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Café Prag öffnet zum Nikolaus

23 Händler bauen gerade in der künftigen Markthalle ihre Stände ein. Die 50er-Jahre-Architektur bleibt erhalten.

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© Jörn Haufe

Von Bettina Klemm

Dresden. Lärm und Staub im Café Prag. Schön ist anders. „Aber die künftige Markthalle verändert sich derzeit stündlich. Wir wollen nun am 6. Dezember eröffnen und hoffen, dass nichts mehr dazwischenkommt“, sagt Marktleiter Sebastian Stampfl. Der Eigentümer Patrizia Immobilien AG aus Augsburg hat rund neun Millionen Euro in den Umbau investiert.

Restaurator Klaus-Peter Dyroff ergänzt an der Mosaiksäule am Eingang fehlende Steine. Der Reiher wird zum Markthallensymbol.
Restaurator Klaus-Peter Dyroff ergänzt an der Mosaiksäule am Eingang fehlende Steine. Der Reiher wird zum Markthallensymbol. © Jörn Haufe
Marktleiter Sebastian Stampfl packt die ersten Stühle aus. Dabei handelt es sich um Original-Designklassiker von Vitra.
Marktleiter Sebastian Stampfl packt die ersten Stühle aus. Dabei handelt es sich um Original-Designklassiker von Vitra. © Jörn Haufe

Zu den künftigen Händlern und Gastronomen zählt Waed Arabi. „Rollos arabica“ nennt er seinen Stand im einstigen Festsaal vom Café Prag. Dort bietet er gerolltes Fladenbrot, Grillspieße und andere arabische Spezialitäten an. Der Diplom-Ingenieur führt bereits ein Hotel in Heidenau. „Das Café Prag war für uns aber immer ein Begriff. Ich bin froh, nun in Dresdens Innenstadt zu sein“, sagt er. Bis zur Eröffnung am nächsten Freitag bleibt ihm noch viel zu tun, um seinem Stand mit kleinen Mosaiken arabisches Flair zu verleihen.

Gleich am Eingang entsteht der Bereich von Christian Umbreit. Der 24-jährige Koch und Kellner träumt schon seit seinem 16. Lebensjahr vom Bratwurst-Geschäft. Nun will er gleich sieben verschiedene Sorten zur Auswahl anbieten. Dazu soll es mehr als 20 Sorten Senf geben.

Stampfl setzt bewusst auf etwas ungewöhnliche Konzepte und nicht auf die klassischen Imbissketten. So bietet beispielsweise ein Japaner Teppanyaki-Grillspezialitäten. Diese werden auf einer Stahlplatte direkt am Tisch zubereitet. Wenige Meter weiter gibt es thailändische, französische, russische und ungarische Speisen. Auch Oberlausitzer Käse sowie Obst und Gemüse sind im Angebot. 23 Händler bauen derzeit ihre Stände ein. Stampfl kann nur noch wenige Restplätze anbieten. Nach dem Markthallenprinzip kann sich jeder Gast hinsetzen, wo er will. Dazu wurden 160 Stühle gekauft. Sie wirken schlicht, aber es handelt sich um Vitra-Modelle, um Designklassiker aus den 50er-Jahren. Zwischen 280 und 300 Euro kostet das Stück.

Der Eigentümer Patrizia hat viele Jahre nach Nutzern gesucht. Das Café Prag wurde 1956 eröffnet und galt in der DDR als eine der ersten Adressen. Leider ließ sich das einstige Varietékonzept nicht wieder beleben. So wurde nun auf der Hofseite ein turmartiger Anbau errichtet. Die Architekten im Dresdner Büro Kretschmar + Dr. Borchers achteten sehr darauf, dass trotz des neuen Konzepts die baulichen Strukturen erhalten blieben. Dazu zählt die großzügige Eingangstreppe. An ihrer Stirnseite ist das Wandbild des Dresdner Malers Hans Kinder (1900 bis 1986) wieder freigelegt und restauriert worden. Seine Werke wurden vom Bauhausstil und von Pablo Picasso beeinflusst. Die warmen Farben seines Wandbildes wurden zum Maßstab für das gesamte Haus. Dazu passen auch die großen Kronleuchter. „Wir haben sie auf der Grundlage von historischen Fotos und perspektivischen Skizzen anfertigen lassen“, erklärt Markus Ruge vom Büro Anke Augsburg Lichtarchitekten. Gestern wurden die fünf großen und zehn kleineren Leuchter angeliefert. Moderne LEDs spenden in ihnen das Licht. Auch der klassische Schriftzug Café Prag wurde gestern wieder an der Fassade angebracht.

Eine Mosaiksäule mit Reihermotiven schmückt den Eingang. Restaurator Klaus-Peter Dyroff ist dort gerade dabei, kleine Schäden zu beseitigen, die Säule zu säubern und neu zu verfugen. Die Markthalle ist künftig von 9.30 bis 20.30 Uhr, freitags und sonnabends bis 22 Uhr geöffnet.