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Corona im Amateur-Fußball: Risiko und Chance zugleich

Alexander Preißiger hört in Bannewitz auf, will seine Fußball-Karriere aber fortsetzen. Welche Herausforderungen er als Personaltrainer in diesen Zeiten sieht.

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„Bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt“: Personaltrainer Alexander Preißiger.
„Bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt“: Personaltrainer Alexander Preißiger. © Matthias Rietschel

Bannewitz. Mit Georg Balatka und Alexander Preißiger haben zwei Routiniers Landesklassist SV Bannewitz verlassen. Während der 35 Jahre alte Balatka über ein Karriereende nachdenkt, ist der ein Jahr ältere Preißiger offen für einen neuen Verein. Der einstige Kapitän des Dresdner SC fühlt sich trotz der Corona-Pausen in Form.

Kein Wunder, denn als Personaltrainer liegt dem Familienvater das Thema Fitness am Herzen. Im Interview spricht er über Herausforderungen der Corona-Zeit und falsches Training in vielen Vereinen.

Herr Preißiger, Sie haben sich in Bannewitz abgemeldet. Ein Ende Ihrer Laufbahn als Fußballer ist das aber nicht?

Auf keinen Fall. Ich bin offen für andere Vereine. Es muss halt passen. Ich möchte dabei kein Mitläufer sein. Man trägt als erfahrener Spieler auch Verantwortung, ich möchte ein gutes Vorbild für die jungen Spieler sein. Ich hatte im Sommer einen Kreuzbandriss erlitten, bin aber gut erholt davon und fühle mich fit.

Beim Heilprozess hat Ihnen sicher auch Ihre Ausbildung als Personaltrainer geholfen?

Natürlich. Ich habe viele spezielle Übungen machen können, hatte von vornherein auch einen guten Muskelaufbau, um solche schweren Verletzungen besser überwinden zu können. Ich habe viele Belastungsproben gemacht und kann wieder schmerzfrei trainieren.

Nach der jüngsten Coronapause beklagten viele Mannschaften eine hohe Zahl verletzter Spielern. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Nach der langen Pause, in der jeder Spieler sehr unterschiedlich um seine Kondition bemüht war, wurde oftmals zu wenig wert auf Stabilitätsübungen und konditionelle Trainingseinheiten gelegt. Beim Fußball werden nun einmal nicht nur die Füße strapaziert. Der gesamte Bewegungsapparat ist gefordert, das Training sollte darauf ausgerichtet sein. Ich würde mir wünschen, dass mehr Trainer und Vereine an mich herantreten, um spezifische Übungseinheiten abzuhandeln.

Wie sind Sie beruflich durch die Corona-Zeit gekommen?

Ich habe weiterhin Kurse im Freien veranstaltet, musste aber auf Kurse in Fitnessstudios verzichten. Ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt. So coache ich über Laptop und Video einen deutschen Unternehmer in Dubai, der aus Dresden stammt. Dass die Politik Sport und Spiel im Freien einen Riegel vorgeschoben hat, ist kontraproduktiv. Unter meinen Kursteilnehmern, die sich regelmäßig im Freien bewegen, gab es nicht einen Coronafall. Eine intakte allgemeine Verfassung bietet auch gute Abwehrkräfte gegen Krankheiten.

Nun soll es auch für die Männer wieder losgehen mit dem Fußball. Steckt der Amateurfußball nach den vielen coronabedingten Unterbrechungen in einer Krise?

Einerseits haben sich vor allem Jugendliche und junge Spieler an das Nichtstun gewöhnt oder andere Hobbys gefunden. Es wird schwer, sie alle wieder auf den Bolzplatz zu holen. Andererseits ist es auch eine Chance für den Amateurfußball. Die Fans sind des Profifußballs überdrüssig. Wer schaut sich sämtliche Europapokalspiele an oder gar die Nations League? Viele wollen ehrlichen Fußball sehen, gehen lieber zu einem Spiel Ihres Heimatvereins. Ich glaube schon, dass man mit guten Ideen die Zuschauer auf den Sportplatz holen kann. Es entstehen bei den kleineren Vereine Freundschaften, soziale Kontakte werden hergestellt. Das ist sehr wichtig.

Sie waren elf Jahre lang beim Dresdner SC, einem Verein, der stets eine große Fangemeinschaft hat. Denken Sie gern an diese Zeit zurück?

Sonst wäre ich doch nicht so lange geblieben. Es gibt viele unvergessliche Momente. Ich erinnere mich, wie wir 2012 nahezu ratlos vor Saisonbeginn zusammensaßen. Wir waren in der Stadtoberliga gelandet und wussten nicht, wen wir aufstellen sollten. Uns fehlten Spieler. Da sprang Marcus Zillich ein, der eigentlich aufgehört hatte. Er hat die gesamte Saison durchgespielt und wir sind aufgestiegen. Mit Stefan Haase oder Christian Heinrich verbindet mich heute noch eine enge Freundschaft. Heino ist Taufpate meines großen Sohnes Jannik, ich war Trauzeuge bei seiner Hochzeit.

Will Ihr Sohn in des Vaters Fußstapfen treten?

Na ja, Jannik ist gerade einmal sieben Jahre alt. Er trainiert in der F-Jugend in Löbtau, war zuletzt bei einem Feriencamp bei den Soccer for Kids. Der Kleine, Lukas, ist drei Jahre alt. Aber Sport mag er auch schon. Und meine Frau Helen unterstützt die Sportbegeisterung ihrer drei Männer absolut toll.

Das Gespräch führte Jens Jahn.