Dresden. Seit 14. Dezember sind Sachsens Schüler wegen der Corona-Lage nicht mehr in ihren Schulen. Der Unterricht findet digital statt, inklusive technischer Probleme mit der Lernplattform. Nun hat Sachsens Kultusministerium reagiert und den Lehrplan angepasst: Es gibt neue Vorgaben für den Unterricht, die Prüfungen und Bewertung von Schülerleistungen. „Den Schülerinnen und Schülern sollen trotz schwieriger Umstände kurz- und langfristig keine Nachteile entstehen“, teilte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) mit. Die Gesundheit der Schüler und ihre berufliche Entwicklung stünden an erster Stelle. „Niemand soll fürchten, seinen Schulabschluss später nicht anerkannt zu bekommen. Wir lassen die Schüler nicht im Stich.“
Ob die Bewertungsmaßstäbe für die Abiturprüfungen wegen der Corona-Pandemie angepasst werden, ist noch nicht klar. Das soll mit der Kultusministerkonferenz abgestimmt werden, teilt das Ministerium mit. Analog dazu wird die Anpassung des Bewertungsmaßstabs für die Abschlussprüfungen an den Oberschulen geprüft.
Bildungsempfehlung am 10. Februar
Die Leistungen der Grundschüler können prinzipiell benotet werden. Allerdings sollten die Lehrkräfte „ihre Ermessungsspielräume wohlwollend auslegen und im Zweifel zugunsten der Schüler anwenden“, heißt es. Die Kompetenztests in Klasse 3 entfallen. Die Halbjahresinformation bekommen die Grundschüler am 10. Februar, Förderschüler im Zeitraum vom 10. bis 15. Februar. Die Bildungsempfehlung für die Viertklässler wird ebenfalls am 10. Februar 2021 erteilt.
Oberschulen: Fächer können abgewählt werden
Realschüler in der 10. Klasse können bis zu drei Fächer abwählen. Bis spätestens 26. Februar müssen sie sich für ein naturwissenschaftliches Prüfungsfach entscheiden, nur in dieser Naturwissenschaft werden die unterrichtet. Außerdem können sie zwei weitere Fächer abwählen, in denen keine mündliche Prüfung stattfinden soll. Der Unterricht in diesen Fächern ist dann nicht mehr verbindlich. Hauptschüler können ebenso bis zu drei Fächer abwählen, in denen sie nicht mündlich geprüft werden.
Ab 3. Mai soll sich der Unterricht nur noch auf die Prüfungsfächer konzentrieren. Bereits zu Schuljahresbeginn wurden Themen benannt, auf die in diesem Jahr als Prüfungsschwerpunkt verzichtet wird. Für die Abschlussprüfungen stehen in diesem Schuljahr zwei Termine zur Verfügung. Der Ersttermin ist der reguläre Termin. Allerdings dürfen die Prüflinge „nur aus wichtigem Grund“ nicht am regulären Termin teilnehmen. Für alle schriftlichen Prüfungen haben die Schüler jeweils 15 Minuten mehr Zeit.
Neu ist die Möglichkeit, das Abschlussjahr freiwillig zu wiederholen, ohne das es auf die Verweildauer an der Schule angerechnet wird. Die Wiederholung gilt in diesem Falle nicht als Wiederholung wegen Nichtversetzung, heißt es.
Weniger Themen in der Abiturprüfung
Auch die Abiturienten müssen für die schriftlichen Prüfungen nicht sämtlichen Unterrichtsstoff parat haben. So fallen als Prüfungsschwerpunkt unter anderem Matrizen im Leistungskurs Mathematik weg, im Leistungskurs Geschichte der vierte Koalitionskrieg gegen Napoleon und im Leistungskurs Englisch wird kein Drama von William Shakespeare ein Prüfungsschwerpunkt sein.
Genau wie zu den Abiturprüfungen im Frühjahr 2020 können die Schüler zwischen zwei Prüfungsterminen wählen. „Wer sich zum Ersttermin noch nicht in der Lage sieht, die Prüfung abzulegen, kann auf den Zweittermin ausweichen“, heißt es. Die Schüler haben in allen schriftlichen Prüfungen 30 Minuten mehr Zeit. Um eine faire Benotung sicherzustellen, finden die Zweit- und auch Drittkorrekturen der Abiturprüfungen an der jeweiligen Schule statt. Die Lehrer wissen, welche Prüfungsinhalte an der Schule nicht ausreichend behandelt werden konnten.
Teilöffnung der Schulen "verantwortungslos"
Kritik an den Plänen kommt von Lehrerverbänden und der Gewerkschaft. Das Festhalten am Abiturfahrplan sei nicht angemessen, heißt es vom Philologenverband Sachsen. Die Vertretung der Gymnasiallehrer forderte, die Prüfungstermine zu verschieben. Angesichts der zeitlichen Spielräume im langen Schuljahr sei das möglich. „Für eine Rückkehr zum Präsenzunterricht ist es angesichts der Corona-Lage noch zu früh“, sagte der Vorsitzende Thomas Langer.
Dass die 12. Klassen der Gymnasien ab Montag nur in ihren Prüfungsfächern unterrichtet und die Inhalte der anderen Kursfächer nach den Prüfungen im Schnelldurchlauf nachgeholt werden, sei impraktikabel für die Schulen, demotivierend für die Abiturienten und sehr belastend für die Lehrkräfte. „Zudem entspricht diese Planung nicht unseren Zielen von vertiefter Allgemeinbildung und Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler“, so Langer.
Auch die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissen (GEW) hat die geplante Teilöffnung der Schulen kritisiert. Das sei verantwortungslos, teilt die GEW mit. Sie fordert, die Schulen komplett bis zu den Winterferien geschlossen zu halten. Andere Bundesländer mit deutlich niedrigeren Infektionszahlen, wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen, halten ihre Schulen bis Ende Januar geschlossen“, sagte die Vorsitzende Uschi Kruse. Sie rechnet damit, dass der Präsenzunterricht erneut zu Infektionen und Quarantänemaßnahmen an Schulen führen wird.