Von Andreas Landwehr
Peking. Eine neue Rohstoffkrise droht: China hat die Ausfuhr sogenannter seltener Erden radikal gekürzt. Die EU, die USA und Japan sind alarmiert. Das Reich der Mitte dominiert den Weltmarkt und lieferte bisher rund 97 Prozent dieser speziellen Rohstoffe, die heute für viele neue Technologien gebraucht werden. So wird Cerium in Autokatalysatoren oder Ölraffinerien benutzt. Aus Neodym werden starke Magnete gebaut, die in Festplatten oder iPods stecken. Wie Yttrium dient es auch in der Lasertechnik.
Seltene Erden kommen häufig auch in der Waffentechnik zum Einsatz, zum Beispiel in Raketenlenksystemen, Düsen von Kampfjets, Satelliten oder Kommunikationssystemen. Doch die Welt ist abhängig von der Förderung und Verarbeitung dieser besonderen Metalle in China. „Der Nahe Osten hat sein Öl, China hat seltene Erden“, sagte einst der marktwirtschaftliche Reformer, Deng Xiaoping.
Eigener Abbau zu teuer
Während sich der entwickelte Westen immer weniger um die Ausbeutung seiner Vorkommen scherte, sind sich die kommunistischen Führer in Peking durchgehend der Bedeutung dieser Grundstoffe bewusst gewesen. „Ohne seltene Erden kann es keine Zukunftstechnologie geben“, verkündet jüngst der Bürgermeister von Baotou, Hu’ercha, in der Inneren Mongolei, der größten Förderstätte in China.
Es ist ein Weckruf, dass China jetzt für die zweite Jahreshälfte seine Ausfuhrquote um 72 Prozent auf nur noch 8000 Tonnen beschränkt. Ein drastischer Schritt, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 28000 Tonnen ausgeführt wurden. Als Gründe werden in China neben einem zu niedrigen Preis und Sicherheitsinteressen auch der Umweltschutz und der Kampf gegen illegale Förderung genannt.
Die künstliche Verknappung führt zweifellos zu einem Anstieg der Preise und lässt die Kurse beteiligter Bergbauunternehmen in die Höhe schnellen. „Die seltenen Erden sind früher vergleichsweise billig verkauft worden“, sagt Chen Jiazuo, Experte der auf Rohstoffe spezialisierten chinesischen Beratungsfirma Antaike in Peking. „Andere Länder wie die USA und Australien haben auch Vorkommen, beuten sie aber nicht mehr aus, weil die Kosten zu hoch sind.“