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Bus lässt Schüler stehen

Wieder gibt es Ärger um die Linie 308. Die Eltern sind genervt und wollen die Situation nicht länger hinnehmen.

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© Symbolbild/Arvid Müller

Von Nadine Steinmann und Sven Görner

Radeburg/Medingen. Gerade mal eine Woche ist das neue Schuljahr in Sachsen alt. Und schon gibt es beim Schülerverkehr wieder Ärger. Und der hängt mal wieder mit der Buslinie 308 zusammen, die zwischen Radeberg und Radeburg verkehrt. Denn am Donnerstagmorgen war der Bus, der kurz nach sieben durch Medingen rollt, bereits rappelvoll. Und es mussten noch rund 30 Kinder in Großdittmannsdorf eingesammelt werden. „Mein Sohn hat mir ein Bild geschickt von dem Bus. Es war unfassbar“, erklärt Jens Purschwitz, Ortschaftsrat in Medingen. Die Krönung des Tages: Zwei Grundschüler mussten in Großdittmannsdorf tatsächlich stehengelassen werden, weil der Bus zu voll war.

Dabei ist das Problem nicht neu. Seit Jahren machen Eltern aus Großdittmannsdorf und Medingen darauf aufmerksam, dass die eingesetzten Busse zu klein sind und obendrein noch oft unpünktlich fahren. Betroffen sind davon neben den Schülern, die nach Radeburg in die Grund- und Oberschule wollen, auch Radeburger und Medinger, die das Gymnasium in Dresden-Klotzsche benutzen. Vor knapp zwei Jahren hatte es eine Gesprächsrunde, unter anderem mit der Radeburger Bürgermeisterin und dem Bürgermeister Ottendorf-Okrillas, gegeben. Zum Positiven geändert hat sich seitdem nichts. Im Gegenteil.

Denn die Radeburger Oberschule hat in diesem Jahr sogar noch eine weitere fünfte Klasse aufgemacht. Damit habe sich vor allem auch die Zahl der Schüler aus Großdittmannsdorf und Medingen weiter erhöht, sagt Michael Ufert, der Leiter der Heinrich-Zille-Oberschule. Vor zwei Jahren kamen etwa 70 der Zille-Schüler aus diesen Orten.

„Unterm Strich gibt es in der neuen fünften Klasse noch einmal neun Schüler mehr aus Medingen, als abgegangen waren“, erklärte Jens Purschwitz bereits im Juli gegenüber der Sächsischen Zeitung. Es war also bereits abzusehen, dass die Linie 308 zum neuen Schuljahr noch voller sein wird, als im vorangegangenen. Ebenfalls ärgerlich: Ein paar Minuten später fährt ein weiterer Bus in Richtung Radeburg. „Der kam aber in den vergangenen Jahren immer zu spät, sodass die Schulleitung alle Schüler gebeten hat, mit dem früheren Bus zu fahren“, erklärt Jens Purschwitz. Damit der Unterricht pünktlich beginnen kann.

Für Jens Purschwitz ist das Fass längst übergelaufen. Am 5. September möchte er das Problem beim Elternrat in der Radeburger Oberschule noch mal ansprechen. „So geht es nicht weiter“, erklärt der Vater, dessen Sohn in Radeburg die siebente Klasse besucht. Vor allem wollen er und die anderen Eltern nicht zwei weitere Jahre warten, bis sich an der Situation etwas ändert. Es müsse jetzt was geschehen.

Doch zwei Jahre mindestens sind genau die Prognosen, die die Verantwortlichen jetzt als zeitliche Richtlinie genannt haben, bis der Bus-Wirrwarr auf der Linie 308 besser werden soll. Nach jahrelangem Hin und Her scheint nun offenbar die Zuständigkeit etwas klarer geregelt zu sein. Da die 308 durch zwei Landkreise – Bautzen und Meißen – und die Landeshauptstadt fährt, war für die Eltern bisher kaum ein Ansprechpartner auszumachen. „Ich habe daher vorgeschlagen, dass die beiden Kreise und Dresden einen Vertrag schließen, um alles in einer Zuständigkeit zu bündeln“, sagt Michael Ufert.

Das scheint nun erfolgt zu sein. Die Hauptverantwortlichen sitzen an der Spree. Sie wollen sich nun fachlichen Beistand von außen mit ins Boot holen. „Wir haben dazu gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe eine Studie in Auftrag gegeben“, sagt Peter Meißner, Leiter des Straßenverkehrsamtes in Bautzen. Die Ergebnisse der Untersuchung werden bis Mitte 2017 erwartet. Doch auch dann werden sich die Probleme nicht von heute auf morgen abstellen lassen, bremst der Amtschef die Erwartungen.

Die Verträge für die Buslinien im Landkreis Bautzen laufen noch bis Ende 2018. Derzeit trifft die Kreisverwaltung die Vorbereitungen für die Neuausschreibungen. Die Ergebnisse aus der nun in Auftrag gegebenen Untersuchung sollen in die Ausschreibung mit einfließen. Frühestens ab 2019 könnte sich somit die Situation im Rödertal verbessern.

Für die betroffenen Eltern und auch den Radeburger Schulleiter ein Unding: „Es muss ja gar nichts grundsätzlich geändert werden“, sagt Michael Ufert. „Es reicht völlig zu, wenn eingehalten wird, was vorgegeben ist: Pünktlichkeit, Sicherheit und Größe. Ein größerer Bus würde die Situation sofort entspannen“, so der Schulleiter weiter. „Das ist doch problemlos planbar. Schließlich müssen die Eltern die Monatskarten ein halbes oder ein Jahr im Voraus bezahlen. Dafür können sie doch wohl auch erwarten, dass ihre Kinder nicht an der Haltestelle stehengelassen werden.“ Bei vollen Kassen im Freistaat sei es nicht akzeptabel, wenn hier gespart werde.