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Busmannkapelle wird verglast

Am Montag beginnen endlich die Arbeiten für die Schutzhülle. Trotzdem fehlt noch einiges bis zur Eröffnung.

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© Sven Ellger

Von Lars Kühl

Bei all dem Trubel um das „Lebendige Haus“ am Postplatz, in das nun wirklich immer mehr Leben einzieht, geriet die benachbarte Busmannkapelle zuletzt fast ins Vergessen. Unverändert zeigt sich ihr Zustand schon seit Monaten. Ab Montag wird sich das ändern.

Dann nämlich bereiten Spezialisten die Verglasung der Gedenkstätte für die Sophienkirche vor, erklärt Gerhard Glaser, Ex-Landeskonservator und zuständiger Bauleiter. Die ersten Teile sollen zwei Wochen später gesetzt werden. Vorher müssen Gerüste und ein Kran aufgestellt werden. Das Baufeld ist eng, Probleme dürfte es dennoch nicht geben, sagt Glaser.

Eigentlich sollten die schützenden Glaswände um die Busmannkapelle längst stehen, ursprünglich seit Ende 2015. Doch immer wieder gab es Aufschub. „Das ist eine innovative Glaskonstruktion“, begründet Glaser. „Durch diese Technologie entstanden Verzögerungen.“ Auch eine Sondergenehmigung war nötig. Unter anderem wurde lange nach dem richtigen Spezialkleber für dauerhafte Verbindungen gesucht. Seitenschwerter aus Glas geben zusätzlichen Halt für die 14 Meter hohen Wände. Die einzelnen Platten aus Sicherheitsglas sind in der Mehrzahl rund drei mal 4,50 Meter groß und werden in Paketen angeliefert. Glaser rechnet damit, dass die Glashülle um die Gedenkstätte Mitte September geschlossen ist. Zwei Zugänge, zum Neumarkt und zum Postplatz hin, wird es künftig geben, der erste behindertengerecht.

Ab Herbst wird Glas auch innen verwendet. Jetzt sind an vielen Stellen, wie an der Treppe zur Empore, noch Spanplatten angebracht. Sie werden durch den transparenten Baustoff ersetzt. Die Empore selbst bekommt einen Glasabschluss. Die originalen Sandsteinbrüstungen, die nach der Wende noch vorhanden waren, wie Glaser sich erinnert, sind mittlerweile verschollen. „Vielleicht tauchen sie wieder auf.“

Im September soll auch der Innenausbau beginnen. Dazu zählt neben einem Beleuchtungskonzept, das mit dem Licht im „Lebendigen Haus“ abgestimmt wird, eine Fußbodenheizung im Keller. Damit die verlegten Leitungen und Kabel im Winter nicht einfrieren. Denn eigentlich soll die Gedenkstätte in den kalten Monaten künftig nicht betrieben werden, höchstens zu Sonderveranstaltungen öffnen, wie dem 13. Februar, erklärt Glaser. Regulär könnten Gäste von Ostern bis zum Reformationstag die Busmannkapelle besuchen. Dann soll es täglich Führungen geben, organisiert von der Bürgerstiftung Dresden.

Gezeigt werden soll dabei auch der „Raum der Stille“ im Keller, der allerdings nicht barrierefrei, sondern nur über eine Treppe zu erreichen ist. Hier liegen an den Seiten ausgewählte Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert. Drei Goßgrüfte waren früher unterhalb der Sophienkirche übereinander angelegt, erzählt Glaser.

In der Mitte des Raumes steht hinter zwei originalen Sandsteinen ein dunkler großer Quader aus mehreren Blöcken. Einer davon, rechts unten in der Ecke, ist hell und trägt sechs Jahreszahlen: der Grundstein, den Ex-OB Helma Orosz Anfang 2010 legte. Damals lag die Baugenehmigung bereits über zwölf Monate vor. Fast acht Jahre später ist das Ende zwar nah, kann aber nicht terminiert werden. Denn 400 000 Euro fehlen immer noch. „Es ist schon grenzwertig, wie lange sich das Vorhaben hinzieht, auch für alle Beteiligten“, sagt Glaser. Der einzige Vorteil sei gewesen, dass so neue Ideen fortlaufend aufgenommen werden konnten. Das Projekt ist weiter auf Spenden angewiesen. Wie viel Geld bisher insgesamt für die Gedenkstätte geflossen ist, will der Bauleiter nicht sagen.

Richtig erlebbar wird die Gedenkstätte erst, wenn die Bildwerke wieder aufgestellt sind. Dazu zählen der restaurierte Schmerzensmann, der zurzeit in der Kreuzkirche steht, und die Büsten des Ehepaares Busmann. Die Familie gehörte im 14. und 15. Jahrhundert zu den bedeutendsten Patriziern der Stadt und war sehr reich. Lorenz Busmann war viermal Bürgermeister von Dresden. Er und seine Frau stifteten das Geld für die Seitenkapelle der Sophienkirche, die um 1400 gebaut und nach ihnen benannt wurde. Das Ehepaar hat bis heute überdauert – als Konsolsteine.