„Endlich wieder Haare schneiden“

Bautzen. Seit Montag heißt es im Landkreis Bautzen wieder waschen, schneiden, föhnen und Abstand halten. Unter strengen Hygieneauflagen dürfen die Friseure wieder öffnen. Kurz vor Weihnachten mussten sie ihre Salons schließen. Zehn Wochen wurde kein Haar gefärbt, geschnitten oder mit dem Lockenwickler gewickelt. Jetzt dürfen sie wieder ihrer Arbeit nachgehen - und die Nachfrage ist groß wie eine Umfrage von Sächsische.de unter den Friseuren im Landkreis Bautzen zeigt.
So habe Friseurin Peggy Nathe aus Bautzen 140 Anrufe bekommen, als Mitte Februar die erlösende Nachricht kam. „Das zeigt, glaube ich, ganz gut, wie sehr sich die Menschen nach einem Friseurtermin gesehnt haben“, sagt die Inhaberin des Cityhaarstudios. Die Kunden haben sich nach einer „Wohlfühloase gesehnt“, beschreibt es Peggy Nathe.
Dass die Kunden länger nicht beim Friseur waren, merke die Friseurin. „Durch die längeren Haare ist oft der Ansatz herausgewachsen. Beim Färben brauchen wir nun mehr Farbe und mehr Zeit“, erklärt sie. Diesen Effekt kann auch Friseurin Evelin Widtmann aus Radeberg feststellen. „Man sieht es, dass die Friseure lange geschlossen hatten. Die Haare sind deutlich länger, die Farbe bei den Tönungen ist rausgewaschen.“
Kunden brauchen Termin
Ihre Terminbücher sind bis Ende März voll. Vergangene Woche haben die Kunden zur Terminvergabe sogar vor der Tür Schlange gestanden. „Ich habe dafür extra Stühle rausgestellt“, sagt Evelin Widtmann. Viele Kunden würden den Termin gern noch persönlich ausmachen. „Wir haben also gut zu tun“, sagt sie. Die Freude ist ihr dabei selbst durch das Telefon anzumerken. Sie lacht und meint: „Auch unsere Kunden sind sehr froh, dass wir ihnen endlich wieder die Haare schneiden dürfen.“
Eine extrem große Nachfrage verzeichnet auch Anja Wittman, Inhaberin des Friseur am Platz in Kamenz. „Bei mir persönlich gibt es bis Ende März keine Termine mehr. Meine Mädels haben aber noch in der nächsten Woche freie Termine“, sagt die Friseurmeisterin. Kunden ohne Termine hätten bei ihr vorerst keine Chance. „Zwischendurch mal jemanden kurz die Haare schneiden, geht derzeit nicht. Es gibt ein striktes Zeitfenster für unsere Kunden, das versuchen wir einzuhalten. Es ist alles durchgeplant.“ Das ist mitunter sehr stressig, aber Anja Wittman und ihre Angestellten sind froh, dass sie überhaupt wieder arbeiten dürfen.
Kerstin Lischke aus Bautzen sieht die Lage dagegen etwas entspannter. „Die Kunden wurden teilweise auch verrückt gemacht. Die Nachfrage nach Terminen ist auch bei uns da ja, aber dass es keine Termine mehr bis Ende März gibt, stimmt nicht“, sagt die Inhaberin des gleichnamigen Friseursalons.
Öffnungszeiten wurden verlängert
Und auch bei der Kamenzer Friseurin Steffi Siegemund verlief der Montag dagegen im Vergleich zu normalen Tagen verhalten. „Wir haben viele Auflagen zu erfüllen. Dadurch können wir weniger Kunden am Tag drannehmen.“ Bis Mitte März gibt es bei ihr deswegen keine Termine mehr.
Friseurin Yvonne Tzschoppe aus Radeberg kann ähnliches berichten. Damit sie ihn ihrem Friseurgeschäft mehr Kunden die Haare frisieren kann, hat sie seit Montag sogar extra länger geöffnet. „Ich arbeite jetzt jeden Tag von 8 bis 21 Uhr, um möglichst viele Kunden bedienen zu können“, sagt Inhaberin des Haarzaubers in Radeberg. Ihre größte Angst sei jetzt, dass die Öffnung nur kurz andauert und es wegen der Mutanten eine erneute Schließung gibt.
Auch die Friseurgenossenschaft Figaro mit sieben Salons in Bautzen sowie jeweils einen in Kirschau, Radibor, Königswartha, Neschwitz und Wilthen wurden die Öffnungszeiten verlängert. „Damit wir trotz der Hygienevorschriften genug Kunden bedienen, haben wir die Öffnungszeiten angepasst“, sagt Vorstandsvorsitzende Sabine Klapper, die selbst auch Friseurin ist.
Einmal die Woche zum Corona-Schnelltest
Zu den Hygieneauflagen zählt neben der 1,5-Meter-Abstandpflicht, auch das pro Kunde zehn Quadratmeter zu kalkulieren sind. Ebenso müssen Friseurinnen und Friseure wie Kundinnen und Kunden einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen. Der Salon soll nur nach Terminvereinbarung betreten werden.
Einmal in der Woche müssen sich die Friseure zudem einem Corona-Schnelltest unterziehen. Peggy Nahte und ihre Mitarbeiterinnen haben diesen im Bautzener Gesundheitsamt machen lassen. Dort ist er kostenlos. Evelin Widtmann ist mit ihren Kolleginnen in eine Radeberger Apotheke gegangen. „Auf Dauer wird das ganz schön teuer“, sagt die Friseurin. Kerstin Lischke ist deswegen eine Kooperation mit einer Bautzener Apotheke eingegangen. So seien die Tests etwas günstiger.
Die Friseur und Kosmetik GmbH aus Bischofswerda verlangt von seinen Kunden deswegen auch einen Euro Hygienezuschlag. Zu dem Unternehmen gehören insgesamt zwölf Friseursalons in Bischofswerda,
Demitz-Thumitz, Rammenau, Bretnig-Hauswalde, Großröhrsdorf, Burkau,
Ohorn, Pulsnitz und dem Wachauer Ortsteil Lomnitz.
Geschäftsführer Tino Herrman erklärt: „Wir müssen Masken, Desinfektionsmittel und alles weitere selbst bezahlen. Auf Dauer ist das ohne eine Kostenerhöhung nicht zu leisten.“ Um Geld zu sparen, seien seine Mitarbeiter sogar extra geschult worden, damit diese die Corona-Schnelltest selbst durchführen dürfen. „Wir haben mit einem Arzt zusammengearbeitet“, sagt der Geschäftsführer. „So sparen wir nun Kosten und Zeit.“ Und Zeit wird auch benötigt. „Unsere Friseursalons haben fast keine Termine mehr und vergeben schon jetzt weit über den März hinaus Termine“, sagt Tino Herrmann. (mit SZ/dre)
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