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„Chancen sind größer denn je“

Die Gemeinde will in diesem Jahr endlich ihre Oberschule bauen und hofft auf Hilfe seitens des Landes.

Von Udo Lemke
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Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Gerold Mann als Bürgermeister die Geschicke der immer größer werdenden Gemeinde Klipphausen wesentlich mit geprägt. Im September geht er in den Ruhestand.
Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Gerold Mann als Bürgermeister die Geschicke der immer größer werdenden Gemeinde Klipphausen wesentlich mit geprägt. Im September geht er in den Ruhestand. © Claudia Hübschmann

Klipphausen. Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) will mehr Mittel, weniger Bürokratie und dass die Regierung ihr Versprechen, mehr für den ländlichen Raum zu tun, umsetzt. Die SZ sprach mit ihm.

Herr Mann, die beiden Grundschulen in Sachsdorf und Scharfenberg hat die Gemeinde Klipphausen ohne Unterstützung durch den Freistaat gebaut. Wie sieht es bei der in Ullendorf geplanten Oberschule aus?

Die Signale vom Freistaat machen Hoffnung. Zudem haben wir ja den Schulnetzplan für den Landkreis geändert, und die neue Oberschule, die in Ullendorf entstehen wird, ist auch als öffentliche Schule bestätigt worden. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen die Zusage für die Förderung des Baus bekommen.

Womit könnte denn die Gemeinde üblicherweise rechnen?

Die Gesamtkosten der Schule sind mit 9,6 Millionen Euro berechnet, die übliche Förderung würde 40 Prozent der Gesamtkosten betragen. Ab diesem Jahr sind sogar 60 Prozent Förderung in Aussicht gestellt worden. Für die Sporthalle haben wir den Förderbescheid in Höhe von 1,7 Millionen Euro schon vor Weihnachten erhalten.

Sie sind bislang der Meinung gewesen, dass die Kommunen Investitionspauschalen vom Land bekommen sollten, statt sich durch einen Wust an Förderprogrammen durchkämpfen zu müssen. Entwickelt sich in dieser Richtung etwas?

Wir haben Ende des vergangenen Jahres 70 000 Euro zur freien Verwendung erhalten. Aber das ist ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein, ich habe Ihnen ja gerade die Summen für eine einzige, wenn auch große Schule genannt. Wir bleiben bei jedem Förderprogramm Bittsteller und wissen nicht, ob wir eine Förderung erhalten oder nicht.

Steckt hinter dieser Haltung nicht ein tiefes Misstrauen der Behörden gegenüber den Städten und Gemeinden, dass diese die Fördergelder nicht ordentlich verwenden?

Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber wir als kommunale Familie haben gerade bei dem Programm „Brücken in die Zukunft“ bewiesen, dass wir auf zusätzliche Angebote von Land und Bund gemeinsam mit dem Landkreis schnell reagieren können. Ich denke, die Ämter und Behörden trauen uns nicht zu, dass wir verantwortlich über zugeteilte Gelder befinden können. Aber wer sollte besser als die Akteure vor Ort wissen, was gebraucht wird?

Ende 2018 hätte die Abwasserproblematik in allen 43 Ortsteilen geklärt sein müssen. Wie ist der Stand?

Es dauert, bis man etwa die wasserrechtlichen Genehmigungen zusammen hat, und wir mussten auch schon Bauausschreibungen aufheben, weil sich die Preise verdoppelt, ja verdreifacht hatten. An dieser Situation hat sich nichts geändert. Wir wollen in diesem Jahr Garsebach abschließen und Robschütz zumindest beginnen. Es gibt zwei, drei Prozent an Gebäuden, die noch zentral angeschlossen werden müssen und es gibt noch Grundstücke, die mittels einer eigenen biologischen Kleinkläranlage ihre Abwässer reinigen müssen.

Auch bei den Sportstätten stehen größere Investitionen an. Worum geht es konkret?

Wir sind mit der Unterhaltung der Sportstätten sehr gefordert. Außer dem Bau von Sporthalle und Außenanlagen an der neuen Oberschule in Ullendorf haben wir keine größeren Investitionen in diesem Jahr vor. Wenn die Halle in Ullendorf steht, werden wir uns von der in Taubenheim verabschieden. Wir können nicht innerhalb eines Kilometers zwei Hallen unterhalten und die Taubenheimer müsste saniert werden.

Themenwechsel: Am Rand von Naustadt sollen auf einer jetzt noch grünen Wiese zwei Wohnhäuser entstehen. Dagegen gibt es teils erbitterten Widerstand. Einige Bürger sehen sich durch die Gemeinde nicht mehr vertreten. Sehen Sie eine Entfremdung von Verwaltung und Bürgern?

Nein, das sehe ich überhaupt nicht so, weil ja die Bürger die Gelegenheit hatten, sich den ausgelegten Flächennutzungsplan anzuschauen, auch der Ortschaftsrat hat nicht interveniert. Wir wissen nicht, wie der Gemeinderat im März in dieser Angelegenheit entscheidet. Stimmt er für den Bau, werden wohl einige Bürger klagen. Stimmt er gegen den Bau, wird wohl der Antragsteller klagen.

Es hat ja in den Dörfern einen großen Aderlass gegeben, was Läden und Handwerk betrifft. Glauben Sie, das wieder etwas davon zurückkommt?

Der Aderlass hat stattgefunden. Aber es gibt mittlerweile auch viele positive Beispiele für eine Belebung – von landwirtschaftliche Direktvermarktern bis hin zu jungen Leuten, die einen Handwerksbetrieb der Eltern übernehmen wollen. Die Chancen in einem ländlichen Raum wie bei uns, sind größer denn je. Die Kleinunternehmer, die wir ja in den Ortslagen brauchen, haben volle Auftragsbücher. Wir haben die Voraussetzungen für neue Ansiedlungen, wir haben die Höfe, eine gute Infrastruktur und irgendwann werden wir alle Breitband haben. Wir haben ja jetzt die Förderbescheide – von Bund und Land. Ich sehe eher die Chance, dass etwas dazu kommt, als das etwas verschwindet. Was Ärzte betrifft, so haben wir gute Voraussetzungen geschaffen, dass sie bleiben bzw. neue für die, die in Rente gehen, kommen.

Sehen Sie, dass die Landesregierung, wie angekündigt, mehr für den ländlichen Raum tut?

Ich sehe das Bemühen. Bei denen, die jetzt neu im Amt sind, merkt man schon, dass sie gelernt haben, zuzuhören und auf die Probleme eingehen wollen. Wie die Umsetzung sein wird, müssen wir abwarten. Ich hoffe, dass die Finanzausstattung besser wird, dass die Antragsverfahren vereinfacht werden. Dass es einfacher wird, im Außenbereich zu bauen. Dass wir unsere Kindereinrichtungen führen können, auch wenn wir es nicht schaffen, neue Betreuungsschlüssel sofort umzusetzen.