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Chemiefabrik lädt in den Fernsehgarten

Der Dresdner Klub bietet am Sonnabend eine humorvolle Alternative zum bekannten ZDF-Fernsehformat.

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So lauschig kann sie des Nachts aussehen, die Dresdner Chemiefabrik.
So lauschig kann sie des Nachts aussehen, die Dresdner Chemiefabrik. © PR / Chemiefabrik

Von Tom Vörös

Gute Laune, gepaart mit seichter, schlagerhafter Unterhaltung, dafür steht der ZDF-Fernsehgarten schon seit vielen Jahren. Ob es die Moderatorin Andrea "Kiwi" Kiewel freuen würde, dass es jetzt auch in Dresden einen Fernsehgarten gibt? Das sei mal dahingestellt. Dass eine solche Show nun aber ausgerechnet in der hiesigen Chemiefabrik stattfindet, das hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten. Zumal die Zielgruppe des Dresdner Szeneklubs, mal stark untertrieben gesagt, nicht ganz diesselbe ist wie bei Andrea Kiewels Wohlfühl-Vormittags-Sendung. Denn in der "Chemo" treten sonst vor allem Bands aus härteren Sparten auf, von Punkrock bis Metal. Ideengeber für den voraussichtlich unterhaltsamsten Feldversuch unter diesem Namen ist Mario Forberg, der dieser Tage sprüht vor Energie und Kreativität nur so sprüht. Von kreativer Krise keine Spur. "Das Konzept für den Chemiefabrik-Fernsehgarten ist aber eher aus der Not heraus entstanden", sagt er.

Andrea "Kiwi" Kiewel moderiert den ZDF-Fernsehgarten. Die Dresdner Chemiefabrik bietet nun einen Gegenentwurf.
Andrea "Kiwi" Kiewel moderiert den ZDF-Fernsehgarten. Die Dresdner Chemiefabrik bietet nun einen Gegenentwurf. © obs/ZDF/Sascha Baumann

Ein Koch mit sprudelnden Ideen

Dabei ist die neue Show nur die logische Fortführung eines Streaming-Events aus dem Mai. Schon vor zwei Monaten setzte Forberg eine unkonventionelle Idee um: das aktuelle Kochstudio. "In Anlehnung an das aktuelle Sportstudio", sagt er. Das ZDF scheint es dem Kreativkopf offenbar angetan zu haben. Eine "Kochsendung" lag jedenfalls nahe, da Forberg auch eine Catering-Firma betreibt, mit der er zu Nicht-Corona-Zeiten auch bekannte Musiker wie Felix Kummer von der Chemnitzer Band Kraftklub bekochte bzw. bekochen wollte. "Das Konzert musste ja wegen Corona kurzfristig abgesagt werden." Die Verbindung zum Klaftklub-Klan ist dabei eine ganz natürliche. Denn der gebürtige "Karl-Marx-Städter" Forberg kennt die Familie Kummer bereits von Kindesbeinen an. Auch für Blond, so heißt die Band der Kummer-Schwestern, kochte er vor deren Konzerten im Backstage-Bereich. Zur Chemiefabrik-Koch-Show im Mai wurden gleich zwei Küchen aufgebaut sowie eine Talk-Show veranstaltet, u.a. mit einem Gesprächsgast von der Seenotrettung „Mission Lifeline“. "Mit dieser Art Show haben wir offenbar ganz neue Maßstäbe gesetzt", so Forberg. "Wir haben daraufhin von vielen Klubs und im Internet sehr viel Feedback bekommen."

Mario Forberg ist der kreative Kopf hinter vielen neuen Showkonzepten in der Dresdner Chemiefabrik.
Mario Forberg ist der kreative Kopf hinter vielen neuen Showkonzepten in der Dresdner Chemiefabrik. © PR

Chance auf ein neues "Herzblatt"

Das im Januar gegründete Dresdner Klubnetz, die daraus entwickelten verschiedenen Streaming-Angebote im Internet bzw. in der Dresdner Groovestation, all diese neuen Ideen haben die finanziell gebeutelte Dresdner Klubszene stärker zusammenwachsen lassen als je zuvor. "Das Corona-Aus im März hat den Dresdner Klubs einen großen Motivationsschub gegeben, sich in der Krise gegenseitig zu helfen", so Forberg. Und so entstanden dann eben auch solch fixe Ideen, die in Normalzeiten in dieser Form wohl gar nicht erst zustande gekommen wären.

Im Chemiefabrik-Fernsehgarten wird z.B. ein Gemälde versteigert, das ein Künstler bereits in der Mai-Show live gemalt hatte. Ebenfalls in der Mai-Kochshow gründete sich spontan eine Band, die nun im Fernsehgarten zur Punkrock-Karaoke-Show lädt. Im Vorfeld suchen sich potenzielle SängerInnen ihre Lieblingslieder der Sparte aus und werden dann live vor Ort auf die Bühne geholt.

Die Ukrainiens absolvieren gleich mehrere Auftritte im Fernsehgarten, im Finale dann auch auf der Bühne.
Die Ukrainiens absolvieren gleich mehrere Auftritte im Fernsehgarten, im Finale dann auch auf der Bühne. © PR

Für die Umsetzung eines Mammutprojektes wie den Fernsehgarten bietet die Chemiefabrik  allerdings nahezu perfekte Bedingungen. „Wir haben ja als einer der wenigen Clubs in Dresden ein riesiges Gelände zur Verfügung“, so Forberg. Nur so können die verschiedenen Show-Elemente auch räumlich zusammengebracht werden. Geplant sind neben dem Kochstudio, Punk-Karaoke, dem Ukrainiens-Konzert, DJ-Musik und einer Talkrunde auch eine "Herzblatt"-Show, bei der nach dem TV-Vorbild drei Gäste aus dem Publikum um ihr "Herzblatt" aus dem Team der Chemiefabrik verbal kämpfen können. "Man kann dabei allerdings keine Person gewinnen, sondern diverse Preise", sagt Forberg. Zu guter Letzt wird man als Zuschauer auch noch ein Gefühl der bekannten TV-Show "Inas Nacht" mit Ina Müller bekommen. Denn der Dresdner Kneipenchor wird, frei nach dem Shanty-Seemanns-Chor, auf der Straße singen.

„Das Ganze wird wie immer bei uns, professionell unprofessionell“, witzelt Forberg, der neben seiner Rolle als Koch auch einen Teil der Moderation übernehmen wird. Und so steht einem ganz neuartigen Fernsehgarten-Erlebnis fast nichts mehr im Wege. Außer vielleicht das Wetter und die Begrenzung der Besucherzahl auf circa 150 Leute. Allen anderen sei der Livestream im Internet empfohlen, den man ja vielleicht auch an der frischen Luft, zu Hause, im Garten oder anderswo genießen kann. Und auch das Tanzverbot wäre in dem Fall aufgehoben.  

Der Chemiefabrik Fernsehgarten

Sonnabend, 18. Juli, 17 bis 23 Uhr, Chemiefabrik Dresden; Eintritt frei / Spenden erbeten.

Der Livestream ist abrufbar über die Homepage der Chemiefabrik oder das Klubnetz Dresden. Ebenson über Facebook oder über Youtube.

Corona-Regeln: Die Zahl der Gäste wird begrenzt auf circa 150, jeweils maximal acht Leute sitzen an den Tischen, die Dixie-Toiletten werden stündlich gereinigt. Es herrscht Tanzverbot.