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Als Schwester direkt am Corona-Patienten

Theresa Richter arbeitet am Klinikum Dresden-Neustadt. Ein Arbeitsalltag zwischen Schutzkleidung und Angehörigen vor dem Patientenfenster.

Von Julia Vollmer
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Eine Corona-Heldin: Krankenschwester Theresa Richter bei der Arbeit im städtischen Klinikum.
Eine Corona-Heldin: Krankenschwester Theresa Richter bei der Arbeit im städtischen Klinikum. © Städtisches Klinikum Dresden

Dresden. Es ist die größte Herausforderung bisher in ihrem Leben. Mit der Coronakrise wurde Theresa Richter von der Springerin zur festen Intensivschwester auf der Infektiologie im Klinikum Neustadt. Wie ihre Kollegen aus den Dresdner Krankenhäusern trägt sie täglich dazu bei, dass die Menschen, die an der schweren Krankheit Covid-19 erkrankt sind, behandelt und gepflegt werden. Die SZ erreicht Theresa Richter am Telefon, ein persönliches Treffen oder ein Foto sind zum Schutz aller gerade nicht möglich. So schickt sie uns ein Foto per Mail.

"Vor Corona habe ich als sogenannte Pool-Schwester hauptsächlich auf der Inneren Medizin-Station gearbeitet, aber dann hat mich meine Chefin für die Infektiologie angefragt und ich habe ja gesagt", erzählt die 23-Jährige. Hier wechselt das Personal nun nicht mehr: aus Sicherheitsgründen und zum Schutz vor Ansteckung. Rund 15 Schwestern arbeiten aktuell auf ihrer Station.

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Krankenschwester Theresa Richter arbeitet aktuell hauptsächlich im Frühdienst von 6.30 bis 14.30 Uhr. "Gerade ist so viel zu tun, da können die Dienste auch mal länger gehen, aber es ist selbstverständlich, dass wir alle gerade vollen Einsatz fahren", sagt die Dresdnerin. Ein großer Unterschied zu ihrem üblichen Berufsalltag: Das Umziehen dauert viel länger. "Bevor ich die komplette Schutzkleidung aus Schutzanzug, Brille und Haube aufhabe und alles desinfiziert ist, kann das schon mal fünf Minuten dauern", erzählt sie.

"Natürlich macht man sich jetzt noch viel Gedanken mehr Kontakt vor dem Kontakt mit Patienten: Wie nahe gehe ich ran? Wie vermeide ich eine Ansteckung für mich, aber versorge den Menschen bestmöglichst?", so Richter. Sie fragt sich vor dem Betreten des Zimmers noch öfter als sonst: Habe ich alles dabei, was ich brauche? Denn ist sie einmal im Zimmer kann sie nicht mehr einfach rein und raus ohne sich wieder komplett desinfizieren müssen. Die Patienten müssen, während Schwester und Ärzte bei ihnen im Zimmer sind, auch selbst einen Mundschutz tragen. 

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20 Betten hat die Infektiologie im Klinikum Neustadt, aktuell seien wechselnd immer vier bis fünf Patienten stationär. "Bunt gemischt, Männer und Frauen in allen Altersklassen", sagt sie. Details darf sie zum Schutz der Patienten nicht sagen. Alle Patienten haben Einzelzimmer. 

Neben der medizinischen Versorgung sind in diesen schwierigen Zeiten vor allem die Gespräche mit den Patienten wichtig. "Alle machen sich natürlich große Sorgen und ich nehme mir viel Zeit, sie zu beruhigen und mit ihnen über alles zu sprechen", so Theresa Richter. Keiner weiß, wie lange sich die Pandemie hinziehen wird, was auf die Dresdner zukommt. All das versucht die junge Frau  aufzufangen, Fragen zu beantworten oder einfach nur da zu sein. 

Schwierig für die Patienten, die isoliert im Krankenhaus liegen, ist natürlich auch, dass sie keinen persönlichen Kontakt zu ihren Angehörigen haben dürfen. "Wir probieren, wenn es geht, auch mal das Fenster aufzumachen und die Familie in Abstand davor hinzustellen, damit die Kranken wenigstens die Stimmen ihrer Lieben mal live hören können", sagt Richter. Sonst dürfen die Familien und Freunden aktuell nur Kleidung oder persönliche Dinge vorbeibringen, die aber vor der Schleuse zur Infektiologie von Schwester Theresa und ihren Kollegen entgegengenommen werden. 

Für sie selbst, sagt die junge Frau, ist es gerade zugleich spannend und aufregend, aber natürlich hört auch sie gerade sehr auf die Zeichen ihres Körpers. Fühle ich mich warm? Habe ich Husten? Theresa Richter ist, wie alle Mitarbeiter im Krankenhaus, gerade dazu angehalten, täglich vor und nach dem Dienst ihre Temperatur zu messen und ein Tagebuch über ihren Gesundheitszustand zu führen. Das soll einerseits Verdachtsfälle schnell erkennen, aber auch den Mitarbeitern helfen, die Sorgen ein wenig einzudämmen. "Jedes Mal, wenn ich auf dem Thermometer eine normale Anzeige sehe, bin ich erleichtert", erzählt sie. 

Ganz wichtig sei es, nach dem Dienst auch mal abzuschalten. "Ich schaue natürlich zu Hause auch viel Nachrichten über Corona und lese viel, aber ich versuche auch, mal einen Film oder eine Serie zu gucken, die damit nichts zu tun hat", so die Krankenschwester. Was ihr sehr hilft in der Krisenzeit: der Zusammenhalt mit den Kollegen. "Jeder steht für den anderen ein und springt dem anderen zur Seite."

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