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Corona und die Alten: Was in Sachsens Heimen schiefläuft

Gisela D. starb mit 91 Jahren an Corona in einem Pflegeheim in Dresden. Ihr Fall steht exemplarisch für die Probleme beim Schutz der Alten.

Von Ulrich Wolf
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Gisela D. ist mit 91 Jahren an Corona verstorben. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem Altenheim in Dresden.
Gisela D. ist mit 91 Jahren an Corona verstorben. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem Altenheim in Dresden. © Ulrich Wolf

Ihre sterblichen Überreste sind da vorn, in der blaugrau gesprenkelten Urne. Rechts daneben steht ein Porträtfoto von ihr. Auf dem Boden liegen drei Gestecke und drei Sträuße: Gerbera, Rosen, Nelken. Auf einer weißen Banderole steht: „In liebevoller Erinnerung, dein Sohn Dietmar“. Über allem thront ein Metallkreuz.

Gisela D. wurde 91 Jahre alt. Sie starb in einem von 192 Einzelzimmern eines Dresdner Altenheims an Covid-19. Zu ihrer Beerdigung an einem frühen Nachmittag Ende Januar sind ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und zwei Enkel in die kleine Feierhalle auf dem Dresdner Heidefriedhof gekommen. Und dann ist da noch ein älterer Herr, ein Freund der Familie. Fünf Trauernde, ein Pfarrer und der Bestatter. Mehr nicht. Corona-Schutz. In die Kontaktliste, die im Vorraum ausliegt, trägt sich niemand ein.

Tatsächlich ist Gisela D. an Covid-19 gestorben. So steht es auf ihrem Totenschein. Oder anders: Ohne Corona-Virus hätte sie – in welchem Zustand auch immer – noch einige Zeit weitergelebt. Das Gesundheitsministerium betont, in der sächsischen Corona-Todesstatistik seien nur die Fälle erfasst, die ursächlich an und nicht mit Covid-19 starben.

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