Döbeln
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Gelassenheit trotz vieler Fragezeichen

Die Einstellung des Sportbetriebs sorgt für Ungewissheit. Die Vereine versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Von Dirk Westphal
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Mit 31. Richzenhainer Fußballfest am 1. Mai dürfte eine der größten Breitensportveranstaltungen in der Region der Corona-Krise zum Opfer fallen.
Mit 31. Richzenhainer Fußballfest am 1. Mai dürfte eine der größten Breitensportveranstaltungen in der Region der Corona-Krise zum Opfer fallen. © Frank Korn

Döbeln. Die Corona-Krise sorgt für viele Unbekannte. Auch im Sport. Die Planungen für die kommenden Spielserien sind in einigen Sportarten in vollem Gange. Doch Veranstaltungen werden abgesagt, ganze Saisons stehen auf der Kippe. Und noch weiß niemand, wie es weitergeht.

Der Kreissportbund Mittelsachsen sagte alle sportlichen Wettbewerbe und Weiterbildungsveranstaltungen bis zum 31. Mai ab. Darunter fallen Kreissporttag, der Landkreislauf und die verschiedensten Grundschul- und Kindergartenwettbewerbe. „Aber was man nicht unterschätzen darf, sind die Grundlehrgänge“, sagte Geschäftsführer Benjamin Kahlert. So sei einer zu Satzungsfragen geplant gewesen, der nun so nicht durchgeführt werden kann. 

Allerdings macht der Verband aus der Not eine Tugend und führt Blended Learning ein. Das ist eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. „Das hatten wir ohnehin in Planung, kommt jetzt eben etwas früher damit, wobei wir schauen müssen, wenn die Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden können“, sagte Kahlert und fügte an: „Dieser Testballon steigt übernächste Woche.“ 

Ende April soll dann im Präsidium die Lage sondiert werden, wie es weitergehe, was zum Beispiel eine Durchführung der Kreis-Kinder- und Jugendspiele angehe. Landkreislauf und Kreissporttag seien ohnehin schon auf September verschoben. „Momentan appellieren wir im Sport, wie alle anderen auch, sich an die Maßnahmen zu halten und den sozialen Kontakt herunterzufahren“, sagte Kahlert. Deshalb sei auch die Geschäftsstelle geschlossen. Die Angestellten würden im Homeoffice arbeiten.

Das Fußballfest am 1. Mai ist der größte Höhepunkt im Vereinsleben des SV Aufbau Waldheim. Offiziell soll, laut Vereinspräsident Lutz Schmidt, kommende Woche im Vorstand über die Handhabung einer Absage diskutiert werden. „Eher wird es aber nicht stattfinden. Denn du kommst ja gar nicht dazu, in den kommenden Wochen gemeinsam etwas zu organisieren“, sagte er. Wichtiger sei erst einmal, dass die Saison in der Kreisliga zu Ende gespielt würde. 

Allerdings wäre ein Abbruch für seinen und andere Vereine, die hinten stehen, ganz gut. Denn das wäre wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt. Die Absage des Fußballfestes sei zwar Mist, würde den Verein aber auch nicht in die Knie zwingen. „Wir haben noch kein Bier und keine Verpflegung bestellt. Andere Sachen kann man auch später nutzen“, sagte Schmidt. Vielleicht auch im Herbst, wenn es terminlich passen würde. Wichtiger sei es, dass der Verein seinen Pflichten weiter nachkomme, Rechnungen und Mitgliedsbeiträge gezahlt werden könnten. „Da müssen eben Investitionen am Sportplatz, wie zum Beispiel der geplante Zaunbau, warten“, sagte Schmidt und fügte an: „Es geht irgendwie immer weiter.“

Ähnlich sieht die Lage auch Steffen Händler, Präsident der HSG Neudorf/Döbeln. Im Nachwuchsbereich sei die Planung relativ fortgeschritten, welche Mannschaften gemeldet würden. „Egal ob die Saison beendet wird“, sagte er. Schwieriger sehe das im Erwachsenbereich aus. Insbesondere bei den ersten Männern, die kommende Saison, nach Aussage von Händler, in der Verbandsliga etwas Luft holen sollen. Egal was passiert. „Wir haben für diese Spielklasse einen starken Kader zusammen und mit Stefan Preuß, der zuletzt in Altenburg aktiv war, auch einen neuen Trainer gefunden“, sagte der HSG-Chef. 

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Ob die Finals im Sachsenpokal ausgetragen und von seinem Verein ausgerichtet werden, stände noch in den Sternen. „Da sind wir aber ganz entspannt. Denn mit unserer Erfahrung bei der Organisation ziehen wir die Pläne für die Durchführung einfach aus der Schublade“, sagte Händler und stellte unter Beweis, dass er seinen Humor trotz der Lage nicht verloren hat. „Die Gesamtsituation ist schon Mist. Denn weil kein Handball ist, muss ich Gartenarbeit machen.“

Im Garten arbeiten muss Rennfahrer Jörg Koitsch nicht. Dafür hat er reichlich Zeit, seinen Estonia 25 vorzubereiten. Das Frühjahrestraining in Most und das erste Rennwochenende auf dem Sachsenring sind abgesagt. Und auch die weiteren Rennwochenenden in der Formel Mondial ständen auf der Kippe. „Mit viel Glück fahren wir in zweieinhalb Monaten in Most. Aber ich denke, dieses Jahr wird nur Brno im September über die Bühne gehen. Oder gar nichts“, so der Formelpilot, der angesichts der Absagen einen Teil beziehungsweise seinen gesamten Saisonetat sparen kann. „Jetzt hilft es, keinen Stress zu machen und gesund zu bleiben“, sagt der 53-Jährige.

Gesund bleiben, muss auch Michael Kölz vom Pferdesportverein Leisnig. Der Tautendorfer ist einer der besten ostdeutschen Springreiter und muss seine Pferde, trotz der Corona-Krise, täglich bewegen. Das wäre, im Sinne des Tierwohls auch bei einer Ausgangssperre der Fall. Das vorerst letzte Reitturnier absolvierte der Profi am vergangenen Wochenende in Prussendorf. Bis auf unbestimmte Zeit seien weitere Veranstaltungen abgesagt. Einmal abgesehen von solch einem Spitzenpferd wie Anpowikapi, wo es auch ums Preisgeld gehe, würden die anderen Tiere durch ausstehende Turniere nicht im Wert steigen. Und auch zwei Reitlehrgänge, die Kölz absagen musste, würden für Einbußen sorgen.

Reagiert auf die Corona-Krise hat der Vorstand des VfL Waldheim 54. Da weder trainiert noch gespielt werden kann, wurde für einen Monat die Beitragszahlung der Mitglieder ausgesetzt. Von den Handballern kam allerdings umgehend der Vorschlag, dieses Geld dem Nachwuchsbereich zu spenden. Vorstandsmitglied Franziska Rühle, die die Aktion koordiniert: „Es gibt eine tolle Resonanz darauf. Noch niemand hat nein gesagt.“

Wie alle anderen Sportler können auch die Finswimmer des Tauchsport Döbeln derzeit nicht trainieren. „Wasser hat niemand zu Hause. Aber es soll das Athletiktraining beibehalten werden“, sagte Vereinschef Oliver Schuricht. „Es ist eine Durststrecke jetzt. Aber da müssen wir Sportler alle durch.“

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