Von Friederike Marx und Jörn Bender
Frankfurt am Main. Immer wieder geraten die Aktienindexe unter Druck. Zuletzt versetzte die Abwertung des chinesischen Yuan (Renminbi) Anleger in Unruhe, obwohl die deutsche Wirtschaft an Schwung gewinnt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Entwicklung.
Was belastet die Anleger-Stimmung?
An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Manche Investoren befürchten nach der drastischen Abwertung der chinesischen Währung Yuan einen Währungskrieg zwischen großen Volkswirtschaften. Die Abwertung gab zudem Sorgen um die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt neue Nahrung. Gestern ließen enttäuschende Konjunkturnachrichten aus den USA die Kurse weiter bröckeln.
Wie wirkt sich das auf Aktien aus?
Im Vergleich zu anderen europäischen Indizes traf der durch China ausgelöste Kursrutsch den Dax besonders hart. Vor allem Aktien der großen Autokonzerne gerieten unter Druck. Für sie ist der chinesische Markt besonders wichtig. Insgesamt verlor der deutsche Leitindex in der vergangenen Woche etwa 4,5 Prozent. Nach Berechnungen der DZ Bank wurden an drei Tagen 56 Milliarden Euro im Dax vernichtet. „Pro-Argumente für die deutschen Unternehmen wie der schwache Euro oder der niedrige Rohölpreis werden vom Markt aktuell – wie üblich – ignoriert“, schreiben die Experten.
Wie steht die deutsche Wirtschaft da?
Sie kommt nach einem Dämpfer zu Jahresanfang allmählich wieder in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. Starke Exporte und konsumfreudige Verbraucher treiben die Entwicklung an. Solange die chinesische Wirtschaft „nur“ weiter an Fahrt verliere und es nicht zu einer Krise in den Schwellenländern komme, dürften die Belastungen für Deutschland beherrschbar sein, meinen Experten der Commerzbank.
Wie geht es den Großkonzernen?
Das Geschäft der 30 Börsenschwergewichte läuft auf Hochtouren. Nach einer Auswertung des Beratungsunternehmens Ernst & Young erzielten die Dax-Konzerne im zweiten Quartal beflügelt – vom schwachen Euro – Bestmarken bei Umsatz und operativem Gewinn. Experten der DZ Bank rechnen damit, dass 16 der 30 Dax-Unternehmen Umsatzrekorde im Gesamtjahr vermelden werden und zwölf Bestmarken beim Vorsteuergewinn: „Die Gewinnmaschine läuft also auf Hochtouren.“
Was treibt die Kurse an den Börsen?
Neben Unternehmens- und Konjunkturdaten ist seit Jahren das billige Geld der Notenbanken das wichtigste Schmieröl für die Börsen. Und das dürfte auch so bleiben: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen noch lange knapp über der Nulllinie halten und Milliarden in das Finanzsystem pumpen. Tagesgeld oder klassische Sparbücher werfen daher kaum etwas ab. Wer sein Geld gewinnbringend anlegen will, wird geradezu gezwungen, etwa in Aktien oder Immobilien zu investieren.
Wie geht es an den Börsen weiter?
Sollte es zu einem Währungskrieg kommen, werde das Folgen für die globale Konjunktur und damit für die Entwicklung an den Börsen haben, warnt Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Die Commerzbank traut dem Dax trotz der gestiegenen Risiken zum Jahresende 11 800 Punkte zu. Die DZ Bank erwartet im zweiten Halbjahr gar einen Anstieg auf 12 500 Punkte. Aus ihrer Sicht ist die Abwertung des Yuan moderat und gerechtfertigt: „Das berühmte Sommerloch und eine gewisse Ermüdung gegenüber den Themen US-Zinswende und Griechenland-Krise tragen ihr Übriges zu der aufgeheizten Diskussion bei, die nur Ausdruck aufgestauter Ängste vor einer harten Landung Chinas ist.“ (dpa)