Dresden. Mit Stil und Etikette, aber deshalb nicht weniger nachdrücklich verschaffen sich die Dresdner Tanzschulen, Tanzvereine und -studios zusammen mit ihren Kollegen in ganz Sachsen Gehör.
Seit sechs Monaten sind sie durchgängig geschlossen, bis heute ohne eine Perspektive auf zumindest eingeschränkten Betrieb. "Das geht so nicht weiter", sagt Tassilo Lax, der eine Tanzschule gemeinsam mit seiner Frau Sabine betreibt.
Bekannt sind die beiden nicht nur als einstmals mehrfache Weltmeister in den Standardtänzen. Seit 20 Jahren bilden sie Tänzerinnen und Tänzer im Leistungssportbereich aus, bringen Schülern in der Tanzstunde die ersten klassischen Tanzschritte und Benimmregeln bei, ermöglichen allen Altersgruppen das Tanzen zur Freizeitfreude und körperlichen Fitness. Außerdem bereiten sie die Debütanten des Semperopernballes auf ihren ersten Ballabend vor und sorgen für die entsprechende Choreografie.
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Nun sind ihre Tanzsäle am Ullersdorfer Platz und an der Leipziger Straße verwaist. Laut Verordnung müssen sie komplett geschlossen bleiben. "Wir dürfen nicht einmal Gutscheine verkaufen", sagt Tassilo Lax.
Noch länger wollen weder er noch die Kollegen der anderen Tanzinstitutionen diesen Zustand nicht hinnehmen. Im März haben sie die Interessengemeinschaft "Tanzen in Sachsen" mitgegründet - als Zusammenschluss fast aller sächsischer Einrichtungen des Hobby- oder Wettkampftanzes. Dazu gehören die im Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband organisierten Tanzschulen und Tanzsportvereine sowie die verbandsfreien Institutionen - rund 100 insgesamt.
Zusammen haben sie ein Konzept erarbeitet, nach dem sie ab 19. April sogenannten Individual-Unterricht anbieten wollen. Das sei das erste mögliche Datum für einen zaghaften Neuanfang, sagt Tassilo Lax. Denn am 18. April endet die bisherige Sächsische Corona-Schutzverordnung.
"Ein Schreiben mit unserem Konzeptangebot ist schon an alle entscheidenden politischen Instanzen versendet", sagt Jens Pötschke. Seine Tanzschule in Pirna teilt das gleiche Schicksal. "Ich musste sogar meine Frau in Kurzarbeit schicken. Das ist bitter."
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Das Konzept gründet auf der Regelung, dass sich Personen zweier Haushalte privat treffen dürfen und sieht vor, dass ein Tanzlehrer eine weitere Person oder ein privat verbundenes Paar in der Tanzschule unterrichtet. "Dabei halten wir selbstverständlich alle Hygieneregeln wie Mundschutz, Desinfektion, Lüftung und Mindestabstände ein", sagt Pötschke. Auch einen tagesaktuellen negativen Corona-Schnelltest müsse jeder Beteiligte vorweisen können. Auch die Lehrer sind getestet.
"Wir erarbeiten gerade ein Modul zur Terminvereinbarung und Kontaktnachverfolgung", ergänzt Tassilo Lax. Für ihn ist der Vorstoß keine Frage der Wirtschaftlichkeit, sondern der Prävention: "Wir erwarten nicht, dass sich dieser Individual-Unterricht finanziell rechnet. Aber wir können damit etwas gegen das Vergessen unserer Branche tun."
Schon jetzt werde es ein bis zwei Jahre dauern, bis die Tanzschulen wieder das frühere Level an Teilnehmern erreicht haben", sind sich die Tanzlehrer einig. Viele Kurse liegen auf Eis. Noch schlimmer: Anmeldungen für künftige Kurse und Schultanzstunden gibt es nicht. "Wir können nichts planen, so lange uns die Politik keinerlei Perspektive gibt", sagt Sabine Lax. "Dabei haben wir einen klaren Bildungsauftrag!"
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