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So impft die Welt gegen Corona

Weltweit hoffen Milliarden auf den Pieks gegen Corona. Einige Länder preschen voran, andere hinken hinterher. Woran liegt das? Ein Vergleich der Impf-Kampagnen.

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Impfen mit Vollgas: In den USA läuft die Kampagne auf Hochtouren, wie hier auf einem Parkplatz eines Sportzentrums in Houston.
Impfen mit Vollgas: In den USA läuft die Kampagne auf Hochtouren, wie hier auf einem Parkplatz eines Sportzentrums in Houston. © Houston Chronicle/AP

Von unseren Korrespondenten André Anwar, Sara Lemel, Ulf Mauder, Hans-Jörg Schmidt, Thomas Spang und Jochen Wittmann

Auf Fair Isle haben sie es geschafft. Die Insel im äußersten Norden Schottlands gilt als der abgelegenste Flecken des britischen Archipels, auf dem Menschen zu Hause sind. Seit dieser Woche hat das Eiland zwischen den Orkney- und Shetland-Inseln noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Alle Erwachsenen sind dort jetzt vollständig gegen das Coronavirus geimpft, und zwar mit Astrazeneca – insgesamt 48 Frauen und Männer.

Große Teile der Welt können davon bislang nur träumen. Vor Monaten, seit es die ersten Impfstoffe gibt, liefen die staatlichen Kampagnen an, mit unterschiedlichem Erfolg. Während es in Deutschland und der EU immer noch schleppend vorangeht, haben vor allem die USA und Israel rasant aufgeholt. Der Kampf um die beste Strategie ist auch ein Kampf um die Bestellung und Verteilung der Impfstoffe. Dabei haben vor allem die armen Länder das Nachsehen.

„Bei dem Anspruchsdenken, immer global führend zu sein, vergessen wir, wie groß die Privilegien sind, die wir genießen – auch in dieser Pandemie und in Bezug auf Impfungen“, sagt Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Menschen in Afrika würden im Schnitt ihre Impfungen ein bis zwei Jahre später erhalten als die Menschen in Europa oder den USA. Das sei nicht nur aus moralischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen ein Problem, so Fratzscher: „Die Corona-Pandemie wird nur vorbei sein, wenn sie in allen Ländern ein Ende gefunden hat.“

Doch auch viele reiche Industrieländer sind noch weit von einer Herdenimmunität entfernt. Es gibt immer wieder Rückschläge, etwa durch Impfstoffe, die wegen des Risikos seltener, aber schwerer Nebenwirkungen an Vertrauen verlieren. Ein Vergleich verschiedener Länder und ihrer Impfkampagnen zeigt aber auch, dass das Handeln der Politik und die Einstellung der Bevölkerung beim Erfolg oder Misserfolg die größten Unterschiede ausmachen. Hier berichten Korrespondenten in sechs ausgewählten Ländern, wie die aktuelle Situation ist und wie es weitergehen soll.

USA: Impfen ist Chefsache

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