Dresden. Die Zahl der in Verbindung mit Covid-19 gestorbenen Personen im Freistaat stieg am Freitag um 74 auf nun 1.212. Allein 28 Verstorbene wurden aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gemeldet. In den Krankenhäusern müssen derzeit 2.307 Sars-CoV-2-Patienten behandelt werden, davon 430 auf Intensivstationen.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Sachsen auch am Freitag angestiegen, wenn auch etwas weniger als am Tag zuvor. Nach der Erhebung des Sozialministeriums wurden innerhalb eines Tages 2.105 Menschen positiv auf das Virus getestet. Am Donnerstag lag die gemeldete Zahl mit 2.685 Neuinfektionen noch deutlich höher. Seit Beginn der Pandemie im März sind damit nun 65.510 Menschen mit dem Virus infiziert worden. Etwa 41.280 Personen davon gelten schätzungsweise als wieder genesen.
Die Zahl der laborbestätigten Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner liegt im gesamten Freistaat jetzt bei 276, am Donnerstag waren es noch 267. Sachsen ist derzeit mit Abstand das Bundesland mit der höchsten Inzidenz.
Corona-Hotspot: Warum ausgerechnet Sachsen?
Seit Mitte Oktober steigt die Zahl der Neuinfektionen im Freistaat rasant. Mittlerweile reicht dunkelrot als Farbe in den Deutschlandkarten nicht mehr aus, Sachsen ist nun lilafarben. Derzeit liegen acht von zehn Landkreisen und Chemnitz über der Grenze von 200 Infektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen, Leipzig und Dresden sind knapp darunter.
Nach Zahlen der örtlichen Gesundheitsämter liegt in vier Kreisen der Inzidenzwert sogar bei mehr als 400 – im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Bautzen, Görlitz und Zwickau. Warum? Ein Erklärungsversuch von Andrea Schawe und Karin Schlottmann.

So ist die aktuelle Lage in den sächsischen Kreisen
Die Zahlen der Corona-Infizierten steigt trotz des Teil-Lockdowns in den sächsischen Kreisen weiter an. Hier ein Überblick:
- Landeshauptstadt Dresden: In Dresden sind vier weitere Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Außerdem mussten über 20 Patienten neu in eine Klinik aufgenommen werden. Die meisten Intensivpatienten müssen inzwischen beatmet werden. 2.500 Dresdner Lehrer und Schüler müssen derzeit in Dresden daheim bleiben. In allen Gemeinschaftseinrichtungen sind am Freitag 3.700 Menschen in häuslicher Quarantäne.
- Landkreis Görlitz: Innerhalb von sieben Tagen sollen sich in einem Landkreis pro 100.000 Einwohner nur 50 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-Cov-2 infizieren. In dieser Situation können die Gesundheitsämter gut die Kontakte verfolgen. Im Landkreis Görlitz liegt diese Inzidenz mittlerweile aber beim Zehnfachen. Das Landratsamt gab die selbst berechnete 7-Tage-Inzidenz am Freitagmittag mit 499 an.
- Landkreis Bautzen: Personen, die im Herbst bereits eine Corona-Infektion überstanden haben, müssen bei Kontakt mit einer infizierten Person nicht erneut in Quarantäne. Das gab nun das Landratsamt bekannt. Im Landkreis Bautzen sind am Freitag insgesamt 312 Coronavirus-Neuinfektionen festgestellt worden. Acht Patienten sind verstorben.
- Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge steht kurz davor, der absolute Corona-Hotspot in ganz Deutschland zu werden, jedenfalls wenn man die Inzidenz zur Grundlage nimmt, die das Robert-Koch-Institut (RKI) täglich veröffentlicht. Maßnahmen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge orientieren sich am Infektions-Geschehen.
- Landkreis Meißen: Im Landkreis Meißen gibt es insgesamt 3.584 positiv auf das Sars-CoV-2-Virus getestete Personen. Davon befinden sich 1.109 Personen in behördlich angeordneter Quarantäne. Im Unterricht der Sekundarstufe I (ab Klassenstufe 7) ist auch von den Schülern eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen.
