Radeberg. Kurze Rückblende: Als das Auswärtige Amt Mitte April die Reisewarnung für die Baleareninsel Mallorca aufhob, schien das für viele vom Dauer-Lockdown ausgelaugte Deutsche der Startschuss für den endlich ersehnten Urlaub zu Ostern sein. Sah man Tage später glücklich-wirkende Menschen mit Maske an den mallorquinischen Stränden flanieren. Bekam man als Betrachter dieser Bilder ein wenig Panik. Ob man da in der Kürze noch ein Hotelzimmer auf dem Balearen-Eiland buchen könne?
Anruf im Radeberger TUI-Reisebüro von Doreen Thämelt. Gibt es noch Plätze im Flieger nach Malle? Am Klang der Stimme der Reisekauffrau hat man das Bild von jemanden vor Augen, der angesichts einer solchen Frage heftigst mit den Augen rollt. Natürlich gebe es noch Plätze in den Urlaubsfliegern. Allerdings, so Thämelt weiter: „Bei uns hält sich die Nachfrage nach einem Mallorca-Urlaub in Grenzen.“
Moment mal, kein Ansturm aufs Reisebüro? Was ist mit dem Run auf Mallorca, von dem doch bisher immer überall berichtet wurde? Natürlich gebe es Reiseanfragen, so Doreen Thämelt. Aber nach Mallorca wollen viele ihrer Kunden nicht.
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Der Grund: „Sollte die Insel in der nächsten Zeit wieder Risikogebiet werden, muss man nach der Rückkehr gleich in Quarantäne.“ Und wer wolle das schon. Offensichtlich sind die Rödertaler in Sachen Mallorca-Urlaub zurückhaltend. Obwohl „alle verreisen wollen“, wie Doreen Thämelt sagt.
Die Entscheidung der Bundesregierung, Mallorca nicht mehr als Corona-Risikogebiet einzustufen, weil die Insel eine Inzidenz von weniger als 50 Fällen je 100.000 Einwohner aufweist und man weder Test noch Quarantäne braucht, hatte zwar Mitte März die Buchungen für die Insel rapide steigen lassen. Allerdings flaute das Interesse kurz danach wieder stark ab, als in der Bundesregierung Überlegungen aufkamen, auch eine Zwangs-Quarantäne für Reisende aus Nicht-Risikogebieten einzuführen.
Nach den geltenden Regeln (Stand 26. März), muss bei der Ausreise nach Deutschland ebenfalls ein negativer Corona-Test vorgelegt werden, teilt das Robert-Koch-Institut mit. Nach der neuen Verordnung reichen die sogenannten Antigen-Schnelltests aus, es muss kein teurerer PCR-Test sein. Aber Passagiere müssen sich selbst um den Test kümmern, eine Klinik oder ein Testzentrum suchen.
Sollte der Test positiv ausfallen, ist die Heimreise nicht gestattet. Touristen müssen sich dann auf eigene Kosten auf Mallorca isolieren. So lange, bis sie einen negativen Corona-Test präsentieren könnten.
Thomas Moch, Geschäftsführer des gleichnamigen Radeberger Reisebüros, findet, dass „die Lage mittlerweile unübersichtlich wird.“ Er habe zwar auch einige Mallorca-Reisen buchen können, doch etliche hätten diese Tage später wieder storniert. Auch weil man nun vor dem Rückflug einen Negativ-Coronatest vorweisen muss. Das Risiko, nach einem positiven Test auf Mallorca in Quarantäne bleiben zu müssen, verunsichere potenzielle Urlauber, so Moch. Der schon seit 30 Jahren in der Branche tätig ist und in dieser Zeit eine Menge Krisen überstanden hat. Aber die Pandemie stelle alles was er bisher erlebt habe, in den Schatten: „Dieses Chaos der sich ständig ändernden Regeln und Verordnungen bei Urlaubsreisen“ sei unglaublich und verwirrend.
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Eine Einschätzung, die auch von Peggy Pfützner geteilt wird. Die Inhaberin des Radeberger Reisebüros Schmolling beschreibt, dass das Interesse an Mallorca-Reisen bei weitem nicht so hoch sei, „wie das oft in den Medien dargestellt wird“. Sicher, einige ihrer Kunden werden Ostern ihren Urlaub auf der Baleareninsel verbringen, aber ansonsten sei das Reiseverhalten gedämpft, so Peggy Pfützner. Sie sei gegenwärtig vor allem mit Stornierungen und Umbuchungen beschäftigt.
Im Weixdorfer Reisebüro erzählt Ines Winter, dass die Nachfrage nach Mallorca-Reisen gegen Null tendiere. Viele Kunden fragten sich, ob sie sich einen solchen Urlaub überhaupt antun sollen, so Ines Winter. Zumal Mallorca teilweise strengere Corona-Regeln als Deutschland habe. Bars und Restaurants schließen um 17 Uhr, ab 22 Uhr gilt eine Ausgangssperre bis zum Morgen, zudem muss auf Mallorca drinnen wie draußen eine Maske getragen werden.
Ines Winter: „Etliche wägen zwischen Aufwand und Nutzen einer solchen Reise ab.“ Und kämen zu der Erkenntnis, dass man lieber noch einige Monate mit einer Reise warten wolle. Man buche derzeit lieber für den Sommerurlaub, erfährt man in den hiesigen Reisebüros. In der Hoffnung, dass sich bis dahin die Corona-Lage in den Urlaubsländern entspannt habe.
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