Dresden. Jede Menge Zeit für die Familie - das ist eine Version des Lockdowns. Die andere: Spagat zwischen Job und Kindern. Weihnachtsvorbereitung obendrein. Die lieben Kleinen zu bilden und sinnvoll zu beschäftigen, dafür gibt es Studiengänge und Ausbildungen. Jetzt sind Schulen und Kitas dicht, der Part der Lehrer und Erzieher ist erneut an die Eltern übergegangen.
"Mit viel Vergnügen lese ich die Vorschläge für die Zeiten in unseren Wohnungen", schreibt Astrid Weismann an die Redakteure der SZ. Die hatten jüngst einen großen Artikel darüber geschrieben, wie man am besten durch den Lockdown kommt. Auch die Leserin hat eine Idee, die sie gern auch anderen Menschen ans Herz legen will.
"Meine Tochter und ihre Familie haben vor Kurzem einen Wohnzimmer-Weihnachtsmarkt veranstaltet", erzählt sie. Inspiration dafür war ein Adventspäckchen, das Oma Astrid ihnen geschickt hatte. Handgestrickte Socken, Stulpen und Mützen, selbstgenähte Mund-Nasen-Masken, kleine Spielzeugtiere und Süßigkeiten.
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Solche Dinge verkauft die 66-Jährige normalerweise immer in der Weihnachtszeit an einem Stand. Der muss in diesem Jahr geschlossen bleiben, doch Astrid Weismann hatte ja schon so fleißig gestrickt und genäht, dass es einfach schade darum gewesen wäre. Also beschenkte sie damit Tochter, Schwiegersohn und die drei Enkel Mara, Samuel und Annea. Der Adventsgruß ging ins viereinhalb Autostunden entfernte Baden-Württemberg.
Astrid Weismanns Kinder und Enkelkinder führten den Gedanken vom Weihnachtsbüdchen der Oma weiter und planten einen richtigen kleinen Weihnachtsmarkt - in den eigenen vier Wänden. "Schon mit der vielen Vorbereitung war die ganze Familie reichlich beschäftigt." Gute Beschäftigung ist nicht nur in Zeiten von Corona eine wichtige Angelegenheit. Aber unter den aktuellen Bedingungen brauchen Eltern noch viel mehr Einfallsreichtum, um lange Nachmittage ohne Hausaufgaben, Fußballverein, Musikschule und Besuche bei Freunden zu füllen.
Manchmal ist das leichter, wenn die Familie größer ist. Für zwei Erwachsene und drei Kinder lohnt sich ein eigener Weihnachtsmarkt auf jeden Fall. Sie planten fünf Verkaufsstände mit den Waren der Oma in Dresden, mit Leckereien und Bastelangeboten. Waffeln, Pommes und Bratwurst, wie im wirklichen Leben, wurden da angepriesen. Natürlich auch Glühwein und Kinderpunsch.
Kalte Nasen wie auf dem richtigen Weihnachtsmarkt
Damit niemand einen ganzen Stand leer kauft, gab es Coupons. Jeder der fünf Besucher, die auch gleichzeitig Standbetreiber waren, bekam drei davon. Die konnten sie an den Büdchen, gebaut aus allen Tischen, die der Haushalt zu bieten hatte, einlösen. "Um möglichst lange an jedem Stand zu verweilen, ist es sinnvoll, etwas Handwerkliches anzubieten, kleine Basteleien zum Beispiel", empfiehlt Astrid Weismann. Schließlich wäre es ja bedauerlich, wenn der Spaß all zu schnell vorbei ist.
Um das Weihnachtsmarktfeeling noch authentischer zu gestalten, machten die zehnjährige Mara, der siebenjährige Samuel und die fünfjährige Annea vor Beginn ihres Marktes zusammen mit ihren Eltern einen ausgiebigen Spaziergang. "Das war wichtig, damit alle richtig kalte Ohren und Nasen bekamen, so wie es sich auf dem richtigen Weihnachtsmarkt im Freien auch anfühlen würde", erzählt Astrid Weismann und lacht.
Besonders schön findet sie, dass Großeltern auf diese Weise für ihre Kinder und Enkel im Advent trotzdem präsent sein können - auch wenn sie weit weg voneinander wohnen oder sich zum Schutz vor Corona nicht gegenseitig besuchen können. Aber stricken oder basteln und backen können sie und vielleicht sogar per Video-Chat einen Rundgang auf dem Wohnzimmer-Weihnachtsmarkt machen.
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Astrid Weismann bekam von ihrer Tochter Fotocollagen geschickt, die ihr einen lebhaften Eindruck von jenem Nachmittag vermitteln. "Der war bestimmt nicht stressfrei und musste viele Bedürfnisse vereinen", weiß sie, "aber am Ende hatten alle fünf ein tolles Weihnachtserlebnis miteinander."
Ob Familien, Bewohner von Wohngruppen und Heimen oder auch Kinder in einer Notbetreuung - die Idee des Wohnzimmer-Weihnachtsmarktes verspricht überall dort eine unterhaltende Zeit, wo Alternativen gefragt und kleine Freuden zum Fest zu Hause sind.
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