- Landkreis Mittelsachsen: Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus ist in Mittelsachsen weiter gestiegen. Am Freitag meldete das Landratsamt sechs weitere Verstorbene, die nachweislich mit Covid-19 infiziert gewesen waren. Laut dem DIVI-Intensivregister waren am Freitag gegen 13 Uhr noch fünf Betten auf den Intensivstationen der Kliniken in Mittelsachsen frei.
So liefen die Corona-Massentest in Sachsen
Eine kleine Schlange hat sich am Freitagvormittag kurz nach 10 Uhr vor der Sporthalle in Räckelwitz gebildet. Geduld ist gefragt, doch das nehmen die Räckelwitzer gern in Kauf. Sie wollen sich auf das Coronavirus testen lassen - und das bei einer für den Landkreis Bautzen einmaligen Aktion.
Alle Einwohner der Gemeinde Räckelwitz mit ihren Ortsteilen Dreihäuser, Höflein, Neudörfel, Schmeckwitz und Teichhäuser sind an diesem Tag zu einem Corona-Massentest aufgerufen. Die sorbische Gemeinde gehört zu den Orten mit den höchsten Infektionszahlen im Landkreis.
Möglichst viele Einwohner an einem Tag testen - das war auch das Ziel des Massentests in Rathmannsdorf im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Saal ihres Gemeindezentrums sieht an diesem Freitag anders aus, als die Rathmannsdorfer ihn von Feierlichkeiten oder Vereinstreffen kennen.
Die Stühle sind beiseite gerückt, ein Fenster ist trotz drei Grad Außentemperatur weit aufgerissen. Über den Saal verteilt sind mit einigem Abstand vier Tische aufgebaut, an denen je ein Helfer in weißem Vollschutzanzug und Schutzvisier steht. In Rathmannsdorf findet ein groß angelegter Test auf das Coronavirus statt, selbst das Fernsehen ist mit Kamera vor Ort.

ÖPNV-Rettung: Sachsen beschließt 100 Prozent Ausgleich
Verkehrsunternehmen in Sachsen haben nun die Möglichkeit, durch die Corona-Krise verursachte Schäden ausgleichen zu lassen. Wie das Wirtschaftsministerium am Freitag mitteilte, sollen die coronabedingten Einnahmeausfälle bei Bus und Bahn zu 100 Prozent ausgeglichen werden. Darauf hatten sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) mit dem Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) nach langem Ringen verständigt.
Sachsen wollte bisher - im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern - die Verluste bei Verkehrsunternehmen nur zu 70 Prozent ausgleichen. Nun kommen noch 30 Prozent an Landesgeldern dazu. Derzeit liegen dem Ministerium zufolge 68 Anträge von Bus- und Bahnanbietern im öffentlichen Personennahverkehr in Höhe von rund 80 Millionen Euro vor.
Bürgermeister hat eine Botschaft an Corona-Leugner
Dirk Neubauer reicht es. Der Bürgermeister von Augustusberg in Mittelsachsen hat die Kommentare und Argumente von Corona-Leugnern und Menschen, die die aktuelle Lage nicht ernst nehmen, satt. Bei Facebook meldete sich Neubauer zu Wort - mit einem eindringlichen Appell.
"Versucht es mal mit Verantwortung. Dieses Land braucht keinen Hass, keine Verschwörungstheorien und vor allem keine vermeintlichen Querdenker, die schon am einfachsten scheitern, was Menschsein bedeutet: An Rücksichtnahme", heißt es darin.
DRK sucht bis zu 300 Helfer für Impfzentren in Sachsen
Für die geplanten Corona-Impfzentren in Sachsen sucht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bis zu 300 Mitarbeiter. Gearbeitet werde könne in Vollzeit, Teilzeit oder auch auf Minijob-Basis, wie der Landesverband am Freitag mitteilte.
Zu den Aufgaben gehören vor allem organisatorische und logistische Tätigkeiten - etwa Unterstützung im Check-in Bereich, Hilfe für die impfenden Ärzte sowie die Betreuung der zu Impfenden. Bewerbungen könnten über die Internetseite des DRK erfolgen. Geplant ist der Einsatz zunächst für bis zu drei Monate. Mehr dazu im Artikel Helfer für Sachsens Impfzentren gesucht
Unterdessen hat die Bundesregierung mitgeteilt, dass alle, die sich gegen Corona impfen lassen wollen, Anspruch auf eine kostenlose Impfung erhalten. "Die Impfung wird kostenlos sein, egal ob und wie jemand versichert ist", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag in Berlin.
