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Diese Strategie ist gefährlich

Ungeimpften drohen im Herbst Kontaktbeschränkungen und der Ausschluss von Veranstaltungen. Das wird Menschen radikalisieren. Ein Kommentar.

Von Andrea Schawe
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© dpa-Zentralbild

Für nicht geimpfte Menschen könnte es im Herbst ungemütlich werden. Das Bundesgesundheitsministerium will sich auf die vierte Welle vorbereiten. Die Mittel: Abstand, Hygiene, Maskenpflicht, ein „nicht so einschneidender“ Lockdown – und starke Einschränkungen für Ungeimpfte.

Im Herbst und Winter sollen nur noch Geimpfte und Genesene zu Veranstaltungen oder in die Gastronomie dürfen. Ungeimpfte müssen draußen bleiben – auch mit Test. Der Druck auf jene, die das Impfangebot nicht annehmen wollen, steigt.

Druck verspielt Vertrauen

Dabei sollten wir nach anderthalb Jahren doch gelernt haben, mit dem Virus zu leben. Um ein halbwegs normales Leben führen zu können, müssen wir vorsichtig sein. Deswegen gelten Angebote, bei denen eine hohe Infektionsgefahr besteht – bei Veranstaltungen, in der Gastronomie, beim Friseur oder beim Sport – nur für Menschen, die geimpft, genesen oder getestet ist. Warum sollte das in der vierten Welle nicht mehr reichen?

Es ist eine gefährliche Strategie und verspielt auch noch das letzte Vertrauen in dieser gespaltenen Gesellschaft. Der Ausschluss Ungeimpfter vom gesellschaftlichen Leben wird weitere Menschen radikalisieren.

Stattdessen sollten sich lieber alle anstrengen, die Menschen von der Impfung zu überzeugen. Niedrigschwellige Angebote im Supermarkt, auf dem Dorfplatz, im Problemviertel und bessere Aufklärung sind nötig. Das ist die Chance, mehr Leute dazu zu bewegen, sich nun endlich doch noch impfen zu lassen.