Radeberg. Kein Verkauf von Böllern und Raketen: Diese Silvesternacht wird eine der leisesten seit Jahrzehnten. Hersteller trifft es hart. Aber auch Händler büßen den Umsatz zum Jahresende ein. In Radeberg hat Markus Borck, Inhaber der Kaufhalle Radeberg in der Südvorstadt, schon Böller und Raketen geordert. „Das passiert schon Mitte des Jahres. Wir bekommen Angebote von Großhändlern. Dann wird die Bestellung fertiggemacht und geliefert. Wir haben jetzt in unserem Lager also eine Menge Pyrotechnik“, sagt er.
Doch so wie sie angekommen ist, schickt er die Lieferung jetzt wieder zurück. „Wir haben ein volles Rückgaberecht. So gesehen machen wir kein Minus. Schwieriger ist die Situation für die Hersteller.“ Natürlich ist mit dem Umsatz gerechnet worden. „Aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir sind noch die einzigen, die öffnen können und die Kunden greifen ja auch zu. Andere haben in dieser Zeit null Umsatz“, sagt der Radeberger.
Markus Borck hat eher eine andere Sorge. „Ich hoffe, dass alle meine Mitarbeiter gesund bleiben. Einmal, damit sie natürlich die Feiertage ohne Corona-Infektion bei ihren Familien verbringen können, aber auch damit wir weiterhin das Geschäft öffnen und unsere Kunden bedienen können. Drei meiner Mitarbeiter sind schon erkrankt“, sagt er.
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Auch John Scheller, Inhaber der beiden Edeka-Märkte in Radeberg, hat im Lager die Kisten mit Böllern und Raketen stehen. „Die schicken wir wieder zurück. Da gibt es keine Probleme.“ Er geht sogar noch einen Schritt über die aktuelle Corona-Verordnung hinaus. „Wir werden wegen der allgemeinen Situation auch keine Pyrotechnik der Klasse eins anbieten, also Nebelkerzen, Knallfrösche oder Tischfeuerwerke. Das wird ein ruhiges Silvester. Im nächsten Jahr können wir sicher wieder wie gewohnt feiern.“
Auch er will sich nicht beklagen. „Wir haben nie die großen Mengen Böller oder Knaller verkauft, und in diesem Jahr wird das auch noch durch die gute Nachfrage bei den Lebensmitteln ausgeglichen. Die Menschen werden die Feiertage meist zu Hause verbringen, Restaurantbesuche sind nicht möglich. Da leisten sie sich in den Einkaufsmärkten etwas Besonderes.“
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Doch ganz ohne Auswirkungen bleibt der Lockdown nicht. „Jetzt, da im Silberberg Center mehrere Textilläden geschlossen sind und auch der Baumarkt und der Elektronikmarkt nicht öffnen, macht sich das schon im Einkaufsverhalten bemerkbar. Es kommen weniger Kunden ins Center. Aber insgesamt können wir nicht klagen“, sagt John Scheller.
Feuerwehr: "Besser jetzt etwas zurückstecken, als noch lange Zeit im Lockdown verbringen müssen"
Die Radeberger Feuerwehr bereitet sich auf eine der ungewöhnlichsten Silvesternächte der vergangenen Jahre vor. „Die meisten werden den Abend zu Hause verbringen. Daher rechnen wir damit, dass die Lage eher ruhig bleibt. In den anderen Jahren sind die Gefahren von falsch abgefeuerten Raketen ausgegangen. Das ist diesmal sicher die Ausnahme“, sagt Frank Höhme, Feuerwehrchef in Radeberg. Einige Raketen werden jedoch auch diesmal zu sehen sein. Nach derzeitiger Regelung können bereits gekaufte Böller und Raketen im privaten Umfeld abgefeuert werden.
Größere Sorgen bereitet ihm angesichts der Ansteckungsgefahr mit Corona, die Dienste gut zu organisieren. „Das ist wegen der aktuellen Regelungen schwieriger.“ Er appelliert eindringlich an alle, die Corona-Regeln einzuhalten. „Kontakte einschränken, Abstand halten und natürlich Maske tragen sind ganz wichtig. Sonst werden wir enorme Infektionszahlen sehen. Besser jetzt etwas zurückstecken, als noch lange Zeit im Lockdown verbringen zu müssen.“
Ärzteverbände warnen angesichts des Verkaufsverbotes davor, auf illegale Knaller und Raketen ohne Prüfsiegel auszuweichen. Oft werden sie in Tschechien oder Polen angeboten. „Bei Unfällen mit selbst gebauten oder nicht zertifizierten Sprengkörpern kann es zu schweren Verletzungen kommen. Auch veraltete Sprengkörper aus den Vorjahren sollten nicht gezündet werden, um sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen.“
Schon in normalen Jahren stelle die Silvesternacht für Ärzte in den Notaufnahmen von Kliniken eine besondere Herausforderung dar. „Die Patienten kommen üblicherweise mit abgetrennten Fingern, Verbrennungen, Frakturen und Weichteilverletzungen an den Händen“, sagt Eva-Maria Baur, Handchirurgin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH).
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