Von Frank Christiansen
Konkrete Ziele wurden bereits ausgekundschaftet, Sprengstoff und Handgranaten waren bestellt. Deutschland ist im vergangenen Jahr dem Geständnis eines mutmaßlichen Terroristen zufolge nur knapp schweren Anschlägen aus dem Umfeld von al-Qaida und Osama bin Laden entgangen. Es sollte Juden in Berlin und Düsseldorf treffen, gestand der Palästinenser am Freitag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht und räumte auch seine Mittäterschaft ein.
Der Angeklagte folgte einem eindringlichen Rat des Vorsitzenden Richters Ottmar Breidling und sagte aus, dass die Pläne schon deutlich weiter gediehen waren als bislang zugegeben. Das Jüdische Museum in Berlin, eine Discothek in der Düsseldorfer Altstadt und eine von Juden besuchte Gaststätte seien als Ziele diskutiert worden. Je nach Ort sei der Einsatz einer Autobombe oder von Handgranaten erwogen worden, berichtete der angeklagte Palästinenser.
Er habe sich um die Waffen und die sonstige Ausrüstung gekümmert. Die Terrorzelle habe aus vier Leuten bestanden. Das Codewort für die Anschlagziele war „Mädchen“, als Tarnwort für Sprengstoff hätten sie „Schwarze Pille“ verwendet, Handgranaten seien als „Äpfel“ bezeichnet worden. Die Anschläge hätten sich aber verzögert, weil noch Gruppenmitglieder illegal aus dem Iran geschafft werden sollten.
An belebten Orten sollten die Anschläge verübt werden, so viel wusste das Bundeskriminalamt bereits aus abgehörten Telefonaten. Am 18. April 2002 wurde der Palästinenser deswegen festgenommen. Dank seiner umfassenden Aussagen gilt er inzwischen als Kronzeuge gegen den islamistischen Terrorismus in Deutschland. (dpa)