Fürs dringende Geschäft in den Baumarkt

Würde man eine repräsentative Umfrage starten, welche Geschäfte die Deutschen für "systemrelevant" halten, die Antworten "Baumarkt" und "Gartencenter" würden sicher auf Spitzenplätzen landen. Beides gehört zum Lebens-Stil, gewissermaßen zur DNA der Deutschen. Da ist es bloß folgerichtig, dass beide jetzt mit als erste wieder aus dem Corona-Lockdown starten dürfen. Am Montagmorgen, 8. März, durfte es gleich um acht Uhr losgehen. SZ hat sich beim Obi-Markt in Löbau umgeschaut. Was sind die dringendsten Bedürfnisse der ersten Kunden.
Überfüllter Parkplatz oder Schlange stehen ist nicht beim Obi im Löbauer Gewerbegebiet West an diesem Morgen. Dennoch, die ersten Kunden treffen schon wenige Minuten vor Marktöffnung ein. Am eiligsten hat es ein Ehepaar aus Rosenbach. "Ich brauche einen Toiletten-Deckel in einem neuen Dekor. Da warte ich schon seit Dezember drauf", sagt die Gattin. Schon vor einer Woche hätte sie deshalb im Baumarkt angerufen - wie es denn dann sei mit der Öffnung.
Bayerisches Flair auf dem Stillen Örtchen
Kaum öffnen die Türen, ist das gute Stück auch schnell gefunden, gleich im dritten Gang links. Ein bayerisches Motiv mit Herzchen und weiß-blauem Karo-Muster, grad wie zur Brotzeit - und mit Soft-Schließ-Mechanik. 59 Euro. "Bisschen teuer", murmelt der Gatte. "Ach was, es soll ja nach was aussehen", entgegnet die Gattin energisch. Und nach 40 Ehejahren weiß der Mann, dass dieser Argumentation für den alpinen Chic nichts entgegenzusetzen ist. Jetzt schnell noch eine Gardine ausgesucht und ein paar Blumen - da ist der Lockdown schon beinahe vergessen.
Um eine Folge der Corona-Zeit zu beseitigen, ist Christine Hartmann aus Obercunnersdorf in den Baumarkt gekommen - im Einkaufswagen einen Eimer Wandfarbe. "Unsere Kinder haben sich mit ihrer Malerei etwas an der Wand ausgetobt", erklärt sie. Und der Einkauf im Baumarkt gleich um acht Uhr morgens passt der jungen Mutter perfekt in den Zeitplan. Keinen Aufschub duldet auch der Einkauf eines Löbauers. "Ich brauche Öl und eine Zündkerze für die Kettensäge. Geht ja jetzt wieder los im Garten", sagt er.
Markt lässt weniger Kunden rein als erlaubt
An die 20 Kunden sind es, die schon gleich nach der Öffnung in den Laden kommen. Sie verteilen sich schnell im Markt, nirgendwo gibt's Gedrängel. Und genau so war es auch von Marktleiter Stefan Veit gewollt. "Nach der Corona-Schutz-Verordnung dürften wir bei unseren 4.500 Quadratmetern Fläche 265 Kunden reinlassen. Aber das ist uns viel zu viel", sagt er. Um die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern zu gewährleisten, lasse man nur bis zu 150 rein.
Das muss niemand am Einlass zählen und kontrollieren. "Das regeln wir über die Zahl der verfügbaren Einkaufswagen", erklärt Veit. Um die 70 Stück stehen am Eingang und ihre Benutzung ist Pflicht. "Die meisten Kunden kommen zu zweit, so kommen wir dann etwa auf die Maximalzahl von 150", sagt er. Im Markt verteilt gibt es viele Hygiene-Stationen mit Desinfektionsmittel-Spendern, so dass sich Kunden auch dafür nicht an einer Stelle sammeln müssen. "Wir haben auch ganz bewusst auf irgendein spezielles Eröffnungs-Angebot verzichtet, damit es deswegen nicht zu einem Andrang kommt", sagt der Marktleiter.
Die Freude über die Öffnung ist groß. "Wir sind glücklich, wieder persönlich für unsere Kunden da sein zu können. Das Zwischenmenschliche ist doch schöner, als das Bestellen per Telefon oder Mail", sagt Stefan Veit. Und er merkt, dass auch die Kunden die Öffnung herbeigesehnt haben. "Wir haben ja viele Stammkunden. Und viele davon haben schon seit Monaten ein kleines Projekt in der Schublade", sagt er.
Die Projekte der Kunden
Ein solcher "Schubladen-Projekt"-Kunde ist ein junger Mann aus Breitendorf, der mit seiner Freundin gekommen ist. Er hat eine handgeschriebene Einkaufsliste dabei. "Erst mal brauchen wir Blumen für den Frauentag", sagt er - und zaubert damit ein Lächeln auf das Gesicht seiner Begleiterin. Aber dann ist auch gleich werkeln angesagt. Der Mann baut ferngesteuerte Modell-Autos. "Ich brauche Farbe, um einen Traktor zu lackieren und Winkel, weil ich einen Anhänger bauen will", sagt er.
Das Projekt "Garten aus dem Winterschlaf wecken" hat sich Siegfried Pietsch aus Weißenberg vorgenommen. Vier 20-Kilo-Säcke Rindenmulch und zwei Regentonnen hat er aufgeladen. "Die sind sehr stabil und halten ewig", weiß er aus Erfahrung. Sein Besuch im Baumarkt hätte auch noch ein paar Tage Zeit gehabt, aber Siegfried Pietsch hat die Gunst der Stunde genutzt. "Ich bin mit meinem Nachbarn hier, der hat einen Hänger - sonst bekomme ich das Zeug ja nicht heim", sagt er.
Um die 80 Kunden zählt Marktleiter Stefan Veit dann schon eine Stunde nach Wiederöffnung - und ist rundum zufrieden: "Die Saison hat ja noch gar nicht richtig angefangen."
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