Masken-Kontrolle auf dem Dorf

Die Polizei braucht sich über zu wenige Aufgaben nicht zu beklagen. Sie wird zu Diebstählen und Einbrüchen gerufen, kontrolliert den Verkehr und ahndet Verstöße, rückt zu Streitigkeiten oder Unfällen aus, hat Drogenkriminalität im Auge - und das alles ist nur ein kleiner Teil ihres Einsatzspektrums. Zu all dem in Corona-Zeiten auch noch auf die Masken-Patrouille zu gehen - das hatte die Polizei lange Zeit nicht auf dem Zettel. Doch mit der fortschreitenden Verschärfung der Corona-Schutzverordnung kontrolliert die Polizei jetzt auch Vorhandensein und korrekten Sitz von Masken - auch auf dem Dorf.
Die beiden Polizeihauptmeister Ingolf Lange und André Schöbel sind das, was man früher "Dorfpolizisten" nannte. Sie halten an Wochentagen den kleinen Polizeiposten in der Gemeindeverwaltung Großschönau. Die Lausche-Gemeinde zählt nicht zu den Epi-Zentren des polizeilichen Einsatzgeschehens. Aber der Ort endet zu einer Seite an der Staatsgrenze zu Tschechien zum Nachbarort Varnsdorf - grenzübergreifende Kriminalität gibt's deshalb auch in Großschönau. Einer der Gründe, warum ein Polizeiposten dort durchaus Sinn hat. Bloß mit Corona hatten die beiden Beamten lange nichts zu tun, auch nicht, als etwa der "Kleine Grenzverkehr" quasi verboten wurde. "Viele Tschechen fahren von Varnsdorf im Transit nach Liberec, für uns kein Thema", erklärt Ingolf Lange. Und auch die erste Ausdehnung der Maskenpflicht war für die Polizisten nicht relevant. "Wir haben hier keine Fußgängerzone, in der es Pflicht wäre, auch auf der Straße eine Maske zu tragen", sagt Lange.
Kaum Beanstandungen
Doch vor einigen Tagen sind die Regeln noch strenger geworden. Jetzt gilt etwa auch auf den Parkplätzen von Supermärkten Maskenpflicht. "Das kontrollieren wir auch im Rahmen unserer Streifentätigkeit", sagt Ingolf Lange - bisher sei es aber nicht zu Beanstandungen gekommen. SZ begab sich mit den Beamten und dem Großschönauer Ordnungsamt auf Maskenkontrolle.
Der Großschönauer Markt der Discount-Kette "Diska" liegt nur wenige hundert Meter von der Staatsgrenze zu Varnsdorf entfernt. Auf dem Parkplatz stehen daher oft auch viele Autos tschechischer Kunden. Doch zur frühen Nachmittagsstunde stehen an diesem Tag dort nur ein gutes Dutzend Autos mit deutschen Kennzeichen, ausschließlich solchen aus dem Landkreis Görlitz. Es herrscht verhältnismäßig wenig Betrieb. "Die Ausgangsbeschränkungen machen sich schon bemerkbar. Das Haus eben nur noch aus triftigen Gründen zu verlassen", sagt Polizeihauptmeister André Schöbel. Auch der weggefallene "Kleine Grenzverkehr" zeige seine Wirkung. Und noch etwas: "Wir haben sonst auch immer viele Urlauber hier", sagt die Dame vom Ordnungsamt. "Die Ferienhäuser im Trixi-Park sind normalerweise auch zu dieser Jahreszeit immer gut gebucht." Derzeit sind dort aber nur Soldaten der Bundeswehr einquartiert, die in den Kliniken helfen.
Die Großschönauer verhalten sich ganz offensichtlich gesetzestreu - alle Kunden tragen ihre Masken auch auf dem Parkplatz, so wie auch Schilder darauf hinweisen. Dennoch: Das Ordnungsamt befürwortet die zusätzliche Polizeikontrolle. "Es ist ja nun wirklich das kleinste Übel, so eine Maske zu tragen und andere zu schützen. Und es ist bedenklich, wenn sich Menschen nicht daran halten", erklärt die Dame vom Ordnungsamt. Auch in den Amtsräumen selbst betreibt man Corona-Vorsorge mit dem "Modell Frischluft". "Wir haben die Fenster geöffnet und ziehen uns deswegen etwas dicker an", sagt sie, "und wenn jemand aufs Amt kommt, ziehen wir natürlich die Maske an."

Ignoranz auf sächsisch
Bei dieser Kontrolle gibt's für die beiden Großschönauer Polizisten nichts zu beanstanden - fast nichts. Sie sprechen einen Mann an, der gerade mit einigen Begleiterinnen eine Kiste Bier in sein Auto lädt. Seine Maske trägt er unter der Nase - so nutzt sie nicht wirklich etwas. Doch der Mann schaut die Beamten nur befremdlich an, grummelt etwas, lässt die Maske wie sie ist und steigt in sein Auto.
Beim Wegfahren schaut er noch mal zu den Polizisten. Die Mitarbeiterin weist auf einen Aufkleber am Heck des rostigen VW: "Sgladschdglei" steht da - übrigens auch der Titel eines Asterix-Comics in sächsischer Mundart und zu deutsch: "Es klatscht gleich". Die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes findet das in Zusammenhang mit der Masken-Moral des Mannes gar nicht lustig. "Sgladschdglei", sagt sie, "das ist auch genau die ignorante Einstellung gegenüber Corona und der nötigen Regeln."
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