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Corona: So lockert der Kreis Görlitz ab Montag

Manches steht fest, anderes ist von einer doppelten Inzidenz unter 100 abhängig. Hier gibt es alle Details zu Lockerungen und Corona-Lage im Kreis Görlitz.

Von Sebastian Beutler
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Landrat Bernd Lange will so viel lockern, wie möglich ist
Landrat Bernd Lange will so viel lockern, wie möglich ist © Nikolai Schmidt (Archiv)

Der Landkreis Görlitz will ab Montag so viel lockern, wie die Corona Verordnung des Freistaates zulässt. Der Görlitzer Landrat Bernd Lange zeigte sich nach Abstimmungen mit Dresden und unter den sächsischen Landräten dankbar, dass nun erstmals eine Öffnungsstrategie seit Mittwoch vorliegt. So könne sich die Bürgerschaft orientieren, ab welchem Punkt, welche Freiheit zurückgewonnen werden kann. "Es liegt an uns, ob wir Ostern in einem Biergarten sitzen können", erklärte er am Freitag vor Journalisten.

Sichere Lockerungen ab Montag:

Im Einzelnen werden ab Montag die Buchläden, Blumengeschäfte, Gartenmärkte als Geschäfte des täglichen Bedarfs eingeschätzt und dürfen unter bestimmten Bedingungen aufmachen. Die Einschränkungen beziehen sich vor allem auf die Anzahl der Kunden im Geschäft, sind aber nicht von einer bestimmten Inzidenz abhängig. Dasselbe trifft auch auf die Fahrschulen zu.

Wahrscheinliche Lockerungen ab Montag

Andere Lockerungen sind an eine doppelte Inzidenz-Bedingung geknüpft. Falls am Sonntag die 7-Tage-Inzidenz sowohl des Freistaates als auch des Kreises Görlitz unter 100 liegt, dann können auch körpernahe Dienstleistungen wie vor allem die Kosmetiker wieder öffnen. Physiotherapeuten und Fußpflege-Salons könnten dann ab Montag auch wieder Patienten behandeln, die ohne Rezept kommen. Hier war aber noch strittig, ob bei allen körpernahen Dienstleistungen - außer Friseuren - ab Montag alle Kunden oder Patienten ein Negativ-Testergebnis vorlegen müssen.

Ebenfalls unter der Voraussetzung der doppelten Inzidenz unter 100 könnte der Einzelhandel ab Montag öffnen für Click & Meet, also Shoppen mit zuvor vereinbarten Terminen. Und schließlich wäre dann auch Individualsport im Freien möglich.

Anders als am Mittwoch verabredet, will Sachsen offenbar Museen, Zoos und Tierparks erst ab 15. März bei einer doppelten Inzidenz von 100 die Möglichkeit einräumen, Besucher nach vorheriger Terminanmeldung zu begrüßen.

Wegfallen werden ab Montag die Ausgangsbeschränkungen am Tage. Bislang durfte man nur aus triftigem Anlass wie Arbeit, Schule, Einkaufen sein Zuhause tagsüber verlassen. Auch das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen entfällt. Sollte die Inzidenz über 100 steigen, treten beide Vorschriften wieder in Kraft.

Keine Abstriche wird es an der Maskenpflicht auf öffentlichen Straßen und Plätzen geben, wo sich viele Menschen begegnen. Landrat Bernd Lange appellierte auch an alle, sich an diese Regel zu halten. Sie wäre leicht zu befolgen und biete einen guten Schutz. Zumal, wenn die Mobilität in den nächsten Tagen aufgrund der Lockerungen steigen wird.

Nur noch wenige Fälle in Altenheimen

Noch sieht es so aus, als wenn die doppelte Inzidenz von unter 100 in Sachsen und im Kreis Görlitz gehalten wird. Aber die Zahlen an der Neiße steigen wieder. Am Freitag meldeten Labore und Praxen an das Kreis-Gesundheitsamt 32 Neuinfektionen, darunter fünf Kinder. Das waren wieder zehn Neuinfektionen mehr als am Freitag vergangener Woche, die 7-Tage-Inzidenz im Kreis stieg auf 78. Das Robert-Koch-Institut, dessen Angaben entscheidend sind, bezifferte die Inzidenz für den Kreis am Freitagmorgen mit 67 - auch leicht steigend im Vergleich zum Donnerstag.

Die aktuelle Lage ist aber deutlich besser als noch im Januar. Das liegt vor allem an der Beruhigung der Situation in den Pflegeheimen. Nach Angaben von Sozialbeigeordneter Martina Weber stehen noch einzelne Wohngruppen in zwei Altenheimen in Niesky und Löbau unter Quarantäne. Dort waren zwölf Bewohner und vier Mitarbeiter positiv getestet worden. In der Pandemie waren bislang 65 Pflegeheime ganz oder teilweise unter Quarantäne, 1.372 Bewohner waren corona-positiv und 467 Mitarbeiter. Rund 250 Heimbewohner starben im Zusammenhang mit dem Coronavirus während ihrer Quarantäne.

