Sachsen hat die rote Laterne des von Corona am heftigsten betroffenen Bundeslandes an Thüringen weitergegeben, die Neuinfektionen nehmen jedoch nicht ab. Am Mittwoch meldete das Sozialministerium 260 Todesfälle - die meisten seit Beginn der Pandemie.
Gradmesser für diese Betroffenheit ist die 7-Tage-Inzidenz. Das ist die Anzahl der positiv getesteten Personen innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner gerechnet. Damit soll das Infektionsgeschehen zwischen Bundesländern und Landkreisen vergleichbar dargestellt werden. Und ohne ein Senken dieser Zahlen, sind keine Lockerungen in Sicht. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nennt eine Inzidenz von 50 als Zielmarke. Sachsen befindet sich laut Robert Koch-Institut derzeit noch bei einer Inzidenz von 292. Die Tendenz fällt zwar - doch bis dahin dürfte es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern.
Seit dem 5. Januar veröffentlicht das Sächsische Sozialministerium diese Inzidenzzahlen für die einzelnen Gemeinden im Freistaat. Das Ministerium weist darauf hin, dass die Zahlen möglicherweise nicht komplett mit den gemeldeten Fällen der Landesuntersuchungsanstalt übereinstimmen: Sie werden im Verlauf mehrerer Tage zusammengestellt und sind nicht immer tagesaktuell.
In der vergangenen Woche war beispielsweise die Gemeinde Rosenbach bei Löbau mit 24 Fällen und einer Inzidenz von über 1.500 aufgeführt, die Gemeinde hatte aber vom örtlichen Gesundheitsamt nur sieben Fälle gemeldet bekommen. Eine Erklärung für diese Differenz gab es bislang nicht. Deshalb ist die Liste vor allem eine grobe Orientierung. Für die kreisfreien Städte gibt es zudem keine Aufteilung nach Stadtteilen - sie fehlen in der Auflistung.
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge stark betroffen
Auch die am stärksten betroffene Gemeinde offenbart eine Schwäche der Inzidenz-Zahlen. Derzeit steht Kurort Rathen im Landkreis Sächsische-Schweiz Osterzgebirge an der Spitze - mit nur sieben Corona-Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen. Doch da Rathen nur über 349 Einwohner verfügt, steigt die Inzidenz hier auf 2.005,7. Kann man hier wirklich von einem Hotspot sprechen?
Eher ist das der Fall im gleichen Landkreis in Rosenthal-Bielatal, wo 30 Corona-Fälle in sieben Tagen auf knapp 1.600 Einwohner kommen, was einer Inzidenz von 1.891,6 entspricht. Darauf folgen die Gemeinde Lossatal im Landkreis Leipzig mit 79 Neuinfektionen und einer Inzidenz von 1.306, sowie erneut ein Ort aus dem Kreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge, Dohma, mit einer Inzidenz von 1.228.
Die Hotspots der vergangenen Woche sind in der Liste nach unten gerückt. Grünbach senkt die Inzidenz von 2.800 auf 547,8, Stadt Adorf von 2.250 auf 392,2 und Neustadt/Vogtl. von 2.190 auf ein Zehntel, 208,6. Alle drei Orte liegen im Vogtland, das durch eine große Zahl an Nachmeldungen in der vergangenen Woche extrem hohe Inzidenzen verzeichnete.

Der Inzidenz-Spitzenreiter außerhalb des Vogtlandes der vergangenen Woche, das bereits erwähnte Rosenbach bei Löbau, schraubt sich von 1.528 auf 127,3 zurück - wobei es berechtigte Zweifel an der Korrektheit der ersten Zahl gibt. Und der Spitzenreiter der vergangenen Woche im Kreis Bautzen, Großnaundorf, senkt seine Inzidenz von 1.411 auf null. Hier wurde in den letzten sieben Tagen kein einziger Corona-Fall identifiziert.
