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Fast 900 Straftaten bei Corona-Protesten in Sachsen

Seit Beginn der Pandemie wurden mehr als 2.800 öffentliche Corona-Protestaktionen in Sachsen registriert - und zahlreiche Straftaten.

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Polizisten stehen am Sonntag in Plauen Demonstranten gegenüber: Mittlerweile hat es Tausende solcher Demos in Sachsen gegeben.
Polizisten stehen am Sonntag in Plauen Demonstranten gegenüber: Mittlerweile hat es Tausende solcher Demos in Sachsen gegeben. © dpa/Sebastian Willnow

Dresden. In Sachsen sind bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen bis zum Sommer 891 politisch motivierte Straftaten erfasst worden. Wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Große Anfrage der Linksfraktion im Landtag hervorgeht, richteten sich fast 200 dieser Taten gegen Polizistinnen und Polizisten.

Aus der am Montag in Dresden veröffentlichten Antwort geht weiter hervor, dass zwischen März 2020 und August dieses Jahres in Sachsen insgesamt 2.869 Corona-Protestaktionen stattgefunden haben - etwa sogenannte Mahnwachen und Spaziergänge. "Das sind im Schnitt mehr als fünf Corona-Aktionen pro Tag", sagte die Sprecherin der Linksfraktion für antifaschistische Politik, Kerstin Köditz.

Besonders häufig gab es den Angaben zufolge Proteste in den Landkreisen Görlitz (629) und Bautzen (588). Der Grund für die hohen Zahlen sei vor allem der stark ritualisierte "stille Protest" entlang der Bundesstraße 96. Mit deutlichem Abstand folgten demnach Dresden (271) und Leipzig (230) sowie die Landkreise Zwickau und Mittelsachsen (je 204). Vergleichsweise wenig Protest habe es in den Landkreisen Nordsachsen (79) und Leipzig (75) und in Chemnitz (43) gegeben.

"Hyperaktive Minderheit"

In die Statistik gingen zu einem geringen Teil auch Aktionen von Kultur-, Bildungs- und Sportstätten sowie von Gewerbetreibenden ein, teilte die Linke mit. Hinter den allermeisten Veranstaltungen würden sich jedoch Anhänger der "Querdenker"-Szene, teils auch Reichsbürger, Neonazis und die AfD verbergen. Polizeilichen Schätzungen zufolge knackten lediglich neun Mobilisierungen die Tausendermarke, üblich seien "Kleinstaktionen".

"Mit einer echten Massenbewegung haben wir es also nicht zu tun, sondern mit einer hyperaktiven Minderheit. Zu deren Praxis gehört es praktisch von Anfang an, auf obligatorische Anmeldungen zu verzichten", erläuterte Köditz.

In Wirklichkeit seien die Beteiligten fast immer unbehelligt geblieben; nur etwas mehr als ein Prozent der Versammlungen sei im Vorfeld verboten worden. Große Einsätze kämen den Bürgern teuer zu stehen. Für zusätzliche Beamte hätten andere Bundesländer dem Freistaat bislang knapp 3,3 Millionen Euro in Rechnung gestellt. (dpa)