"Corona-Patienten zwischen Anfang 40 und Anfang 60"

Dresden. In Sachsen und auch in Dresden steigen und steigen die Zahlen der Corona-Infizierten. Seit Freitag gilt die Überlastungsstufe. Die Kliniken im ganzen Bundesland und zunehmend auch in Dresden sind voll mit Covid-Patienten. Nach Angaben des Sozialministeriums mit Stand vom Freitag werden im Freistaat 1.638 Covid-19-Patienten auf Normal- und 385 auf Intensivstationen behandelt.
Wie viele Covid-Patienten liegen in Dresdner Kliniken?
Im städtischen Klinikum steigen die Zahlen schnell. Auf der Normalstation liegen derzeit mit 72 Covid-Patienten fast 20 mehr als noch vor einer Woche. Auf der Intensivstation sind es derzeit 23. "Wir werden daher schrittweise zusätzliche Kapazitäten für diese Patienten bereitstellen – sowohl in den Normalbereichen als auch im Intensivbereich", erklärt Sprecherin Viviane Piffczyk. Im St.-Joseph-Stift werden 34 Patienten behandelt, damit sind die Kapazitäten alle voll belegt, sagt Sprecherin Christine Herzog.
In der Dresdner Uniklinik befinden sich 51 Patienten auf der Normalstation und 27 auf der Intensivstation. "Auf der ITS sind die Patienten in der Regel zwischen Anfang 40 und Anfang 60. Ältere Patientinnen und Patienten sind aktuell die Ausnahme", erklärt das Uniklinikum. Wie viele Betten noch frei sind, kann das Klinikum nicht pauschal beantworten. "Es gibt am Uniklinikum und auch den anderen Krankenhäusern Eskalationspläne, die unter Umständen eine Erweiterung der Kapazitäten ermöglichen ", so Sprecher Holger Ostermeyer. Man könne deshalb keine konkreten Angaben zu freien Kapazitäten kommunizieren
Auch im Diakonissenkrankenhaus in der Neustadt spitzt sich die Lage zu. "Wir erleben weiterhin eine ungebremste Zunahme an Menschen, die wegen Covid-19 stationär behandelt werden müssen", sagt Sprecher Victor Franke. Es gebe derzeit 20 Betten für Covid-19-Patienten, die nicht intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Entsprechend des Leistungsspektrums verfüge die Klinik nur über eine begrenzte Anzahl von Intensivbetten, drei davon stehen in einem baulich abgetrennten Bereich zur Verfügung. Die intensivmedizinischen Kapazitäten für Covid-Patienten seien zum jetzigen Zeitpunkt voll belegt. "Grundsätzlich kann man aber sagen, dass auch unsere erst kürzlich erhöhten Kapazitäten meistens ausgeschöpft sind", sagt Franke. Er blickt sorgenvoll auf die kommende Zeit: "In den kommenden Tagen wird die Zahl von Menschen, die wegen einer Covid-19-Infektion behandelt werden müssen, weiter ansteigen." Man sei darauf vorbereitet, die Kapazitäten noch erweitern zu müssen.
Wie viele der Corona-Patienten sind nicht geimpft?
"Die überwiegende Zahl der von uns aufgenommenen Covid-19-Patienten ist nach wie vor ungeimpft", sagt Sebastian Schellong, Chefarzt der 2. Medizinischen Klinik, zu der die Covid-Intensivstation am Standort Friedrichstadt gehört. Wer trotz Impfung einer Krankenhausbehandlung bedarf, habe meist zusätzliche Vorerkrankungen oder Risikofaktoren. "Die Verläufe sind dementsprechend auch schwerer."
Detaillierte Auskunft zum Anteil der Ungeimpften unter den Patienten sei allerdings nicht möglich, da ein Teil der Patienten bezüglich der Auskunft über den Impfstatus nicht kooperiere beziehungsweise nicht in der Lage sei, Auskunft zu geben.
Müssen Eingriffe verschoben werden?
Um ausreichend qualifiziertes Personal insbesondere in die Intensivmedizin umzulenken, reduziere man aktuell weitere OP-Kapazitäten für planbare Eingriffe, sagt das Städtische Klinikum. Die Versorgung von Tumorpatienten sowie die Notfallversorgung zum Beispiel bei Herzinfarkt oder Schlaganfall bleibe davon aber unberührt.
Auch im Diakonissenkrankenhaus muss man umplanen. "Um dem erhöhten Pflegeaufwand gegenüber den Covid-Patienten gerecht werden können, mussten wir schon jetzt die Zahl planbarer Eingriffe deutlich reduzieren und Stationen schließen", sagt Sprecher Victor Franke. Alle Anstrengungen seien jetzt darauf ausgerichtet, die Versorgung von Covid-Patienten, onkologischen Patienten, Geburten und Notfällen sicherzustellen sowie die Mitarbeiter vor andauernder Überforderung zu schützen. "Wenn Eingriffe verschoben werden müssen, geschieht das in Absprache mit den Patienten. Jede verschobene medizinische Maßnahme ist eine ärztliche Einzelfallentscheidung", betont Franke.
- Im Podcast: Peter Spieth, Leiter der Intensivstation der Dresdner Uniklinik: