Unnötig viel Vertrauen verspielt

Die wichtigste Währung in der Politik ist Vertrauen. Und davon hat man jetzt in den Chefetagen des Robert-Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums eine gewaltige Menge verspielt. Sowohl die nachträgliche Kürzung des Genesen-Status von Corona-Erkrankten als auch der geänderte Umgang mit Johnson & Johnson-Geimpften hat alle Betroffenen kalt erwischt.
Ohne Vorwarnung wurde radikal in den Lebensalltag vieler Bürger eingegriffen, so dass die nicht in der Lage waren, rechtzeitig darauf zu reagieren. Genau dieses Recht steht ihnen aber zu, wenn durch politische Entscheidungen wichtige Freiheiten wie der ungehinderte Zugang zu vielen Einrichtungen wegfallen oder Erschwernisse am Arbeitsplatz drohen.
Die Betroffenen haben nichts falsch gemacht und werden dennoch aus ihrer Sicht bestraft. Das schürt unnötig Unmut in einer Zeit, wo die notwendigen Pandemie-Sanktionen ohnehin ein ganzes Land spalten. Die Herren Wieler und Lauterbach mögen sich damit herausreden, dass in Corona-Zeiten entschlossen und mitunter kurzfristig gehandelt werden muss. Dies ist prinzipiell richtig.
Doch in dem Fall wurde dieser Grundsatz missbraucht, da hier Übergangsregeln möglich gewesen wären. Das Ergebnis ist nun ein vielleicht minimaler Erfolg im Kampf gegen das Virus und gleichzeitig eine große Verunsicherung. Immerhin muss jetzt jeder Bürger, der die Corona-Vorgaben einhält, damit rechnen, dass die Politik plötzlich und willkürlich gegen ihn entscheidet.