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"Wir halten als letzte Bastion die Stellung"

August Friedrich, Betreiber des Test- und Impfzentrums in der Zittauer Hauptpost, über die Zukunft seines Angebots, die Novavax-Nachfrage und Ärger mit Bürgern.

Von Jan Lange
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August Friedrich betreibt das Impf- und Testzentrum in der alten Zittauer Hauptpost.
August Friedrich betreibt das Impf- und Testzentrum in der alten Zittauer Hauptpost. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Mehr als 178.000 Einwohner des Landkreises Görlitz sind bisher einmal gegen das Coronavirus geimpft, über 175.000 auch zweimal. Knapp 103.000 Einwohner erhielten bisher eine Auffrischungsimpfung. Viele dieser Impfungen wurden in den Impfzentren verabreicht.

Wie Sachsens Landesregierung jetzt mitgeteilt hat, werden die meisten Impfzentren Ende März geschlossen. Nur das in der Löbauer Messehalle bleibt offen - und das privat betriebene in der ehemaligen Zittauer Hauptpost. Die SZ hat mit August Friedrich, Betreiber des Impf- und Testzentrums Citavia in der alten Hauptpost, gesprochen, wie es dort weitergeht.

Herr Friedrich, werden Sie Ihr Impfzentrum in der alten Hauptpost weiterbetreiben und bleibt den Zittauern damit eine zentrale Impfmöglichkeit erhalten?

Ja, ich werde das Test- und Impfzentrum weiterbetreiben. Aktuell läuft die Beauftragung durch den Landkreis Görlitz dafür mindestens bis Ende Mai. Sofern der Bedarf besteht, werden wir aber auch darüber hinaus als „letzte Bastion“ die Stellung halten. Das gilt für den Impf- und Testbereich. Da das Deutsche Rote Kreuz angekündigt hat, sich an vielen Orten mit seinen Impfangeboten zurückzuziehen, ist es mein Ziel, diese Lücken zu füllen und allen Menschen, die das möchten, auch weiterhin eine Impfung zu ermöglichen.

Ist es denn möglich, die alte Hauptpost unbegrenzt weiterzunutzen?

Ja, ich bin der Post sehr dankbar, dass sie uns in Zittau die Weiternutzung der Hauptpost ermöglicht. Wir haben fortlaufend die Möglichkeit, die Mietdauer zu verlängern.

Sie haben den Bedarf angesprochen. Im Impfzentrum Citavia wird seit dem 9. Dezember 2021 geimpft. Wie viele Menschen haben bisher hier eine Impfung erhalten?

Bis März wurden im Zentralen Test- und Impfzentrum mehr als 4.500 Menschen geimpft. Die größte Nachfrage gab es von Anfang Dezember bis Mitte Januar, danach ging es schrittweise nach unten. Ich habe aber gehört, dass bei uns die Nachfrage noch etwas länger angehalten hat als bei anderen Impfstellen.

Hat denn der neue Impfstoff Novavax für eine Zunahme der Impfwilligen gesorgt?

Ja, Anfang des Monats gab es mit dem Protein-Impfstoff Novavax noch mal eine größere Zunahme der Impfzahlen, jetzt sind die Zahlen aber wieder konstant. Aus dem medizinischen Bereich gab es dabei einige, die sich mit dem neuen Impfstoff für eine Impfung entschieden haben. Die Zahl lag allerdings im zweistelligen Bereich und war damit nicht so hoch wie erwartet.

Welcher Impfstoff war bei den Geimpften in Ihren Impfzentrum am beliebtesten?

Insgesamt wurden bei uns 2.912 Menschen mit Biontech, 1.516 mit Moderna und 82 mit Novavax geimpft.

In der Vergangenheit gab es bei anderen Impf- und Testzentren immer mal wieder Probleme mit verärgerten Bürgern. Gab es solche Vorfälle auch bei Ihnen?

Überhaupt nicht. Die Leute sind immer offen und freundlich gewesen. Vielleicht liegt das ja auch an unserem jungen Team. Wir hatten vorher darüber nachgedacht, einen Sicherheitsdienst zu engagieren, haben das dann aber nicht gemacht. Und es war bis jetzt ja auch nicht notwendig. Sollte es doch mal Probleme geben, haben wir einen Notfallplan mit der Polizei, die ja direkt gegenüber dem Impfzentrum sitzt.

Wie Sie sagen, hat Novavax nicht zum erwarteten Ansturm geführt. Viele, die sich impfen lassen wollen, haben das getan - ein Großteil ließ sich auch boostern. Mit sehr vielen Impfungen ist kaum noch zu rechnen. Hat das Auswirkungen auf die Öffnungszeiten Ihres Impfzentrums?

Wir schränken voraussichtlich ab April die Öffnungszeiten des Impfzentrums etwas ein. Dabei fallen aber keine Öffnungstage weg, sondern wir werden die Impfungen einfach zeitlich etwas bündeln. Aktuell ist unser Impfzentrum mittwochs und freitags am Vormittag sowie am späten Nachmittag geöffnet. Auch am Samstag und Sonntag sind Impfungen möglich. Im Schnitt lassen sich am Tag noch 30 Menschen bei uns impfen.

Und wie sieht es beim Testzentrum aus?

Zurzeit erleben wir, dass die Infektions- und damit Testzahlen sehr hoch sind und das fast durchgängig von 6 bis 19 Uhr. Wir werden deshalb in den Stoßzeiten jetzt auch auf drei Strecken gleichzeitig testen, damit alle Leute schnell betreut werden.

Sie sind eigentlich Student, gleichzeitig immer im Impfzentrum anzutreffen. Lässt sich das Studium und die Arbeit im Impfzentrum gut kombinieren oder mussten Sie das Studium zeitweise ruhen lassen?

Im Wintersemester hatte ich ein Urlaubssemester eingelegt. Eigentlich war es für einen Auslandsaufenthalt in Ecuador gedacht. Da ich wegen Corona dort nicht hin konnte, hat es mit der Arbeit im Impfzentrum gut geklappt. Die ersten Wochen waren hart, da war ich jeden Tag von 6 bis 22 Uhr vor Ort, bin auf 96 Stunden in der Woche gekommen. Jetzt sind wir an weniger Tagen geöffnet und so lässt sich die Arbeit hier gut mit dem Studium verbinden. Von Vorteil ist dabei, dass viele Vorlesungen der TU Dresden online stattfinden und ich nicht ständig in Dresden sein muss.