Von Harald Daßler
Um ein ganzes Jahr verspätet werden Burgberg-Aufzug und Parkhaus in Meißen ihren Betrieb aufnehmen. Das erklärte Meißens Baudezernent Steffen Wackwitz auf den Baustellen in der Meisastraße. Bei einem Stadtteilrundgang hatten sich Oberbürgermeister Olaf Raschke und die Rathaus-Amtsleiter hier über den Stand der Bauarbeiten informiert.
Als Grund für die erneute Verzögerung nannte er die Folgen durch statische Probleme, deren Ursache auch im porösen Baugrund im Meisatal liegt. Dadurch waren zusätzliche Untersuchungen und Arbeiten zur Hangsicherung erforderlich. Ebenso wirke sich die Tatsache, dass der verwendete Beton jeweils mindestens 14 Tage zum Aushärten benötigt, auf den zeitlichen Ablauf der Bauarbeiten aus.
Gemeinsam mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement sei nun entschieden worden, Aufzug und Parkdeck erst im nächsten Frühjahr offiziell in Betrieb zu nehmen. Auch wenn die Bauarbeiten noch zum Jahresende beendet werden könnten, mache eine Inbetriebnahme nach der Saison keinen Sinn, so der Meißner Baudezernent. Als Termin ist der 8.Mai 2011 im Gespräch, wenn die neue Dauerausstellung in der Albrechtsburg eröffnet wird.
Ursprünglich sollte der Aufzug in diesem Mai, zur Eröffnung der neugestalteten Albrechtsburg und der großen Sonderschau „Der Stein der Weis(s)en“, in Betrieb genommen werden. Dass das im Porzellan-Jubiläumsjahr nicht gelungen ist, habe die Albrechtsburg Besucher gekostet, ist der stellvertretende Schloss-Leiter Peter Math überzeugt. Die Albrechtsburg hofft auf einen Zuwachs an Gästen, wenn der Aufzug in Betrieb ist und ganze Reisegruppen bequem auf den Burgberg kommen können, so Peter Math.
Grobe Planungsfehler prangert der Meißner Stadtrat Wolfgang Tücks (Unabhängige Liste Meißen) an: „Seit dem Neubau der Meisa-Straße Ende der 90er Jahre waren die Baugrund-Probleme hier bekannt“, erklärt er, warum er die Überraschtheit der Verwaltung nicht gelten lässt.
Stadtrat spricht von „Meißen 21“
Mit dem Hinweis darauf, dass bislang lediglich Tiefbauarbeiten ausgeführt wurden, begründet Tücks Befürchtungen in Meißen, die Baukosten könnten aus dem Ruder laufen. In Anspielung auf den immer teurer werdenden Bahnhofsumbau in Stuttgart, der bundesweit in die Schlagzeilen geriet, bezeichnet er das Aufzugsprojekt in der Domstadt nur noch als „Meißen 21“.
Skeptisch beurteilt Wolfgang Tücks Beteuerungen aus dem Rathaus, die Baukosten werden trotz der Verzögerungen im festgelegten Rahmen von insgesamt 2,1 Millionen Euro bleiben: „Die Ausschüsse befassen sich gerade mit einem Nachtrag von 100000 Euro. Aber damit ist es nicht getan. Denn es gibt bereits Signale, dass weitere Mehrkosten entstehen“. Er verweist darauf, dass die Stadträte ohnehin nur 1,8 Millionen Euro für den Aufzugbau bewilligt hatten. Ein Puffer von weiteren 300000 Euro, das der aktuellen Meißner Haushalt für das Prestige-Projekt bereithält, komme einer Kostenexplosion durch die Hintertür gleich.
Kritik übt Wolfgang Tücks auch daran, dass offiziell noch kein schlüssiges Konzept zum Betrieb des Aufzuges vorliegt. Somit sei momentan überhaupt nicht kalkulierbar, welche zusätzlichen Kosten der Burgberg-Aufzug für die Stadt Meißen noch mit sich bringt.