Regierungssprecher Steffen Seibert wiederholte noch einmal, dass die Impfung freiwillig sein werde. Er kündigte eine "sehr umfangreiche" Informationskampagne der Regierung zu allen Fragen der Impfung an. Man hoffe, damit sehr viele Menschen überzeugen zu können. Pläne, Menschen dafür zu bezahlen, sich impfen zu lassen, gebe es nicht, sagte Seibert auf eine entsprechende Nachfrage.

Sachsen: 650 Soldaten helfen bei Corona-Bekämpfung
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist die Bundeswehr seit dieser Woche auch im Vogtlandkreis im Einsatz. Damit sei die Truppe nun in allen sächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten zur Unterstützung vor Ort, teilte das Landeskommando am Freitag mit.
Seit dieser Woche übernehmen die Soldaten in einem Pflegeheim in Weischlitz sowie in einer Wohnstätte Kauschwitz Hilfstätigkeiten, um das Pflegepersonal zu entlasten. Der Einsatz ist vorerst bis Anfang 2021 geplant. Das Landratsamt des Vogtlandkreises verwies am Freitag darauf, dass die Ausgangsbeschränkungen trotz sinkender Inzidenzwerte bestehen bleiben.
Zum einen grenze das Vogtland an Regionen mit hohen Infektionszahlen, hieß es zur Begründung. Zudem seien alle Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit im Vogtland belegt. Die Situation in mehreren Pflegeheimen sei kritisch. Mehr als 650 Soldatinnen und Soldaten helfen derzeit in sächsischen Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und in mobilen Abstrichteams aus.
ifo-Umfrage zeigt: Viele Ost-Unternehmen in Existenznot
In der Corona-Pandemie sieht sich einer Umfrage des ifo-Instituts zufolge etwa jedes fünfte Unternehmen in Ostdeutschland in seiner Existenz bedroht. Damit liege der Anteil höher als in Deutschland insgesamt, sagte Joachim Ragnitz von der ifo-Niederlassung in Dresden am Freitag. Im bundesweiten Schnitt gaben demnach rund 15 Prozent der befragten Unternehmen an, Existenzsorgen zu haben. "Die Gefahr einer Pleitewelle im Osten ist noch längst nicht gebannt", sagte Ragnitz.
Vor allem im Dienstleistungssektor sei die Angst vor einem Aus seit dem Sommer unverändert hoch. Hier spiegle sich die Situation im Gastgewerbe wider, das von den aktuellen Schließungen stark betroffen ist. Im Durchschnitt rechneten die Unternehmen über alle Branchen hinweg, dass sich ihre Geschäftslage in etwa einem Jahr normalisieren werde, hieß es.
Polizei verstärkt Kontrollen in Seiffen
Nach dem Besucheransturm am 1. Advent hat die Polizei in Seiffen für dieses Wochenende verstärkte Kontrollen eingeläutet. Dabei wurden am Freitag innerhalb von rund eineinhalb Stunden bei einer Verkehrskontrolle 34 Ordnungswidrigkeiten festgestellt, wie ein Polizeisprecher am Nachmittag sagte.
Das habe Autofahrer betroffen, die gegen die geltenden Ausgangsbeschränkungen verstießen und keinen triftigen Grund vorweisen konnten. Szenen wie am 1. Advent sollen sich im Weihnachtsort Seiffen nicht wiederholen.

Dresdner Kreuzchor sagt alle Auftritte ab
Der Dresdner Kreuzchor hat wegen mehrerer Corona-Infektionsfälle im Ensemble alle Auftritte bis zum 10. Januar abgesagt. Nach den vier bereits bekannten Fällen hätten sich weitere Kruzianer sowie auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert, teilte die Sprecherin des Chores, Nina Bewerunge, am Freitag in Dresden mit. Konkrete Zahlen nannte sie nicht.
Geprobt werden könne derzeit nicht. Der künstlerische Unterricht der Kruzianer sei zunächst für die nächste Woche abgesagt worden. Laut Bewerunge waren am Donnerstag alle Sänger, Pädagogen und Mitarbeiter des Chores auf das Coronavirus getestet worden.