "In kriminalistischer Kleinarbeit" sei es den Ermittlern dann gelungen, den Pseudonymen echte Namen zuzuordnen, berichtete Esser.

2.000 Beweismittel sichergestellt

Die Razzien im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach richteten sich bundesweit gegen 48 Männer und 2 Frauen in 12 Bundesländern. Die Aktion vom Dienstag sei die größte der Ermittlungskommission bisher gewesen, so Esser. Die Tatverdächtigen stünden nicht im Verdacht, selbst Kinder missbraucht zu haben. Ihnen würden der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. Insgesamt waren den Angaben zufolge rund 1.000 Polizisten im Einsatz, die mehr als 2.000 Beweismittel sicherstellten.

"Wir geben den Kampf gegen Pädokriminelle nicht auf", betonte Esser. Die Ermittler setzten immer mehr Puzzleteile zusammen, um Kinder aus den Fängen ihrer Peiniger zu retten und die Täter dingfest zu machen. Niemand, der Missbrauch begehe oder an Bildern davon Gefallen finde, solle noch ruhig schlafen können.

Der Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) bei der Kölner Staatsanwaltschaft, Markus Hartmann, sprach von einem "neuen Deliktbild". Es handele sich um "vernetzte Strukturen" im Internet und in sozialen Medien, bei denen die Beteiligten "in Kommunikationsbeziehungen zu den Themen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie eintreten". Ein derart großer, überregional koordinierter Einsatz wie am Dienstag sei zwar sehr personalaufwendig. "Es ist aber bei einer umfassenden Betrachtung des Deliktphänomens der einzig zielführende Ansatz."

Insgesamt gibt es in dem Missbrauchskomplex deutschlandweit inzwischen mehr als 200 identifizierte Beschuldigte. Es gab bereits erste Urteile. Vor dem Kölner Landgericht begann kürzlich auch der Prozess gegen einen 43-Jährigen aus Bergisch Gladbach, bei dem der gesamte Fall seinen Ausgang genommen hatte. Im Haus des Familienvaters hatten Ermittler im vergangenen Oktober Unmengen kinderpornografischer Daten gefunden.(dpa)