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Großschönauer loben Michael Kretschmer

Aus der Gemeinde, in der Sachsens Ministerpräsident einen "Hausbesuch" von Kritikern der Corona-Maßnahmen bekam, kommen nun ganz andere Töne.

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Michael Kretschmer hat sich am Sonntag einer Diskussion mit Kritikern der Corona-Maßnahmen gestellt.
Michael Kretschmer hat sich am Sonntag einer Diskussion mit Kritikern der Corona-Maßnahmen gestellt. © Nikolai Schmidt (Archiv)

Nach dem "Hausbesuch" bei Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) von Kritikern der Corona-Maßnahmen am Sonntag in Waltersdorf, dem Ortsteil der Gemeinde Großschönau, haben jetzt Großschönauer ein deutliches Signal gesetzt und stärken ihm den Rücken. In einem offenen Brief äußern 15 Bürger "stellvertretend für viele" - wie sie schreiben - ihr Unverständnis über die Äußerungen und Aktionen der Leugner, Querdenker und anderer zu den staatlichen Regeln, um die Pandemie einzudämmen.

"Wir können und wollen nicht mehr schweigend hinnehmen, wie eine Minderheit sich lautstark Gehör verschafft mit immer neuen verbalen Attacken, Demonstrationen und anderen Unternehmungen", heißt es. Sie begrüßen, dass Schutz und Erhalt von Leben oberste Priorität haben, betagte Bürger beschützt würden, deren Lebensleistung ein wesentlicher Grund für den heutigen Wohlstand seien, und das Bemühen, die Lage in den Krankenhäusern beherrschbar zu halten.

"Uns ist bewusst, dass nicht alle Maßnahmen und Entscheidungen richtig sein können, weil es in dieser Situation noch keine Erfahrungswerte gibt", teilen die Verfasser mit. Sie sehen auch, dass manche von den Einschränkungen wirtschaftlich sehr hart betroffen sind und ihre geschäftliche Existenz bedroht ist. Andererseits schätzen die auch, dass Politiker sich von Wissenschaftlern beraten lassen und Entscheidungen in Absprache mit ihnen treffen. "Und an ihnen festhalten, auch wenn sie unpopulär sind und den Bürgern viel zumuten und es schmerzt, die negativen Auswirkungen nicht verhindern zu können."

Mit Wohltun sehen die Großschönauer den Mut und die sachliche Art, mit der Michael Kretschmer sich den Kritikern stellt - und wünschen ihm viel Kraft, Weisheit, Nervenstärke sowie gute Entscheidungen. "Wir hoffen sehr, dass diese Krankheit die Bevölkerung unseres Landes nicht spaltet und der innere Frieden verloren geht", heißt es weiter. Stattdessen wünschen sie sich einen sachlichen und offenen Umgang, bei unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen einen fairen Streit und die Bereitschaft andere Ansichten zu tolerieren.

Die Protest-Aktion vor Kretschmers Wohnsitz in Waltersdorf hatte eine große Diskussion ausgelöst, zu der sich auch Politiker anderer Parteien kritisch äußerten. (SZ)

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmer,

mit zunehmendem Unverständnis und in großer Ablehnung stehen wir den Äußerungen und Aktionen der Coronaleugner, Querdenker und anderen Kritikern der staatlichen Regeln zur Eindämmung der Pandemie gegenüber. Wir können und wollen nicht mehr schweigend hinnehmen, wie Bürger des Landes Sachsen, aus unserer Sicht eine Minderheit, sich lautstark Gehör verschaffen mit immer neuen verbalen Attacken, Demonstrationen und anderen Unternehmungen.

Es ist gut in einem Land zu leben, in dem der Schutz und die Erhaltung des Lebens oberste Priorität haben und auch die betagten Bürger geschützt werden, deren Lebensleistung ein wesentlicher Grund für unseren heutigen Wohlstand ist. Wir begrüßen lhr Bemühen, die Lage in den medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern beherrschbar zu halten.

Uns ist bewusst, dass nicht alle Maßnahmen und Entscheidungen richtig sein können, weil es in dieser Situation noch keine Erfahrungswerte gibt. Auch sehen wir, dass manche von den Einschränkungen wirtschaftlich sehr hart betroffen sind und ihre geschäftliche Existenz bedroht ist. Wir schätzen es, dass Politiker sich von Wissenschaftlern beraten lassen und ihre Entscheidungen in Absprache mit ihnen treffen und dann an ihnen festhalten, auch wenn sie unpopulär sind und den Bürgern viel zumuten und es schmerzt, die negativen Auswirkungen nicht verhindern zu können.

Es ist wohltuend, lhren Mut und die sachliche Art zu sehen, mit der Sie sich den Kritikern stellen. Für die Herausforderungen und Aufgaben, vor die uns der Virus noch stellt, wünschen wir Ihnen und allen, die in leitender Verantwortung stehen, viel Kraft, Weisheit, Nervenstärke und gute Entscheidungen. Wir danken lhnen und allen Verantwortlichen, dass Sie uns nach besten Wissen und Gewissen leiten und sich dann auch der Kritik stellen.

Wir hoffen sehr, dass diese Krankheit uns Sachsen und die ganze Bevölkerung unseres Landes nicht spaltet und der innere Frieden verloren geht. Wir wünschen uns einen sachlichen und offenen Umgang mit allen Bürgern.

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