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"Wir müssen jetzt irgendwie 200 Betten frei bekommen"

Die Uniklinik Dresden hat ein Prognosetool entwickelt, das Kliniken in der Pandemie vorausblicken lässt. Professor Jochen Schmitt gibt Einblick.

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In den nächsten 14 Tagen müssen in Sachsens Kliniken rund 200 Betten für die Covid-Versorgung geschaffen werden.
In den nächsten 14 Tagen müssen in Sachsens Kliniken rund 200 Betten für die Covid-Versorgung geschaffen werden. © Waltraud Grubitzsch/dpa (Symbolfoto)

Dresden. Das Prognosetool "Dispense" der Uniklinik Dresden ermöglicht es, dass Sachsens Krankenhäuser nicht wie im Blindflug durch die Pandemie steuern. Mit einem Vorlauf von bis zu 14 Tagen zeigt das System nahezu exakt, wie viele Patienten in Bälde versorgt werden müssen. Wie das Instrument funktioniert und was es für die kommenden zwei Wochen vorhersagt, erklärt Professor Jochen Schmitt, an dessen Institut das Instrument entwickelt wurde, im CoronaCast. Das Podcast-Interview in Auszügen.

Herr Schmitt, in den vergangenen Wochen haben wir einen sprunghaften Anstieg bei den Corona-Patienten erlebt. Die Kliniken sind jetzt zwar überlastet, aber sie konnten die Entwicklung immerhin in Prognosen kommen sehen. An Ihrem Institut laufen für die Vorhersagen die Stricke zusammen. Wie funktioniert das?

Da muss man auf die Anfänge zurück gehen. Wir haben schon im März 2020 zusammen mit dem Institut für Medizinische Informatik ein Tool entwickelt, das einen Überblick verschafft, wie viele Betten auf Normalstationen und Intensivstationen in den sächsischen Kliniken mit Corona- und anderen Patienten belegt sind. Die zentralen Fragen waren: Wieviele Betten sind frei? Und wie können die Klinikleitstellen in Dresden, Leipzig und Chemnitz schnell auf Versorgungsengpässe reagieren?

Wir spürten damals einen sehr hohen Handlungsdruck, weil wir in der ersten Welle Bilder aus Italien oder den USA vor Augen hatten, wo Patienten, die eine Intensivbehandlung gebraucht hätten, die nicht bekommen haben. Diese Situation wollten wir in Sachsen unbedingt vermeiden.

Und Ihr Prognosetool kann das verhindern?

Der Zweck ist die Patientensteuerung. Also mit wie viel Belegung müssen wir in den nächsten zwei Wochen rechnen. Und welche Regelversorgung beziehungsweise Behandlungen von Nicht-Covid-Patienten werden dann noch möglich sein. Denn klar ist, das zeigt uns die aktuelle Lage, um alle Corona-Patienten jetzt adäquat behandeln zu können, müssen andere Bereiche heruntergefahren werden.

Welche Folgen hat dieses Herunterfahren? Es kann doch nur bedeuten, dass Nicht-Covid-Patienten, die eigentlich auch eine Behandlung notwendig hätten, diese überhaupt nicht mehr bekommen auf absehbare Zeit.

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