Elberadweg war 2020 am beliebtesten

3,5 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr eine Radreise durch Deutschland unternommen. Dies entspricht einem Minus von rund 35 Prozent, zeigt eine aktuelle Analyse des ADFC-Bundesverbands. „2020 war ein besonders schwieriges Reisejahr“, erklärt ADFC-Fachfrau Janine Starke. Allerdings sei der Einbruch im ersten Coronajahr weniger stark ausgefallen als in den meisten anderen Tourismussparten. Als erfreulich benennt Starke die Zahl der „Neuaufsteiger“. 1,8 Millionen Urlauber hätten zum ersten Mal eine Radreise gemacht. Die repräsentative Onlinebefragung mit rund 10.700 Teilnehmern ergab zudem, dass bei vielen die Entscheidung erst einen Monat vor Abreise oder sogar noch später gefallen ist. Als Reisezeitraum gaben die meisten Befragten die Monate Juli und August an. Für rund 40 Prozent aller Radurlauber sei die Tour Ersatz für eine verschobene oder abgesagte Reise gewesen, berichtet Starke. „Bei jedem Zweiten war sie sogar der Haupturlaub.“
Ganz oben in der Liste der beliebtesten Radwege landete – nach 2018 erstmals wieder – der Elberadweg. Für Konrad Krause vom ADFC Sachsen kein überraschender Fakt. „Wer an Radurlaub denkt, dem fällt nun mal zuerst dieser Radweg ein.“ Vor allem bei den Neulingen dürfte die Entscheidung nach diesem Muster zustande gekommen sein. Zudem, so Krause, sei die Strecke entlang des über tausend Kilometer langen Flusses auch so eine solide Wahl. „Sie ist nicht so bergig und touristisch sehr abwechslungsreich.“ In den Top fünf der Radfernwege finden sich außerdem der Weser-Radweg, der Ostseeküstenradweg und die Routen entlang des Mains und der Donau.
Sachsen schafft es nicht in die Spitzengruppe
Ein neuer Name taucht bei den beliebtesten Radregionen auf. Hier wählten die Befragten Ostholstein auf Platz eins. Ebenfalls im Fokus standen das Umland des Bodensees, das Münsterland, das Aller-Leine-Tal und das Emsland. Der ADFC sieht darin einen Erfolg seiner Kampagne „Abseits radeln“, mit der fürs Entdecken neuer Landstriche geworben worden ist. An der Tatsache, dass es 2020 die meisten Radurlauber nach Bayern und Baden-Württemberg zog, änderte sich nichts. Das aktivere Marketing und die Investitionen in den Ausbau der Wege machten sich für diese beiden Bundesländer bezahlt, sagt Konrad Krause.
Sachsen schafft es nicht in die Spitzengruppe der Top-Radreiseregionen. Dabei gebe es neben dem Elberadweg noch viele weitere reizvolle Routen, sagt der ADFC-Regionalgeschäftsführer. „Der Mulderadweg beispielsweise ist toll. Dort fehlen aber noch viele Kilometer Infrastruktur.“ Womöglich profitiert der Freistaat aber zunehmend von Ausflüglern. Laut Analyse schwangen sich 2020 rund 31 Millionen Bürger mindestens einmal für Tagestouren in den Sattel. Rund zwei Drittel starteten dabei direkt von zu Hause. Bei der Planung lassen sich Gelegenheits- und Tourenfahrer gleichermaßen von Apps helfen. Am häufigsten kommen Komoot und Google Maps zum Einsatz. Immerhin jeder Zehnte lädt Apps von örtlichen Tourismusorganisationen aufs Smartphone.
Auch der Trend zum Pedelec hält an. Demnach fährt mittlerweile jeder dritte Radreisende mit elektrischer Unterstützung. Zum Vergleich: 2017 hat der E-Bike-Anteil bei nur 18 Prozent gelegen. Der durchschnittliche Radtourist ist 55 Jahre alt, jeder Zweite reist mit seinem Partner.
Die beliebtesten Radfernwege im Überblick:
- 1. Elbe-Radweg
- 2. Weser-Radweg
- 3. Ostseeküsten-Radweg
- 4. Main-Radweg
- 5. Donau-Radweg
- 6. Mosel-Radweg
- 7. Bodensee-Königssee-Radweg
- 8. Bodensee-Radweg
- 9. Altmühltal-Radweg
- 10. Rhein-Radweg