Unentdecktes Sachsen

Ein Mann springt wagemutig über einen Felsspalt. In den Tälern hängen Nebelschwaden, Bergkuppen heben sich schemenhaft ab. Die Sonne taucht die Szenerie in ein magisches Licht. Ein Foto wie gemalt – aufgenommen von Jonas Naumann. Der 20-jährige Azubi aus Dresden hat sich damit an unserer Suche nach unentdeckten Orten in Sachsen beteiligt. Im Interview verrät er, wo ihm dieser Schnappschuss gelungen ist, was ihm die Fotografie bedeutet und welche Tipps er für Hobbyfotografen parat hat.
Herr Naumann, wo ist das tolle Foto entstanden?
Am Kleinen Winterberg. Die Aussicht zeigt die Hintere Sächsische Schweiz mit dem Großen Zschand. In Kombination mit dem Sprung ist das mittlerweile ein beliebtes Fotomotiv.
Und wer springt da über die Kluft?
Das ist Luk Große. Wir sind oft im Kollegenkreis unterwegs und haben inzwischen unser gemeinsames Interesse am Fotografieren entdeckt.

Was reizt Sie am Fotografieren?
Ich bin ein Naturmensch. Wenn die Sonne aufgeht und man nur das Zwitschern der Vögel hört, kann ich wunderbar abschalten. Erst recht, wenn ich diesen Moment mit der Kamera festhalte.
Da müssen Sie aber zeitig aufstehen.
Richtig, aber das macht mir nichts aus. Und es ist auch toll, wenn man zehn Uhr nach Hause kommt und schon so viel erlebt hat. Das Foto am Kleinen Winterberg ist 5.39 Uhr entstanden.
Wie finden Sie Ihre Motive?
Ich schaue mir viele Fotos in den sozialen Medien an. Da ich schon als Kind viel in der Sächsischen Schweiz unterwegs war, kenne ich mich hier auch ganz gut aus und weiß, wo es besonders schön ist.
Gibt es noch Geheimtipps?
Mit Geheimtipps ist das so eine Sache. Durch Instagram & Co. macht ja alles sofort die Runde. Viele Leute treffen sich so zur gleichen Zeit am gleichen Fleck. Manchmal sogar schon zum Sonnenaufgang.

Wo sind Sie am liebsten mit der Kamera unterwegs?
In der Sächsischen Schweiz bieten zum Beispiel der Gohrisch und der Gamrig tolle Aussichten. Dort ist auch der Anmarsch nicht so weit wie zum Winterberg. Ich mache auch gern mal eine Tour durchs Erzgebirge oder erkunde Türme im Dresdner Umland. Überhaupt Dresden: Die Stadt ist fotogen ohne Ende. Man muss jedenfalls nicht weit fahren. Auch vor der Haustür gibt es schöne Ecken..
Trotzdem helfen Sie am Computer nach, oder?
Ja, ich versuche aber, dabei nicht zu übertreiben und halbwegs natürlich zu bleiben. Ich mag Bilder, die Wärme oder Kälte ausstrahlen. Diese Wirkung erzielt man häufig erst mit Bearbeitungsprogrammen. Da sitze ich dann auch schon mal 15 oder 20 Minuten an einem Foto. Aber das gehört zum Hobby dazu, das macht mir Spaß.
Was machen Sie mit Ihren Fotos?
Ich stelle sie auf meine Instagram-Seite und fertige eigene Kalender. Eine Webseite ist im Aufbau. Einige Firmen haben mich schon um Produktfotos gebeten. Ich habe auch schon ein Nebengewerbe angemeldet. Mein Traum ist es, mit dem Hobby irgendwann auch Geld zu verdienen. Aber jetzt ist das kein Thema.
Welche Fehler machen Anfänger am häufigsten?
Oft wird einfach aus dem Stehen und in die Weite fotografiert. Eine andere Perspektive, zum Beispiel aus der Hocke, kann da schon viel ausmachen. Die Horizontlinie muss nicht in der Mitte sein. Man kann sich einen Vordergrund suchen und das eigentliche Motiv einrahmen. Oder eine Person schaut ins Bild rein. Aber am Ende sind Fotos sowieso immer Geschmackssache.
Das Gespräch führte Steffen Klameth.
Die Geheimtipps unserer Leser

Schleifgrund
Die Bastei ist weltberühmt. Kaum zu glauben, dass es gar nicht weit
entfernt einen Ort gibt, wo man nur selten Menschen begegnet: den
Schleifgrund. Frieder Kempe zeigt dieses und noch mehr Fotos auf
Instagram: @saxon_switzerland_pictures.

Idagrotte
Eine Höhle, durch die man hindurch gehen kann und manchmal auch kriechen muss – und die zu tollen Aussichtspunkten führt: Das Foto von der Idagrotte am Frienstein (Sächsische Schweiz) hat uns Thomas Großmann aus Dresden geschickt.

Hirtstein
Wie ein Fächer präsentiert sich der Basaltaufschluss am Hirtstein. Der 890 Meter hohe Berg im Erzgebirge biete bei schönem Wetter eine geniale Rundumsicht, schreibt Andre Seidel: „Es ist unsere Heimat – zu Fuß, mit dem Radl oder auf Skiern.“

Hockstein
Eine wackelige Angelegenheit, dieser Hockstein. Jens Zeidler hat den 35 Tonnen schweren Brocken im Chemnitztal bei Markersdorf fotografiert. Chemnitz, so schreibt er, wurde übrigens aus dem Slawischen abgeleitet und heißt – Steinfluss.

Wolkenstein
Die Brückenklippe in der Wolkensteiner Schweiz ist nichts für schwache Nerven – und der Weg dahin „nix für wackelige Beine“, schreibt Sophie Burkert zu ihrem Foto. Wer’s trotzdem wagt, wird mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.