Der Kreis Meißen, der weiterhin überdurchschnittlich stark betroffen ist, behält hingegen seine Hotspots. Strehla (1.209 auf 1.102) und Käbschütztal (803,5 auf 986,1) haben weiterhin die höchste Zahl an Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen im Landkreis. Aber auch bei den am wenigsten betroffenen ändert sich nicht viel: Die Gemeinde Lommatzsch rückt vom vorletzten Platz (288) auf den letzten Platz (144).
Insgesamt fällt auf, dass es deutlich weniger herausstechende Inzidenzen über 1.000 gibt als in der Vorwoche, mit Ausnahme des Kreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Außerdem gibt es im ganzen Land verteilt deutlich mehr Gemeinden, in denen in den letzten sieben Tagen überhaupt keine Neuinfektionen auftraten.
Kreis Bautzen
- 1. Cunewalde, 7-Tage-Inzidenz: 1.045,1
- 2. Steinigtwolmsdorf, 747.1
- 3. Lichtenberg, 741,7
... - 55. Panschwitz-Kuckau, 95,7
- 56. Großnaundorf, 0
- 57. Puschwitz, 0
Erzgebirgskreis
- 1. Croltendorf, 863,8
- 2. Stollberg, 716,8
- 3. Gornau, 690,2
... - 57. Niederwürschnitz, 77,5
- 58. Heidersdorf, 0.
- 59. Tannenberg, 0.
Kreis Görlitz
- 1. Oderwitz, 999,6
- 2. Gablenz, 940,4
- 3. Schönau-Berzdorf a. d. Eigen, 821,9
... - 51. Schöpstal, 41,7
- 52. Hainewalde, 0
- 53. Jonsdorf, 0
Kreis Leipzig
- 1. Lossatal, 1.306
- 2. Naunhof, 683,8,
- 3. Heithain, 670,7
... - 28. Wurzen, 215,9
- 29. Zwenkau, 204,7
- 30. Belgershain, 178,9
Kreis Meißen
- 1. Strehla, 1.01,9
- 2. Käbschütztal, 986,1
- 3. Röderaue/Wülknitz, 820,5
... - 23. Radebeul, 308,6
- 24. Zeithain, 288,8
- 25. Lommatzsch, Stadt, 144,4
Mittelsachsen
- 1. Lunzenau, 892,2
- 2. Hartha, 877,8
- 3. Geringswald, 765,0
... - 51. Sayda, Stadt, 0
- 52. Rechenberg-Bienenmühle, 0
- 53. Lichtenberg/Erzg., 0
Nordsachsen
- 1. Mockrehna, 674,5
- 2. Naundorf, 578,5
- 3. Dreiheide, 570,9
... - 28. Schönwölkau, 39,2
- 29. Zschepplin, 35,1
- 30. Löbnitz, 0
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
- 1. Rathen, Kurort, 2.005,7
- 2. Rosenthal-Bielatal, 1.891,6
- 3. Dohma, 1.228,2
... - 34. Wehlen, 127,3
- 35. Rathmannsdorf, 109,6
- 36. Lohmen, 97,3
Vogtlandkreis
- 1. Grünbach, 1.239,5
- 2. Adorf, 783,7
- 3. Neustadt, 736,3
... - 35. Netzschkau, 207,6
- 36. Neuensalz, 189,9
- 37. Theuma, 98,1
Kreis Zwickau
- 1. Crimmitschau, 779,3
- 2. Meerane, 714,2
- 3. Schönberg, 566,2
... - 31. Hartmannsdorf b. Kirchberg, 145,7
- 32. Oberlungwitz, 102,3
- 33. Bernsdorf, 45,3
Kreisfreie Städte
- Chemnitz, 216,8 (vorher 207)
- Dresden, 196,3 (vorher 257,6)
- Leipzig, 190,2 (vorher 158,5)
Die Zahlen zu allen Gemeinden finden Sie auf der Webseite des sächsischen Sozialministeriums.
Stand: 13. Januar 2021