Wenige Fälle der britischen Mutante

Vor allem auf zwei Entwicklungen richtet sich im Moment der Blick der Gesundheitspolitiker. Da ist zum einen die britische Variante des Coronavirus, die ansteckender ist. Bei den Neuinfektionen am Freitag waren erneut vier Mutationen darunter. Unter den 232 derzeit aktiven Infektionen macht der britische Virus-Typ aber nur fünf Prozent aus. Das ist wesentlich weniger als sonst in Deutschland, wo sein Anteil bereits auf 40 bis 50 Prozent geschätzt wird. Einen Grund dafür können die Gesundheitspolitiker nicht nennen. Allerdings werden nur fünf bis zehn Prozent aller Neuinfektionen auf die britische Variante untersucht, es bleibt also eine Dunkelziffer.

Corona-Fälle in Kitas und Schulen

Die britische Mutante spielte auch beim Corona-Ausbruch in einer Kita in der nördlichen Gemeinde Gablenz eine Rolle. Zwei Fälle sind dort unter den Infizierten nachgewiesen worden, die Einrichtung wurde vom Träger mittlerweile vorübergehend geschlossen. Tatsächlich schauen die Gesundheitspolitiker, das ist die zweite Entwicklung, sehr genau auf das Geschehen in den Schulen und Kitas hin nach deren vorsichtiger Öffnung.

Landrat Bernd Lange sieht in ihnen zwar keine Hotspots, sie würden aber zur Verbreitung des Virus' beitragen. Das habe auch der Herbst gezeigt, 14 Tage nach ihrer Schließung hätte es eine Entlastung gegeben.

Im Moment gibt es Corona-Fälle in neun Grund-, Förderschulen und Gymnasien im Landkreis. Hier sind 15 Schüler und zwei Lehrer corona-positiv getestet worden. Ebenso sind in acht Kitas im Landkreis Coronafälle aufgetreten, bei zehn Kindern und zehn Erziehern. Die Einrichtungen liegen in Görlitz, Olbersdorf, Ebersbach-Neugersdorf, Großschönau, Herrnhut, Löbau, Zittau, Kodersdorf, Weißwasser und Gablenz. Im Zusammenhang mit den Schulen und Kitas stehen 251 Kontaktpersonen der Kategorie 1 in Quarantäne.

Da ab 15. März auch alle anderen Schüler an die Schulen zurückkehren sollen, ist auch nach Ansicht von Amtsärztin Annegret Schynol nicht auszuschließen, dass die Infektionszahlen unter Schülern steigen. Die Öffnung ist aber verbunden mit einem Pflicht-Schnelltest in der Woche.

Kostenlose Schnelltests ab 8. März noch unsicher

Ab Montag soll auch jedem Bürger ohne Symptome ein Schnelltest pro Woche kostenlos zur Verfügung stehen. Doch Landrat Bernd Lange zeigte sich skeptisch, dass bereits ab Montag dieses neue Testsystem überall im Landkreis verfügbar ist. Der Bund muss zunächst verbindlich die Kostenübernahme zusichern. Das geschieht über eine Testverordnung, die noch am Freitag erwartet wurde. Anschließend kann der Landkreis Apotheken, Ärzte und andere Testcenter mit den Schnelltests beauftragen. Doch dann müssten auch ausreichend Schnelltests zur Verfügung stehen. Lange rechnete eher damit, dass ab Mitte bis Ende der kommenden Woche das System steht.

Der Anspruch auf einen kostenlosen Schnelltest besteht aber bereits ab Montag. Wer beispielsweise am Montag schon zum Kosmetik-Termin bestellt ist, dem rät Lange, einen Schnelltest auf eigene Rechnung zu machen, die Rechnung aufzuheben und dann bei den Teststellen zu verrechnen, wenn das System läuft.

Weitere Todesfälle im Landkreis

Bei all den Lockerungen - noch immer sterben Menschen am und mit dem Coronavirus. Der Kreis verzeichnete am Freitag sieben weitere Todesfälle. So starben zwischen dem 6. Januar und dem 24. Februar vier Frauen und drei Männer im Alter von 62 bis 94 Jahren. Sie stammen aus Löbau (2), Gablenz, Großschweidnitz, Schleife, Weißwasser und Zittau (je einer). Seit Pandemiebeginn sind 956 Einwohner des Kreises im Zusammenhang mit Corona gestorben.

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