Das große Zittern am Sachsenring

Geräusche von dröhnenden Motoren, dazu ein Geruch von Benzin und verbranntem Gummi in der Luft: Danach sehnen sich viele Rennsport-Fans aus Europa, die jährlich zu den Rennen der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Sachsenring pilgern. Doch ob es die Bilder von voll besetzten Tribünen, waghalsigen Überholmanövern und jubelnden Piloten in diesem Jahr zu sehen gibt, darf stark bezweifelt werden.
„Zusätzlich zu den Einbußen durch die Coronavirus-Pandemie wäre eine Absage des Deutschland-Grand-Prix für die Region ein herber Schlag“, sagt Lars Kluge. Der Bürgermeister von Hohenstein-Ernstthal, der Kleinstadt am Sachsenring, macht sich Sorgen. Er weiß, dass die Streichung des Rennwochenendes vom 19. bis zum 21. Juni gravierende Folgen mit sich bringt – für Hotels, Gewerbetreibende, Taxi-Unternehmen und auch Einzelhändler. „Findet der Grand Prix nicht statt, brechen weitere Umsätze weg. Viele Unternehmen haben fest mit den Einnahmen aus der Rennwoche gerechnet“, sagt Kluge.
Allein 2019 kamen 201.162 Besucher an den Ring. Die Motorrad-WM ist längst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für den westsächsischen Raum geworden. Nun droht einer der größten Sportveranstaltungen Deutschlands die Absage, auch wenn sich der ADAC als nationaler Veranstalter auffallend optimistisch zeigt. „Stand jetzt gibt es noch keine Beeinträchtigung des Motorrad-Grand-Prix Deutschland auf dem Sachsenring“, heißt es vom ADAC. Und weiter: „Die Vorbereitungen für den Grand Prix laufen nach Plan, und der Zusammenhalt für die Veranstaltung ist in der Region sehr groß. Wir beobachten die Situation genau und stehen in engem Austausch mit den örtlichen Behörden und dem Moto-GP-Rechtehalter Dorna.“
Einige Rennen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben
Dass sich Mitte Juni Zehntausende Menschen auf engstem Raum tummeln, erscheint angesichts der aktuellen Lage illusorisch. Zuletzt mussten einige Rennen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Dass die Mehrzahl der Grand-Prix-Teams zudem aus Italien und aus Spanien kommt und damit aus Ländern, die von der Corona-Krise besonders stark betroffen sind, macht eine zeitnahe Austragung von WM-Läufen noch unwahrscheinlicher – sogar ohne Zuschauer.
Für den Fall einer Absage im Juni bleibt für den Sachsenring und seine Fans noch die Hoffnung auf Verschiebung des Rennwochenendes. „Wenn wir wissen, wann wir starten können, passen wir die Saison so gut wie möglich an. Wir müssen mindestens 13 Rennen fahren, damit es eine Weltmeisterschaft ist“, erklärt Carmelo Ezpeleta. Der Dorna-Chef stellt aber auch klar: „Wir tun, was wir können. Wenn wir die Saison sehr spät starten, dann können nicht alle Rennen stattfinden.“
Man könnte auch sagen: Es sieht nicht gut aus für den Sachsenring. (dpa)