Eine junge Frau lenkt langsam ihren Seat an einem Coronatest-Hinweisschild vorbei. "Coronatests mit Termin" steht darauf. "Termin?", fragt sie, nachdem sie mit ihrer kleinen Tochter ausgestiegen ist. "Ich denke, wir brauchen keinen?"
Damit liegt sie richtig. Um sich im Corona-Testzentrum im Bannewitzer Bürgerhaus testen zu lassen, braucht niemand einen Termin. "Wir testen jeden, der kommt und seinen Ausweis dabei hat", sagt Hendrik Bartsch von dem zwei-Mann-Testteam, dass das Landratsamt Pirna für die nächsten Tage dem Bürgerhaus zugeteilt hat.
Ein Testzentrum ist schnell eingerichtet

Normalerweise arbeitet Bartsch im Umweltamt, hier ist er der Protokollant. Den Rachenabstrich für den Schnelltest nimmt Holger Stief vor. "Wenn ein Test positiv ausfällt, machen wir noch einen PCR-Test", sagt er.
Die Kühltasche für den Transport dieser Tests ins Labor steht neben dem Tisch mit den Protokollen im Ratssaal des Bürgerhauses. Stühle an den Wänden und im Vorraum für die Viertelstunde Wartezeit, ein Desinfektionsmittelspender, Einweghandschuhe - viel mehr Ausrüstung braucht ein Testzentrum nicht.
Siebenjähriger ist zum zweiten Mal in Quarantäne
Seit 8.30 Uhr haben sich am Samstag neun Personen testen lassen, inzwischen ist es um elf. "Wir hatten mehr Andrang befürchtet", sagt Bartsch. Ein Vater schlendert mit seinem Sohn herein: "In seiner Klasse gab's einen Fall, jetzt sind alle in Quarantäne", sagt der Vater. 15 Minuten später hat der Sohn einen negativen Test - vorerst beruhigend für die Familie, auch wenn die Quarantäne bestehen bleibt.
"Wir hatten das schon mal im Dezember", sagt der Vater. "Unser Junge ist sieben, den kann man nicht einen Arbeitstag lang allein zu Hause lassen." Er selbst arbeite im Handwerk - nichts, was sich ins Home-Office verlagern ließe. "Natürlich findet mein Chef es nicht toll, wenn ständig jemand ausfällt. Aber letztlich hat er selbst Kinder und kennt das Problem."
Friseure brauchen Test für die Öffnung ab Montag
Alle, die in der Zwischenzeit gekommen sind, brauchen den Test am Montag - dem Tag, an dem Friseure, Fußpfleger, Fahrschulen und Musikschulen wieder öffnen dürfen - wenn sie einen negativen Coronatest vorweisen können.
"Einmal pro Woche müssen wir uns testen lassen", sagt eine Friseurin aus Rippien, die ihren Sohn auch gleich mitgebracht hat. Von dem kostenlosen Testangebot in Bannewitz weiß sie von ihrer Innung. Friseurin ist auch der Beruf all der anderen Frauen aus Freital und Bannewitz, die nach und nach im Ratssaal eintrudeln und sich fröhlich begrüßen. "Wir arbeiten im selben Salon", erklären sie.
Testzentren in Neustadt, Dippoldiswalde und Heidenau
Für sie hat das Landratsamt Pirna die vier kostenlosen Coronatestzentren in Neustadt, Dippoldiswalde, Heidenau und Bannewitz auch eingerichtet: "Das Angebot geht vorrangig an Unternehmer und Arbeitnehmer, welche beruflich einer Testpflicht auf das Coronavirus unterliegen (wie medizinische Berufe, Friseur, Fußpflege, Fahrschulen für KfZ, Musikschulen/Musikpädagogen)", schreibt Pressesprecherin Maria Ehlers.
Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kann dafür die 60.000 Schnelltests verwenden, die der Freistaat Sachsen jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt zur Verfügung stellte. "Im Dezember unterstützte Sachsen damit die Besuche von Angehörigen während der Feiertage. Jetzt sollen diese Tests den Landkreisen dabei helfen, sensible Bereiche nach eigenem Ermessen zu unterstützen", schreibt Theresa Schmotz, Pressereferentin des Sozialministeriums Sachsen auf Nachfrage. Der Freistaat stellt die Tests aus seinem Zentrallager zur Verfügung.
Kosten trägt der Freistaat Sachsen
Die Kosten für die 60.000 Schnelltests liegen ungefähr im mittleren sechsstelligen Bereich. Mit der mittlerweile wieder zurückgenommenen Ankündigung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, ab dem 1. März kostenlose Testungen zu ermöglichen, hat dieses Angebot des Freistaates Sachsen nichts zu tun.
Das Testangebot an der Grenzstation Zinnwald wiederum geht auf die Initiative der Stadt Altenberg zurück. Die Stadt wollte damit sicherstellen, dass tschechische Berufspendler aus medizinischen und Pflegeberufen problemlos über die Grenze gelangen.
Vorerst täglich bis zum 12. März geöffnet
Die Tests dafür hatte die Stadt Altenberg selbst gekauft und entsprechend eine Testgebühr von 30 Euro pro Test veranschlagt. Auch die Johanniter verlangten bisher in ihrem Heidenauer Zentrum 45 Euro pro Test. Ihre Kosten übernimmt jetzt das Landratsamt.
Als Hendrik Bartsch und Holger Stief 14 Uhr ihre Utensilien einsammeln, haben sie 30 Personen getestet. In Dippoldiswalde kamen 35, in Neustadt 60. In Heidenau geht der Testtag bis 19 Uhr. Bis zum 12. März werden die vier Zentren täglich geöffnet sein - mit Option auf Verlängerung, schreibt Pressesprecherin Ehlers.
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