Chemnitz/Dresden. Mit Vollversammlungen und Unterschriftenaktionen haben gestern Morgen Schüler an fast allen Chemnitzer Schulen gegen den Lehrermangel protestiert. „Das von der CDU/FDP-Koalition angekündigte Bildungspaket ist zwar eine Verbesserung. Eine Zukunftsperspektive erkenne ich aber nicht“, sagte Kreisschülersprecherin Anja Klotzbücher.
Der Chemnitzer Kreiselternrat verbreitete einen Offenen Brief an Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Kultusminister Roland Wöller (beide CDU) sowie die Abgeordneten des Landtages. „Wir haben den Eindruck, dass die Realität an den Schulen in der Regierung noch nicht bekannt ist“, sagte Elternsprecherin Annett Bartl. Deshalb werde in dem Brief aus Zuschriften an den Verband zitiert, in denen Eltern am Beispiel ihrer Kinder unter anderem viele Ausfallstunden, einen häufigen Wechsel der Fachlehrer sowie viele Stundenvertretungen beklagen. In dem Brief fordern die Elternvertreter einen „Bildungshaushalt“, mit dem neue Pädagogen finanziert und alle altersbedingt ausscheidenden Lehrer ersetzt werden können.
Bei den Schülervollversammlungen an nahezu allen Mittelschulen, Gymnasien und Berufsschulen sprachen Vertreter von Schülern, Eltern und Lehrern zur Bildungspolitik. Die Schüler zeigten dieser symbolisch Rote Karten. Die Proteste wurden vom Sächsischen Lehrerverband und der Lehrergewerkschaft GEW unterstützt. „Es ist wichtig, dass Schüler, Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen“, sagte der Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes, Jens Weichelt. Wenn es dabei bleibe, dass es bei steigender Schülerzahl immer weniger Lehrer gebe, befürchte er weiteren Unterrichtsausfall, größere Klassen und Schulschließungen.
Nahezu gleichzeitig traten Kinder aus Chemnitz im Landtag in Dresden als Sternsinger auf. „Wir repräsentieren auch die Kinder aus Chemnitz, die heute für bessere Lernbedingungen protestieren“, hatten sie ihren Auftritt angekündigt. (dpa)