Die schlechte Nachricht zuerst: Je länger der Lockdown dauert, um so weniger sehen unsere Politiker durch. Weil sie Friseursalons Arbeitsverbot erteilt haben, fallen ihnen nun selber die ungeschnittenen Strähnen wirr ins Gesicht.
Die Folgen des nachlassenden Durchblicks auf allen politischen Ebenen sind katastrophal: In Berlin bereitet sich die Kanzlerin allmählich auf ihr Amtsende vor und in Sachsen nimmt die Halbwertzeit der Corona-Schutzverordnungen dramatisch ab. Als überforderter Bürger ist man mittlerweile froh, wenn man endlich verstanden hat, was alles in der vorletzten Verordnung verboten und erlaubt war, während wir hoffentlich ab Mai wissen, was zurzeit möglich ist oder eben nicht.
Als im Osten geborener Bundesbürger ist man in solchen Krisenzeiten aber klar im Vorteil. Ältere wissen es noch aus eigener Erfahrung, Jüngere könne es von ihnen lernen: Flexibilität im Umgang mit raren Dingen.
Wenn Sie also in einem Impfzentrum arbeiten oder sogar Programmierer des sächsischen Impfportals sind, können Sie ja mal die Profi-Fußballer von Dynamo Dresden fragen, woher die in den letzten 48 Stunden ihre tollen Haarschnitte verpasst bekamen. Rücken die Jungs dann mit der Adresse der Schwarz-Haar-Schneiderei heraus, bekommen sie im Gegenzug einen vorgezogenen Impftermin für ihre Omas.
Günstig handeln kann auf die Weise quasi jeder: Tauschen Sie mit Fremden ihre Wohnadressen zur Vergrößerung des eigenen 15-Kilometer-Bereichs. Adoptieren sie jemanden aus dem Erzgebirge, damit ihre Familie Tagesausflüge dorthin machen kann. Oder besorgen sie sich einen sächsischen Schülerausweis, um einfach wochenlang zu Hause zu bleiben. Wer Ideen hat, übersteht immer noch jede Pandemie.