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Coronavirus-Epidemie in mehreren Ländern

In mehreren Ländern geraten Covid-19-Ausbrüche außer Kontrolle. In Europa ist Italien stark betroffen. Die Infektionen und Todesfälle steigen deutlich.

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Freiwillige Friseure in Schutzanzügen schneiden die Haare von medizinischen Angestellten in einem Krankenhaus in Wuhan.
Freiwillige Friseure in Schutzanzügen schneiden die Haare von medizinischen Angestellten in einem Krankenhaus in Wuhan. © Li He/XinHua/dpa

Peking/Seoul/Rom. In Italien hat die Epidemie mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 bis Montagabend mindestens sechs Todesopfer gefordert. Die Zahl der gemeldeten Infizierten stieg trotz drastischer Maßnahmen wie Sperrzonen auf rund 220, wie Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Montag in Rom sagte. Mehr als 20 Menschen seien auf der Intensivstation. Am Vorabend waren es in ganz Italien nach Angaben des Zivilschutzes noch rund gemeldete 150 Infizierte. Italien ist aktuell mit Abstand das Land mit den meisten erfassten Fällen in Europa.

In der besonders schwer betroffenen Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf.

Ein Fehlalarm hatte am Sonntagabend den Zugverkehr zwischen Italien und Österreich über Stunden lahmgelegt. Zwei Eurocitys auf dem Weg von Venedig nach München wurden von Österreichs Behörden am Brenner gestoppt. Einer der Züge hatte zwei deutsche Frauen an Bord, die Fieber und starken Husten hatten. Sie wurden aber in Verona nach Angaben des österreichischen Innenministeriums negativ getestet. Danach konnten die 500 Passagiere nach München weiterfahren. Am Montagmorgen gab es beim Zugverkehr über den Brenner laut den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) keine Einschränkungen mehr.

Touristen fotografieren sich mit Mundschutz vor der Kathedrale in Mailand. 
Touristen fotografieren sich mit Mundschutz vor der Kathedrale in Mailand.  © Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Die Bundesregierung plant derzeit keine Grenzschließungen. Entsprechende Überlegungen gebe es im Bundesinnenministerium nicht, sagte ein Ressortsprecher am Montag in Berlin.

"Die Corona-Epidemie ist als Epidemie in Europa angekommen", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). "Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann." Die Lage deute darauf hin, dass sich das Virus in Form einer weltweiten Pandemie ausbreite.

In Deutschland wurden bislang 16 Infektionen gemeldet, letztmals wurden zwei Fälle vor knapp zwei Wochen (11. Februar) in Bayern bekannt. Allerdings gehen Experten davon aus, dass es auch in Deutschland sehr wahrscheinlich unentdeckte Infektionen gibt.

Italien, Casalpusterlengo: Die Polizei hält Fahrzeuge an, die versuchen abgesperrte Zonen zu befahren oder zu verlassen. Mit drastischen Maßnahmen wie Sperrzonen will Italien die rasante Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 stoppen. Mehrere Gemeinden in
Italien, Casalpusterlengo: Die Polizei hält Fahrzeuge an, die versuchen abgesperrte Zonen zu befahren oder zu verlassen. Mit drastischen Maßnahmen wie Sperrzonen will Italien die rasante Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 stoppen. Mehrere Gemeinden in © Luca Bruno/AP/dpa

Britische Mediziner sind sehr skeptisch, ob die weltweite Ausbreitung des neuen Coronavirus noch gestoppt werden kann. "Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schließt sich nun sehr schnell", zitierte die britische Zeitung "The Telegraph" am Montag Devi Sridhar von der Universität Edinburgh, die zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht.

In vielen Gegenden Norditaliens steht das öffentliche Leben praktisch still. In Venetien wurde die Gemeinde Vo abgeriegelt. Schulen, Universitäten und Museen blieben geschlossen. Auch der Karneval von Venedig, der bis Dienstag gehen sollte, ist abgesagt.

Der italienische Zivilschutz sprach sich gegen Grenzschließungen aus. Dies sei rechtlich zwar machbar, bringe aber keinen praktischen Nutzen. "In jedem Fall könnte eine solche Maßnahme keine vorbeugende Wirkung garantieren", hieß es vom Zivilschutz.

EU gibt viele Millionen für Vorbereitung

Die EU-Kommission kündigte indes Hilfszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Höhe von 232 Millionen Euro an. "Mit mehr als 2.600 Toten gibt es keine andere Option, als sich auf allen Ebenen vorzubereiten", sagte der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, am Montag in Brüssel. Das neue Hilfspaket solle die WHO unterstützen und Ländern mit schwächerem Gesundheitssystem zur Verfügung stehen. Allein 90 Millionen Euro sollen in die Suche nach einem Impfstoff investiert werden.

In China stieg die Zahl der Toten stark. Die Gesundheitskommission berichtete am Montag in Peking von weiteren 150 Covid-19-Todesfällen. Inzwischen sind nun mehr als 77.000 Infektionen und rund 2.600 Todesfälle erfasst, überwiegend in der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina. Der Ständige Ausschuss des Parlaments billigte formell die Verschiebung der diesjährigen Sitzung des Volkskongresses. Der Schritt war zuvor bereits angekündigt worden. Ein neuer Termin für die ursprünglich für den 5. März geplante Plenarsitzung wurde nicht genannt, wie das Staatsfernsehen berichtete. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik, dass die Sitzung des Volkskongresses verlegt wird.

Der aus Furcht vor dem Coronavirus am Brenner gestoppte Eurocity ist mit mehrstündiger Verspätung am frühen Montagmorgen in München angekommen. Zwei deutsche Frauen an Bord hatten Fieber und starken Husten. Der Test fiel negativ aus.
Der aus Furcht vor dem Coronavirus am Brenner gestoppte Eurocity ist mit mehrstündiger Verspätung am frühen Montagmorgen in München angekommen. Zwei deutsche Frauen an Bord hatten Fieber und starken Husten. Der Test fiel negativ aus. © Lino Mirgeler/dpa

In Südkorea, wo sich gerade ein größerer Ausbruch entwickelt, meldeten die Gesundheitsbehörden im Verlauf des Montags 231 neue Fälle von Infektionen im ganzen Land - der bisher stärkste Anstieg an einem Tag. Davon wurden allein 172 neue Fälle in der Millionen-Stadt Daegu im Südosten erfasst. Bis zum Nachmittag (Ortszeit) zählten die Behörden insgesamt 833 Menschen, die sich nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt haben. Zudem wurden bisher sieben Todesfälle mit dem Virus in Verbindung gebracht.

Aus rund 30 Ländern und Regionen außerhalb Festlandchinas sind mehr als 2.200 Infektionen und mehr als 25 Todesfälle berichtet worden. Im Iran stieg die Zahl der gemeldeten Todesopfer auf 12. Im Nachbarland Afghanistan wurde am Montag der erste Fall einer Erkrankung bestätigt. Auch die beiden Staaten Bahrain und Kuwait auf der Arabischen Halbinsel bestätigten erste Fälle. (dpa)