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Überdurchschnittlich viele Corona-Tote in Sachsen

In Sachsen sterben 214 Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohner. Bundesweit führt der Freistaat damit eine traurige Statistik an. Besonders ein Landkreis ist betroffen.

Von Timotheus Eimert
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Im Krematorium in Meißen haben sich Mitte Januar 2021 die Särge der Corona-Toten in der Feierhalle und auf den Fluren gestapelt. Der Januar war der Monat mit den meisten Corona-Toten.
Im Krematorium in Meißen haben sich Mitte Januar 2021 die Särge der Corona-Toten in der Feierhalle und auf den Fluren gestapelt. Der Januar war der Monat mit den meisten Corona-Toten. © Archivbild: Claudia Hübschmann

Dresden/Berlin. Am Sonntag findet in Berlin die zentrale Gedenkfeier für die Todesopfer der Corona-Pandemie statt. Ausrichter und Initiator ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Aber das Innehalten soll sich dabei nicht nur auf die Hauptstadt beschränken. So riefen die Ministerpräsidenten der Bundesländer alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils abends leuchtende Kerzen ins Fenster zu stellen. „Es ist richtig, uns immer wieder bewusstzuwerden, dass jedes einzelne Menschenleben wertvoll ist und zählt. Die Gedenkaktion ist eine gute Möglichkeit, dies zeitgleich überall in unserem Land deutlich zu machen und auszudrücken“, erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).

214 Tote pro 100.000 Einwohner in Sachsen

Bundespräsident Steinmeier machte bereits Anfang Februar bei der Ankündigung der Gedenkfeier deutlich: „Tod ist keine statistische Größe, sondern tragische Realität.“ In Sachsen sind nach Angaben des Sozialministeriums seit Beginn der Pandemie 8.719 Menschen in Folge einer Corona-Infektion verstorben. Auf 100.000 Einwohner gerechnet sind das 214 Fälle.

Damit ist der Freistaat mit Abstand das Bundesland mit den meisten Todesfällen pro 100.000 Einwohner. Das Bundesland mit den wenigsten Todesfällen pro 100.000 Einwohner ist Schleswig-Holstein. Dort sind es 51 Todesfälle. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 95. Schsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) erklärte: „Das sind nicht nur Zahlen, sondern einzelne Schicksale, die viele trauernde Angehörige zurückgelassen haben. Sie werden schmerzlich vermisst.“

Nach Angaben des Robert Koch-Institutes sind in Deutschland seit dem ersten Todesfall Anfang März 2020 insgesamt 79.629 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Das Bundesland mit den meisten Todesfällen ist Nordrhein-Westfalen. Hier verstarben über 14.813 Menschen an Covid-19. Die wenigsten Corona-Todesopfer der Bundesländer hatte die Stadt Bremen mit 433.

Besonders betroffen ist der Landkreis Görlitz

Am 20. März 2020 ist in Sachsen der erste Mensch an Covid-19 gestorben. Er kam aus dem Landkreis Bautzen und soll nach Angaben des Sozialministeriums ein höheres Alter erreicht haben und durch Vorerkrankungen belastet gewesen sein. Im Landkreis Bautzen sind seitdem 814 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion hinzugekommen.

Damit liegt Bautzen im Vergleich zu den anderen Landkreisen und Städten auf Platz fünf. Die meisten Todesfälle hatte der Landkreis Görlitz (1.032) zu verzeichnen, die wenigsten der Landkreis Leipzig (305).Die meisten Todesfälle pro 100.000 Einwohner hat ebenfalls der Landkreis Görlitz (408). Im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kommen auf 100.000 Einwohner 366 Todesfälle, im Vogtlandkreis sind es 304. Die wenigsten Todesfälle pro 100.000 Einwohner hat die Stadt Leipzig (79).

Jüngstes Opfer in Sachsen war 25 Jahre

Nach Angaben des Sozialministeriums waren unter den Menschen, die bis zum 16. April an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind, etwa 4.510 Männer und mehr als 4.170 Frauen. Der jüngste Covid-19-Tote wurde 25 Jahre alt, der älteste 106. Die häufigsten Todesfälle gab es mit 4.141 in der Altersgruppe zwischen 80 und 89 Jahren. Die meisten Corona-Toten wurden im Januar 2021 gemeldet. In diesem Monat starben 3.043 Menschen an Corona. Allein am 13. Januar wurden mit 260 die meisten Todesopfer an einem Tag gemeldet.

Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts ist das jüngste Corona-Todesopfer in Deutschland ein vier Jahre altes Kind aus dem Kreis Stormann in Schleswig-Holstein. Es ist bislang aber nicht abschließend geklärt, ob die Corona-Infektion auch die Todesursache war. Das Kind war jedoch Ende März in einem Krankenhaus verstorben.

Corona ist meist auch die Todesursache

Der Frage, ob die Corona-Toten nun an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, ist die Deutsche Gesellschaft für Pathologie nachgegangen. Sie hat 154 Verstorbene, die zuvor an Covid-19 erkrankt waren, untersucht. Das Ergebnis: 86 Prozent der Corona-Todesfälle sind auf die direkten Folgen einer Corona-Infektion zurückzuführen.

„Unsere Erfahrungen in Dresden sind ähnlich“, sagte Gustavo Baretton, der Leiter des Institutes für Pathologie am Dresdner Universitätsklinikum auf Anfrage von Sächsische.de. „Wir haben mittlerweile 60 Krankenhauspatienten obduziert, die zuvor an Covid-19 erkrankt waren. Bei 85 Prozent ist die Todesursache auf die Corona-Infektion zurückzuführen.“ Bei den restlichen 15 Prozent war eine andere Todesursache feststellbar.