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Corona: Große Leere in Sächsischer Schweiz

Rathen, Wehlen, Königstein - meist herrscht an schönen Wochenenden Hochbetrieb in der Sächsischen Schweiz. Nun aber ist kein Wanderer zu sehen.

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Besucher stehen auf der Aussichtsplattform Bastei in der Sächsischen Schweiz.
Besucher stehen auf der Aussichtsplattform Bastei in der Sächsischen Schweiz. © Ronald Bonss/dpa-Zentralbild/dpa

Königstein. Die Sonne strahlt, das Wasser der Elbe plätschert sanft vor sich hin. An einem Frühlingstag wie diesem brummt es sonst in Königstein, von Radfahrern, die in Gästehäusern pausieren, Wanderern, die in der Märzsonne im Café Rast machen oder Menschen, die durch das Städtchen am Fuße der berühmten Festung bummeln. Mitten in der Corona-Krise aber ist der Ort gespenstisch leer und die pittoreske Felslandschaft östlich von Dresden nahezu verwaist.

"Geben Sie Acht auf sich und andere. Fahren Sie nur, wenn es unumgänglich ist", flirrt es über die Anzeige am S-Bahn-Gleis des Königsteiner Bahnhofs. Und die Menschen scheinen sich daran zu halten: Der Bahnsteig, wo sonst die Tagesausflügler aus Dresden eintreffen, ist wie leer gefegt.

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"Heute ist wirklich nicht viel los", sagt eine Mitarbeiterin einer Bäckerei in Bahnhofsnähe. Normalerweise habe man hier am Wochenende richtigen Café-Betrieb. Aber die Sitzecke drinnen ist gesperrt, Tische und Stühle auf der Terrasse sind trotz sommerlicher Temperaturen in der Ecke zusammengekettet. Eigentlich gar nicht nötig, denn Touristen und Wanderer, die sonst einkehren, bleiben aus.

Kurz bevor die Mitarbeiterin den verfrühten Feierabend einläuten will, kommt doch ein Paar herein, bestellt Kaffee und Kuchen zum Mitnehmen. Wanderschuhe, leicht gebräunte Haut - könnten das Wochenend-Explorer sein? "Nein nein", sagt die Frau. "Wir wohnen im Nachbarort und mussten zur Post." Die ortseigene Post sei aufgrund einer Corona-Erkrankung zurzeit geschlossen. Bei dem schönen Wetter machten die beiden kurzerhand einen Spaziergang nach Königstein. "Man trifft kaum Leute", sagt der Mann. "Nix los, genauso, wie es sein soll."

Polizisten kontrollieren einen Autofahrer in der Nähe von Rathen in der Sächsischen Schweiz. 
Polizisten kontrollieren einen Autofahrer in der Nähe von Rathen in der Sächsischen Schweiz.  © Ronald Bonss/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Parkverbotsschild hängt an einem Wander-Wegweiser an der Zufahrt zu einem Ausflugsparkplatz in der Nähe der bei Wanderern beliebten Hocksteinschänke in der Sächsischen Schweiz.
Ein Parkverbotsschild hängt an einem Wander-Wegweiser an der Zufahrt zu einem Ausflugsparkplatz in der Nähe der bei Wanderern beliebten Hocksteinschänke in der Sächsischen Schweiz. © Ronald Bonss/dpa-Zentralbild/dpa
Die stillgelegte Fähre zwischen Oberrathen und Niederrathen in der Sächsischen Schweiz. 
Die stillgelegte Fähre zwischen Oberrathen und Niederrathen in der Sächsischen Schweiz.  © Ronald Bonss/dpa-Zentralbild/dpa

Am Vortag hatte das Landratsamt auch in einer der beliebtesten Tourismusregionen Sachsens alle Wander-Parkplätze sperren lassen. "Wir haben die Anordnung erhalten, rot-weiße Flatterbänder aufzuhängen und Hinweisschilder anzubringen", sagt Hanspeter Mayr von der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz. Ordnungsämter der Gemeinden und des Landkreises kontrollierten das am Wochenende. Und tatsächlich: Wenn doch ein Auto parkt, dauert es nicht lange, bis die Polizei auftaucht und fragt, was man hier treibe.

Obwohl das Geschäft enorm unter den Ausgangsbeschränkungen und den damit ausbleibenden Gästen leidet, ist die Café-Mitarbeiterin in Königstein dankbar. "Wir finden das ja auch richtig, dass die kontrollieren. Was müssen die Leute noch wandern ...." Sie mache sich schon Sorgen um die eigene Gesundheit.

Acht Kilometer weiter, am Fuße der Bastei mitten im Nationalpark liegt der Kurort Rathen. Die Landeshauptstädter brauchen zur Erholung im Elbsandsteingebirge, das Schweizer Maler mit ihrer Heimat verglichen, nur wenige Auto- und Zugminuten elbaufwärts fahren. Auch oben an der Bastei steht prominent ein Wagen der Polizei, die Besucher der berühmten Felsbrücke aber lassen sich an einer Hand abzählen.

Auch die Rathener Fähre, an der sonst Touristen Schlange stehen, hat den Verkehr eingestellt. Die Ruhe nutzen die Fährmänner Daniel und Thomas, um das Schiff einer Rundumerneuerung zu unterziehen. Gerade ist die Brücke dran: "Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt gewesen, sie aus dem Wasser zu nehmen", sagt Thomas. "Das ist praktisch ein vorgezogener TÜV", sagt er und streicht mit dem Pinsel über das Metall. Sein Kollege sieht das ebenso pragmatisch: "Irgendwie muss man sich ja auch Arbeit machen." (dpa)

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