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"Einen Klopapier-Engpass gibt es nicht"

In Arneburg in Sachsen-Anhalt steht eines der größten Papierwerke Deutschlands. Derzeit produziert es doppelte Mengen. Ein Gespräch mit dem Werkleiter.

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Stefan Müller leitet seit 2019 die Produktion im Sofidel-Papierwerk Arneburg. Derzeit läuft die Produktion 24 Stunden, sieben Tage die Woche auf Hochtouren.
Stefan Müller leitet seit 2019 die Produktion im Sofidel-Papierwerk Arneburg. Derzeit läuft die Produktion 24 Stunden, sieben Tage die Woche auf Hochtouren. © Sofidel

Die Bilder leerer Supermarktregale sind auch prägend für die ersten Wochen dieser Jahrhundertkrise. Seit das Coronavirus in Deutschland grassiert, decken sich die Menschen mit Vorräten ein, offensichtlich auch mit größeren Mengen Toilettenpapier. Für Stefan Müller und seine 360 Mitarbeiter des Sofidel-Papierwerks in Arneburg bedeutet die explodierende Nachfrage Sonderschichten. Wie das trotz aktuell geltender Bestimmungen und Einschränkungen geht, und ob es genug von der begehrten Rollenware gibt, haben wir ihn in einem Telefoninterview gefragt.

Herr Müller, Sie sind Werkleiter einer Fabrik für Toilettenpapier. Sind Sie jetzt eigentlich Fachmann für Wertpapiere?

Das kann man so sagen. Es kursieren ja auch schon lustige Bilder, die Toilettenpapier als neue Währung zeigen. [lacht]

Jetzt aber ernsthaft. Sehen Sie sich als Gewinner der Corona-Krise?

Die Papierbranche wird im Vergleich zu anderen einigermaßen glimpflich davonkommen. Gewinner sind wir also insofern, als dass sich die wirtschaftlichen Folgen mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in Grenzen halten dürften.

Seit gut zwei Wochen befindet sich Deutschland im Krisenmodus - und in Supermärkten ist regelmäßig das Toilettenpapier aus. Wie bekommen Sie das zu spüren?

Die gestiegene Nachfrage hat uns vergangene Woche sogar eine Verkehrsmeldung im Radio beschert. Normalerweise haben Lastwagen, die zu uns ans Werk kommen, genügend Platz in der Ladezone. Den einen Tag standen aber auch auf der Zufahrtsstraße, die entlang der Elbe führt, bis zu 100 Meter weit die Gespanne in einer Schlange vor unserem Gelände. Auch bei uns gibt es deshalb jetzt das gleiche Bild wie in den Supermärkten: Das Lager ist leer.

Was bedeutet das in Zahlen?

Küchenpapier, Toilettenpapier und Taschentücher werden bei uns zusammen in einer Werkeinheit produziert. Normalerweise kommen wir pro Woche auf etwa 13.000 Paletten, also umgerechnet 1.700 Tonnen dieser drei Papiersorten. Seit Corona gehen pro Woche bis zu 23.000 Paletten raus. Das sind rund 3.000 Tonnen. Der Taschentuch-Anteil dabei ist eher gering.

Das ist fast die doppelte Menge pro Woche, die mehr produziert wird. Kommen Sie bei dieser Nachfrage eigentlich hinterher? Oder anders gefragt: Kann Klopapier jetzt knapp werden?

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