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Rathaus nach Drohung geräumt

In mehreren deutschen Städten wurden am Dienstagmorgen Rathäuser evakuiert. Auch Sachsen war betroffen. Die Hintergründe sind noch unklar.

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Das Areal um das Chemnitzer Rathaus ist derzeit abgesperrt.
Das Areal um das Chemnitzer Rathaus ist derzeit abgesperrt. © Uwe Mann

Augsburg. In mehreren deutschen Städten sind am Dienstagmorgen Rathäuser evakuiert worden. Betroffen waren nach ersten Erkenntnissen Chemnitz, Augsburg, Kaiserslautern, Göttingen, Neunkirchen und Rendsburg in Schleswig-Holstein. 

Die Polizei hat nach der Durchsuchung des Chemnitzer Rathauses mit mehr als 50 Beamten und Sprengstoffhunden keine verdächtigen Gegenstände gefunden. Es gebe Entwarnung, alle Sperrungen seien aufgehoben, sagte eine Sprecherin am Dienstagmittag. Die 200 betroffenen Mitarbeiter könnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Angaben zum Hintergrund der Drohung machte die Polizei nicht. "Wir prüfen den Vorfall", hieß es.

Seit Monaten gibt es eine deutschlandweite Serie von Drohschreiben mutmaßlicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die federführend ermittelt, spricht inzwischen von deutschlandweit mehr als 100 Fällen. Ob die Fälle vom Dienstag damit in Zusammenhang stehen, war zunächst offen.

Drohungen gegen verschiedene Institutionen

In Augsburg gab es am Dienstagvormittag nach einer Gewaltandrohung einen Großeinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Straßenbahnlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Außerdem wurden drei Verwaltungsgebäude geräumt. Auch sämtliche Bürgerbüros der Stadt sollten evakuiert werden, teilte ein Stadtsprecher mit. Insgesamt seien etwa 500 Personen von den Evakuierungen betroffen.

In Göttingen erklärten die Ermittler kurz nach 9 Uhr: "Es befinden sich aktuell keine Personen mehr im Gebäude." Eine Sprecherin fügte hinzu: "Alles ist abgesperrt, der Plan ist, das Gebäude mit Sprengstoffspürhunden zu durchsuchen." Nach ihren Worten ging eine anonyme Bombendrohung ein. Die Straßen um das Rathaus wurden gesperrt, der öffentliche Personennahverkehr wurde weitläufig umgeleitet. Kurz nach 10 Uhr hieß es dann: Es sei nichts Gefährliches gefunden worden.

In Kaiserslautern sei eine Drohmail eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoff-Spürhunden vor Ort. Der Bereich rund um das Rathaus sei weiträumig abgesperrt worden. Es gebe aber derzeit keine konkrete Bedrohungslage, erklärte der Sprecher. Die Maßnahmen würden vorsorglich durchgeführt.

Ein Sprengstoff-Spürhund ist in Chemnitz im Einsatz.
Ein Sprengstoff-Spürhund ist in Chemnitz im Einsatz. © Uwe Mann

Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Bombendrohung. "Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen", sagte eine Sprecherin der Polizei in Saarbrücken. Auch hier sei zuvor eine Drohmail eingegangen. "Der Absender ist nicht nachvollziehbar. Die Mail trägt keine Unterschrift", sagte ein leitender Polizist. Auch die Ermittler im Fall Rendsburg sprachen von einer anonymen Drohbotschaft.

Bislang Unbekannte senden seit längerer Zeit Drohschreiben an verschiedenste Institutionen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Anwaltskanzleien oder Verlage. Sie drohen mit Bomben oder - wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) - damit, "Bürger auf offener Straße zu exekutieren". Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden. (dpa)