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So läuft das Geschäft mit den Corona-Schnelltests

Wer kontrolliert, ob Betreiber von Testzentren richtig abrechnen? Offenbar niemand so richtig. Das legt ein Report von ARD und Süddeutscher Zeitung nahe.

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Pro Schnelltest können Betreiber von Testzentren bis zu 18 Euro abrechnen. Ob die abgerechnete Anzahl der Tests stimmt, wird offenbar kaum überwacht.
Pro Schnelltest können Betreiber von Testzentren bis zu 18 Euro abrechnen. Ob die abgerechnete Anzahl der Tests stimmt, wird offenbar kaum überwacht. © Julian Stratenschulte/dpa (Symbolbild)

Dresden. So lange man nicht vollständig geimpft ist oder als genesen von einer Ansteckung mit dem Coronavirus gilt, ist das Vorlegen eines negativen Schnelltests Voraussetzung, um Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Aber auch für das Betreten von Schulen und Kitas sind sie unerlässlich.

Die tägliche Nachfrage ist bundesweit immens. Neben Testzentren von anerkannten Hilfsorganisationen bedienen diese mittlerweile auch Restaurantbetriebe, Fitnessstudios oder Friseure. Die behördliche Kontrolle über Zahlen und Daten: kaum vorhanden. So das Ergebnis einer Investigativrecherche von ARD und Süddeutscher Zeitung.

Dem Report zufolge würden allein im Monat Mai durch Coronatests Kosten von rund einer Milliarde Euro entstehen, finanziert aus Steuermitteln. Die Rede ist von 50 bis 60 Millionen durchgeführten Tests, für die Betreiber von Testzentren bis zu 18 Euro pro Test abrechnen können. Doch ob die an die Gesundheitsämter übermittelten Zahlen stimmen, sei zu bezweifeln.

Hat ein Betreiber viermal mehr abgerechnet als durchgeführt?

ARD und Süddeutsche Zeitung stützen sich in ihren Recherchen auf Beobachtungen bei drei verschiedenen Testzentren eines Unternehmers und früheren Fußballmanagers aus Nordrhein-Westfahlen. Dessen Unternehmen betreibt deutschlandweit über 30 Testzentren. In den Städten Münster, Köln und Essen zählten Reporter jeweils einen Tag lang alle Personen mit, die sich in den mobilen Zentren, die vor Baumärkten oder Möbelhändlern standen, hatten testen lassen.

Ihre Zählungen verglichen die Reporter schließlich mit den von dem Unternehmer offiziell für die jeweiligen Zentren abgerechneten und beim zuständigen Ministerium in dem Bundesland eingereichten Tageszahlen. Diese unterschieden sich deutlich. Teilweise wurden viermal mehr Tests abgerechnet, als offensichtlich durchgeführt wurden. Der Unternehmer erklärte das damit, dass er die Zahlen mehrerer Testzentren zusammenrechne. Diese Praxis sei nach Angaben der betreffenden Behörden allerdings weder rechtens noch abgestimmt.

Neben diesem Beispiel belege auch der Fakt, dass manche Bundesländer gar nicht wüssten, wie viele Tests pro Tag überhaupt durchgeführt und abgerechnet würden, die chaotische Organisation. Der Grund dafür liege, so ARD und Süddeutsche, in der Testverordnung des Bundes. Darin steht: "Die zu übermittelnden Angaben dürfen keinen Bezug zu der getesteten Person aufweisen." Und das bedeutet: Niemand kann prüfen, ob wirklich die angegebene und abgerechnete Anzahl an Tests durchgeführt worden sind. (SZ/fad)

Den ganzen Report lesen Sie hier: