Herr Bastl, Sie haben seit vielen Jahren eine Praxis in Neustadt. Was denken Sie, warum so viele Menschen die Covid-19-Gefahr unterschätzen?
Ich denke, dass die meisten Menschen die Covid-19-Gefahr schon richtig einschätzen. Leider werden sich aber immer wieder Menschen finden, die eine andere Auffassung haben - leider auch unter meinen Ärzte-Kollegen. Die Krankheit ist neu, die Daten dazu werden erst gesammelt. So eine Situation hat keiner von uns vorher erlebt. Es kommt zu unangenehmen, aber wichtigen Einschränkungen unseres Lebens.

Wie oft müssen Sie Patienten erklären, dass es sehr sinnvoll ist, Kontakte zu vermeiden, gerade bei Älteren?
Eigentlich überhaupt nicht so häufig. Unsere Patienten haben für die Maßnahmen Verständnis. Probleme gibt es aber vorwiegend bei jüngeren Patienten, die keine Einsicht haben. Manche lassen sich Atteste für die Maskenbefreiung von Kollegen ausstellen und können dann die älteren Patienten anstecken. Ein Attest sollten nur Schwerbehinderte oder etwa schwer Herzkranke bekommen. Chirurgen stehen auch die meiste Arbeitszeit mit Maske hinter dem OP-Tisch und haben keine Folgen. Mein Team und ich arbeiten schon seit dem Frühjahr mit Mund-Nasen-Schutz und kommen auch gut zurecht.
Sollte es in Deutschland noch andere Maßnahmen geben, wie etwa flächendeckende Massen-Tests in der Slowakei?
Zu Massen-Tests müssen sich Epidemiologen oder Virologen äußern. In meiner Tätigkeit sehe ich bloß eine Sache: Es ist eine erhöhte Sterberate auf Covid-19 zu sehen. Bei unserem letzten Not-Dienst an einem Sonntag hatten wir drei Sterbefälle in Pflegeheimen auf Covid-19-Pneumonie und die Totenbescheinigungen waren plötzlich alle. Sonst haben wir in rund 24 Diensten, die wir im Jahr machen, etwa fünf Sterbefälle jährlich.
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